Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
ich. »Trägst du Ketten? Oder hängst du im Speicher eines alten Hauses ab?«
    Er blickte mich verständnislos an.
    »Du weißt schon. ›Geist der vergangenen und der zukünftigen Weihnacht‹ und so? Hast du denn nie den Film Die Geister, die ich rief … mit Bill Murray gesehen? Und die Ketten und der Speicher sind von Häusern, in denen es spukt. Genau genommen bist du ja ein Geist.«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst«, meinte Caspian sarkastisch.
    Ins Fettnäpfchen getreten.
    »Nein, keine Ketten oder Spukhäuser. Nur Kalenderseiten, die immer schneller umgeblättert werden müssen. Was für dich ein Tag ist, kann für mich eine Woche sein. Oder ein Monat. Immer wenn ich sagte, ich treffe dich zu einer bestimmten Zeit, musste ich mir wie gesagt den Wecker stellen, damit ich den Termin nicht versäumte.«
    »Warum machst du dann überhaupt die Augen zu und begibst dich in diese schwarze Leere? Warum bleibst du nicht einfach die ganze Zeit wach? Musst du denn schlafen?«
    Er blickte mir direkt in die Augen. »Es ist nicht so wie vorher, als ich noch lebte. Ich muss nicht schlafen. Aber manchmal überkommt mich diese Müdigkeit …« Er unterbrach sich und fuhr dann fort: »Hast du je gespürt, wie die Zeit dahinkriecht? Hast du dir je so verzweifelt gewünscht, die Stunden mögen vergehen, dass du alles dafür getan hättest? Weißt du, wie das ist?«
    »Ja«, flüsterte ich. »Als Kristen starb. Nach ihrer Beerdigung. Nachdem ich dich das erste Mal getroffen hatte … Ich konnte nicht schlafen. Meine Träume waren grässlich, deshalb zwang ich mich, wach zu bleiben. Es wurde so schlimm, dass ich das Gefühl hatte, Kristen sei wieder hier bei mir. Dass sie … zurückgekommen sei.«
    Er blickte mich verständnisvoll an. »Manchmal bin ich wochenlang nicht aufgewacht.«
    »Was hat sich verändert?« Ich wartete angespannt auf seine Antwort.
    »Du« ,sagte er. »Ich habe dich und Kristen hier oft gesehen. Wenn ihr um mich wart, konnte ich Farben sehen. Ich wusste, das musste bedeuten, dass ihr anders seid.«
    Ich lächelte. »Was hast du gesehen – meine Aura?«
    »Nein. Deine Schönheit.«
    Mein Herz tat einen Sprung und schlug plötzlich mit der dreifachen Geschwindigkeit. Es pochte so heftig, dass ich mir eine Hand auf die Brust legte aus Angst, es könnte herausspringen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Was ist los? Musst du dich hinsetzen?«
    Seine Besorgnis um mich war hinreißend. »Nein, es geht mir gut. Ich muss mich nicht setzen. Aber bevor du einem Mädchen so etwas sagst, musst du es warnen. Mein Herz macht gleich einen Luftsprung.«
    Plötzlich wirkte Caspian ganz schüchtern und verschämt. Das gefiel mir fast so gut wie seine Besorgnis um mich. Aber der arme Junge tat mir auch leid. »Erzähl mir, was mit deinem Dad passiert ist. Als du schließlich aufgewacht bist.«
    »Ich versuchte, mit ihm zu reden, aber er antwortete nicht. Ich dachte, vielleicht ist er einfach sauer wegen der Sache mit dem Auto, und ging hinaus, um ihm ein wenig Raum und Zeit zu lassen. Draußen sah ich ein paar Leute auf dem Gehweg und sagte etwas zu ihnen. Aber sie ignorierten mich auch.«
    Er ging zur Bank hinüber und setzte sich. Er sah traurig aus. Ich setzte mich zu ihm.
    »Tage- … oder wochenlang … ich weiß es nicht wirklich, bin ich auf den Straßen herumgelaufen und habe aus Leibeskräften geschrien. Versuchte, jeden anzuhalten, der mir über den Weg lief. Suchte nach jemandem, der mir sagen konnte, was los war. Sogar zur Polizei bin ich gegangen. Setzte mich bei denen hin und wartete den ganzen Tag. Nichts veränderte sich.«
    Ich schüttelte den Kopf, entsetzt über seine Worte. »Bist du … sind Dinge … Menschen … durch dich hindurchgegangen?«
    Caspian antwortete nicht. Er sah mich einfach nur an. Ich wünschte mir so sehr, ihn zu berühren, dass ich meine Finger ineinander verkrallte, um nicht wieder die Hand nach ihm auszustrecken. »Du musst geglaubt haben, verrückt zu werden«, flüsterte ich. »So, als ob alle um dich herum sich gegen dich verschworen hätten.«
    »Genau so habe ich mich gefühlt.«
    »Wie bist du hierher gekommen? Auf den Friedhof?«, fragte ich ihn. »Bist du …?«
    »Ich bin nicht hier begraben. Für eine Weile blieb ich einfach in meinem alten Zimmer. Das war nicht schwer. Ich hatte keinen Hunger oder Durst, also brauchte ich auch nichts. Ich versuchte, alles so zu lassen, wie es war, für den Fall, dass mein Dad etwas bemerkte, aber er ging nie in mein Zimmer und

Weitere Kostenlose Bücher