Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
jetzt gut beleuchtet. Caspian saß über einen seiner provisorischen Tische gebeugt, auf dem Karton vor ihm stand eine Kerze. Er hielt einen Finger hoch, um mir zu bedeuten, dass ich warten solle.
    »Ich wusste nicht, wann du kommst. Bin fast fertig.« Er bearbeitete etwas mit den Händen. Silber blitzte im Licht auf und ein besonderer Geruch lag in der Luft. Wie schmelzender Draht.
    »Was ist das für ein Geruch?«
    »Von meinem Lötkolben. Ich habe ihn vorhin benutzt.« Er hielt das Teil, an dem er arbeitete, ins Licht und sah es prüfend an. Dann nickte er und drehte sich zu mir um.
    Ich wurde plötzlich schüchtern. »Hi …«
    »Hi.« Er ließ das Ding in der Hand verschwinden und kam zu mir. »Ich dachte, du würdest es dir vielleicht anders überlegen. Warum bist du wiedergekommen, Abbey?«
    Was soll ich darauf antworten? »Neugier«, stieß ich hervor. »Ich habe eine Menge Fragen.«
    »Oh. Richtig.« Er bekam ein langes Gesicht und wandte sich ab. Ich trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, ließ sie dann jedoch wieder sinken.
    »Was möchtest du wissen?« Er steckte den Gegenstand in seiner Hand in die Gesäßtasche.
    »Erzähl mir, wie dieser erste Tag war. Der Autounfall. Und danach. Woran erinnerst du dich? Wie bist du hierher gekommen?« Bist du hier begraben?, wollte ich ihn schon fragen, konnte es aber gerade noch zurückhalten.
    Caspian blickte auf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Du fängst nicht gerade mit den leichten Fragen an, was? Was ist meine Lieblingsfarbe, wann habe ich Geburtstag …«
    »Oh, das will ich alles auch wissen, aber erst später.«
    Er schloss die Augen. »Es war am Tag nach Halloween. Das weiß ich noch … Mein Dad bat mich, ihm etwas auf einem Schrottplatz zu besorgen. Das tat ich auch, aber ich brachte das falsche Teil nach Hause. Als ich ankam, brüllte er, dass ich nie etwas lernen und nie einen richtigen Job bekommen würde, wenn ich nicht besser aufpasste. Ich antwortete mit einer besserwisserischen Bemerkung und sagte ihm, dass ich sowieso nie so ein bescheuerter Autobastler werden wolle wie er. Dass ich nicht ein Leben lang dreckige Fingernägel und aufgerissene Knöchel haben wollte. Und dann bin ich abgehauen.«
    Er öffnete die Augen und sah mich an, aber ich merkte, dass er mich nicht wirklich sah.
    »Ich wollte zurückfahren und das richtige Teil holen. Ich weiß nicht, ob er das jemals mitgekriegt hat. Ich habe es ihm nie gesagt …« Seine Miene war todtraurig, ich sehnte mich danach, ihn in die Arme zu nehmen.
    Aber ich konnte es nicht.
    »Das Nächste, woran ich mich erinnere … ich saß am Straßenrand. Einfach so. Es war dunkel. Ich versuchte herauszufinden, wo ich war. Aber ich hatte diese große, klaffende Lücke in meinem Gedächtnis. Wie ein höllischer Kater, aber ohne die Übelkeit.«
    Meine Erfahrungen mit Alkohol beschränkten sich auf gelegentliche Schlückchen Wein bei besonderen Essen und Hochzeiten und so wusste ich nicht, wie sich so ein »höllischer Kater« anfühlte. Die klaffende Lücke kannte ich aber sehr wohl. Diese Erfahrung hatte ich gemacht, als Kristen starb.
    »War irgendjemand in der Nähe? Polizei, Feuerwehr, irgendwelche Leute?«
    Caspian schüttelte den Kopf. »Nein. Ich saß da ganz allein und mein Auto war verschwunden. Jetzt, wo ich daran denke – da waren nicht einmal Glassplitter auf der Straße oder so. Ich weiß auch nicht, wie viel Zeit vergangen war. Ich ging dann einfach irgendwann nach Hause zurück. Dad schlief, als ich heimkam, und ich ging auch ins Bett. Ich dachte, ich würde mein Auto am Morgen sicher wiederbekommen.«
    Er unterbrach sich und begann, auf und ab zu laufen. »Ich muss eine ganze Weile geschlafen haben … oder so … ich glaube, ich bin erst ein paar Tage später wieder aufgewacht. Ich weiß nicht, wieso, aber die Zeit vergeht jetzt anders für mich. Schneller.« Er schaute zu einem der Kartons und ich folgte seinem Blick zu dem Wecker, der dort stand.
    »Deshalb habe ich den da«, sagte er und zeigte darauf. »Jedes Mal, wenn ich mich mit dir treffen sollte, musste ich ihn mir stellen.«
    »Die Zeit vergeht schneller? Wie?«
    »Ich kann es nicht erklären. Aber wenn ich die Augen schließe, falle ich sozusagen in diese Leere. Ich weiß nicht, was das ist. Vielleicht geht mein Körper auf eine Astralebene, oder in den Himmel … oder irgendwohin, wo ich eben sein sollte.«
    »Wanderst du dann in der Vergangenheit oder in der Zukunft?«, scherzte

Weitere Kostenlose Bücher