The Haunted
Augen blieben geschlossen, ich spürte, wie ich in den Schlaf hinüberglitt.
»Rühreier … mit Schinken dazu.« Seine Stimme entfernte sich und war gleichzeitig überall. »Schläfst du gleich ein, Abbey?«
Ich kämpfte dagegen an. »Nööö …«, hörte ich mich sagen. »Caspian, geh nicht weg, okay? Ich will nicht, dass sie mich erwischen.«
»Keine Bange. Ich bleibe bei dir.«
Alles war bereits verschwommen, doch ich versuchte, so lange wach zu bleiben, dass ich ihm noch eines sagen konnte. »Ich bin froh … dass du … meinetwegen Farben siehst, Caspian.«
»Ich auch, Abbey«, erwiderte er leise. »Träum was Schönes.«
Kapitel zwölf – Alte Freunde
»Der Hauptteil der Geschichten drehte sich indessen um das Lieblingsgespenst aus der schläfrigen Schlucht, den Kopflosen Reiter, den man erst kürzlich mehrere Male durch die Gegend hatte ziehen gehört, und der, wie man sagte, nächtlich sein Pferd unter den Gräbern auf dem Kirchhofe anbände. «
Sleepy Hollow von Washington Irving
»Abbey … Abbey …«
Langsam öffneten sich meine Augen und ich erkannte Caspians Gesicht. »Was machst du hier?«, fragte ich, während ich mir die Augen rieb. Die Haare hingen mir ins Gesicht, ich schob sie beiseite.
»Ich bin hier, weil ich hier wohne, erinnerst du dich? Du bist mich besuchen gekommen.«
Richtig. Ich war von zu Hause abgehauen. »Mist! Ich muss nach Hause! Wie spät ist es? Meine Eltern werden mich umbringen!«
»Keine Panik. Du hast nur eine Stunde geschlafen. Hast noch jede Menge Zeit, nach Hause zu kommen, bevor sie aufwachen.«
Ich drehte stöhnend meinen steifen Hals. Mein Hirn wurde langsam wach und ging bereits voll in den Overdrive. Sind meine Haare eine Katastrophe? Habe ich schlechten Mundgeruch? Oder gar gesabbert … Ich hoffe doch nicht. Oh Gott, schnarche ich etwa?
Ich wusste nichts zu sagen und so faltete ich sorgfältig das Jackett zusammen. Würde ein Danke, dass du mich in deiner Gruft hast schlafen lassen genügen?
Was jedoch herauskam war: »Bist du die ganze Zeit wach geblieben?« Sobald ich das gesagt hatte, hätte ich mich am liebsten in den Hintern getreten. Wieso kann ich nicht witzig sein? Ich war zu ewiger Unwitzigkeit verdammt.
Caspian lächelte mir zu. »Ja, ich bin wach geblieben. Ich wollte nicht die Augen zumachen und in die … Dunkelheit fallen.« Dann stieß er hervor: »Ich bin aber nicht hier sitzen geblieben und habe dich die ganze Zeit angestarrt oder so. Ich habe gelesen.«
Nun, das war irgendwie tröstlich und enttäuschend zugleich. »Ich hoffe, ich habe nicht geschnarcht.«
»Nö. Hast du wieder schlecht geträumt?«
»Nö. Nicht mehr.«
Er stand auf und scharrte mit den Füßen. »Ich möchte ja nicht, dass du denkst, ich schmeiße dich raus, aber du solltest wohl besser zusehen, dass du nach Hause kommst, bevor deine Eltern aufwachen.«
»Ja, du hast recht.« Ich gab ihm das Jackett zurück und schaute auf sein Hemd, das ich immer noch anhatte. »Kann ich, äh … wäre es okay, wenn ich … das behalte?« Das klang schrecklich lahm, aber ich wollte irgendeine Kleinigkeit von ihm haben.
»Klar. Auch wenn ich nicht verstehe, warum du das möchtest.«
Weil es dir gehört … Ich behielt diesen Gedanken für mich. »Danke.«
Caspian begleitete mich aus dem Mausoleum. So früh am Morgen war die Luft noch kühl. Wir gingen beide schweigend bis zum Eingangstor.
Ich vergrub die Hände in den Taschen meines Kapuzen-Shirts und betrachtete ihn. »Danke, dass du mich bei dir hast schlafen lassen. Es war … schön.«
Er schnaubte. »Jaja. Das ist ganz bestimmt die Vorstellung jedes Mädchens von einem perfekten Date, die Nacht in einer gruseligen Gruft zu verbringen.«
»Es war nicht gruselig. Du warst doch da.«
»Genau deswegen war es gruselig. Nur meinetwegen.«
Ich verdrehte die Augen. »Das stimmt nicht. Sag so etwas nicht. Außerdem zerstörst du damit meine schönen Erinnerungen an Schattenfiguren.«
»Das kann ich tatsächlich ziemlich gut, ja. Vielleicht sollte ich damit Geld verdienen.« Er grinste und ich spürte, wie mir dabei warm wurde.
Ich schaute zum hell werdenden Himmel hinauf. »Jetzt muss ich aber wirklich gehen.« Ich drückte meinen Schuh in die Erde. »Aber wenn ich, vielleicht, später heute wiederkommen würde … wärst du dann da?«
Caspian nickte. »Du weißt ja, wo du mich findest«, sagte er noch und ging dann weg.
Ich stand da und schaute kopfschüttelnd seiner kleiner werdenden Gestalt hinterher. Wir
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