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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Brücke nach und dann auch oben, aber er war nicht da.
    Langsam ging ich über den Friedhof und schaute hinter stehenden Grabsteinen nach einem möglichen Schlupfloch oder Kämmerchen, in das er sich vielleicht verkrochen hatte. Dann kamen einige Mausoleen und ich versuchte, jede der Türen zu öffnen. Doch sie wollten ihre Geheimnisse oder ihre Toten nicht preisgeben; ich musste also woanders weitersuchen.
    Das Rasenmähergeräusch kam näher. Ich setzte mich auf eine kleine, grasbewachsene Lichtung, um zu warten, bis es vorüber war. Doch ich hielt die Augen offen und suchte den Hang weiter nach ihm ab – nach einem Aufblitzen seiner Kleidung oder seines Haars … Caspian musste hier irgendwo sein. Es gibt natürlich unendlich viele Möglichkeiten, wo er sich aufhalten kann, also werde ich ihn nie zufällig antreffen … Ich schob diesen Gedanken beiseite.
    Etwas sagte mir, als Nächstes in die Richtung der alten holländischen Kirche zu gehen, also machte ich mich dorthin auf den Weg. Dahinter stand eine alte Scheune. Vielleicht war er dort.
    Sie war mit einer Kette verschlossen, doch einer der Torflügel wackelte, als ich daran rüttelte. Ich schaute durch den Spalt in das Halbdunkel. Es waren ein paar Ackergeräte zu sehen und an der Rückseite lagerten ein paar klobige, abgedeckte Sachen. Wenn ich nur ein bisschen mehr sehen könnte. Ich bearbeitete das Scharnier und tatsächlich bewegte sich der Torflügel ein Stückchen. Sonnenlicht fiel bis in den hinteren Teil der Scheune und ich erkannte nun ein paar Schubkarren und einen rostigen Rasenmäher, der aussah, als hätte er seit Langem ausgedient.
    Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Einfach noch eine Weile herumlaufen? Auf die andere Seite gehen? Oder vielleicht sollte ich zum Haupttor zurückgehen. Er könnte da drüben sein …
    Eine plötzliche Bewegung fiel mir ins Auge, ich blickte auf. Ein Aufleuchten weißblonder Haare. Eine Gestalt stand neben einem gigantischen Mausoleum, das unweit von Washington Irvings Grab in den Hügel hineingebaut war.
    Ich versuchte mit aller Kraft, meine Hoffnung nicht gleich wieder aufkeimen zu lassen, und beobachtete zunächst, wie er auf die andere Seite des Friedhofs ging. Sobald er nur noch als Fleck am Horizont zu erkennen war, ging ich den Pfad zum Mausoleum hinauf.
    Meine Aufregung kämpfte gegen die Nervosität an, als ich den höchsten Punkt des Hügels erreicht hatte und vor der Krypta stand. Ich kannte dieses Grabmal. Ich war jedes Mal daran vorbeigekommen, wenn ich zu Washington Irving gegangen war.
    Mit einem Blick stellte ich sicher, dass niemand mich beobachtete, dann trat ich an die Tür und legte die Hand auf die Klinke. Sie gab nach und die Tür öffnete sich mit überraschender Leichtigkeit nach innen. Ich befand mich in einer großen, fensterlosen, steinernen Kammer. Einige Kerzenstümpfe an den Wänden verbreiteten ein trübes Licht.
    Die Temperatur war hier spürbar niedriger. Der Schweiß auf meinem Rücken war im Nu weggetrocknet. Plötzlich stieg Angst in mir hoch – ich stellte mir vor, wie sich die Krypta drohend vor mir auftat und sich dann um mich schloss, mich ins Innere der Erde zog und ich um Hilfe schrie … Hör auf, so etwas zu denken!
    Ich verdrängte das Bild und streckte eine Hand aus, um im Gleichgewicht zu bleiben. Doch die Wände waren voller Spinnweben und so zog ich meine von feinen Fäden bedeckten Finger hastig wieder zurück. Ich versuchte, sie am groben Stoff meiner Shorts abzuwischen, doch sie schienen überall kleben zu bleiben.
    Dann sah ich mir eine der Kerzen näher an. Sie waren staubig und schon ziemlich vergilbt, stammten also eindeutig aus einer früheren Zeit. Ich fuhr mit einem Finger über heruntergetropftes Wachs und bemerkte, dass es sich schwerer und irgendwie grober anfühlte als bei den Kerzen, die man heute kannte. Woraus waren diese gemacht? Schmalz? Talg?
    Nicht alle Kerzen brannten, doch sie zogen sich in einer Linie von oben nach unten durch den Raum und nun erkannte ich auch, dass sie bestimmte Stellen markierten. Jede Kerze stand für eine Person, die hier begraben lag. Dies war eine große Familie gewesen.
    Ich nahm mir eine der Kerzen und trat vor einen großen Quader aus schwarzem Marmor. Trotz einer dicken Staubschicht konnte ich feine Goldadern erkennen, die den Stein durchzogen und mich anfunkelten. Ich wischte über die völlig verschmutzte Namenstafel und las: MONTGOMERY ABBOTT 1759-1824. Wenn dieser Mann ein derart großes

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