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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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dann am nächsten Tag? War es wieder wie immer?«
    Wieder ein Nicken. »War ich wieder ein Geist.«
    Ich blickte betreten auf meine Hände. »Wann hast du mich gefunden?«
    »Letztes Jahr. Im Frühling. Ich folgte dir, aber dann gingst du weg. Ich erinnere mich genau, weil ich die Blumen blühen sehen konnte. Sie waren rosa. Ich wusste sofort, dass mit dir etwas anders ist.«
    »Was ist das mit den Farben? Du hast schon einmal etwas gesagt, dass du sie nur siehst, wenn ich bei dir bin.«
    Er nickte erneut und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Im Halbdunkel wirkten die weißblonden Strähnen stumpf. Doch die schwarze trat so deutlich hervor wie immer.
    »Ich sehe nie Farben, außer wenn ich in deiner Nähe bin. Normalerweise ist alles, was ich sehe, grau. Es ist, als würde ich in einer Schattenwelt leben. Aber wenn du bei mir bist … dann ist« – er zog mit den Händen einen imaginären Bogen – »so etwas wie eine Blase um dich herum. Deine Augen, deine Haare, deine Klamotten.« Er lachte. »Sogar der Baum, neben dem du standst, hatte Farbe. Und wenn du dich bewegt hast, konnte ich das grüne Gras unter deinen Füßen sehen.«
    Er hielt abrupt inne, beugte sich etwas vor und sagte sehr eindringlich: »Das ist sehr schön, Abbey. Du gibst mir das Gefühl, wieder zu leben.«
    Mein Herz machte einen Sprung, doch ich erwiderte seinen intensiven Blick. »Da, du machst es schon wieder. Sagst Dinge, die mich …« Ein gewaltiges Gähnen unterbrach mich. Verlegen schwieg ich.
    »Willst du dich nicht auf die Bank legen?«, schlug Caspian vor. »Ich habe ein Kissen.« Er stand auf, ging auf die andere Seite des Raums und kam nicht nur mit einem Kissen zurück, sondern auch mit dem schwarzen Jackett, das ich schon zuvor in der Hand gehabt hatte.
    Er hielt mir beides hin. »Auch wenn ich nicht schlafen muss, hilft es doch, etwas zu haben, das mich erinnert an … früher. Tut mir leid, ich habe keine Decke. Reicht dir die Jacke?«
    »Ja, unter einer Bedingung.«
    Er legte den Kopf schief, sah mich an und wartete darauf, dass ich fortfuhr.
    »Kannst du hierherüber kommen und dich neben dem Bänkchen auf den Boden setzen?«
    Er trat näher und ich nahm zuerst das Kissen, dann das Jackett und legte mich damit hin. Caspian kniete sich neben mir auf den Boden und zog lächelnd an einem Stück des Jacketts, das herunterhing.
    Mein Gott, er sieht so toll aus, wenn er lächelt.
    Ich grinste scheu zurück, drapierte die Jacke um mich und legte den Kopf auf das Kissen. Caspian war nahe genug, dass ich ihn hätte berühren können … und ich biss mir auf die Lippe, weil mich plötzlich so eine große Traurigkeit überwältigte.
    »Kannst du Schattenfiguren machen?«, flüsterte ich ihm zu, in einem verzweifelten Versuch, die Trauer zu vertreiben.
    Er hakte die Daumen ineinander, bewegte die geschlossenen Finger auf und nieder und hielt die Handflächen so, dass die Gestalt, die er schuf, an der Wand sichtbar wurde. »Kiiaahh, kiiaahh!«, rief er leise.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Das ist der Schrei eines Falken. Das war meine Schattenfigur – ein Falke.«
    »Ach, ich dachte, eine Amsel«, scherzte ich. »Mach es noch mal.«
    Er wiederholte es und ließ den Falken dieses Mal heftig mit den Flügeln schlagen. Ich lachte leise und dann formte er die Finger so, dass an der Wand eine bizarre, runde Gestalt entstand. »Dreimal darfst du raten, was das ist.«
    Ich überlegte angestrengt. »Häschen?«
    »Nö.« Er wackelte mit der Hand, um eine Bewegung zu simulieren.
    »Ein kleiner Hund?«
    Er lachte. »Wo siehst du denn da einen Hund?«
    »Ich weiß nicht. Okay, ein letztes Mal … eine Schildkröte?«
    »Ehhh, falsche Antwort. Es ist ein Gürteltier.«
    »Ein Gürteltier? Wie hast du gelernt, ein Gürteltier als Schattenfigur zu machen?«
    Etwas kleinlaut fügte er hinzu: »Okay, du hast mich erwischt. Das habe ich erfunden. Ich weiß selbst nicht, was das war.«
    Ich kuschelte mich tiefer unter sein Jackett. Meine Lider begannen, schwer zu werden. Caspian verschlang die Finger kompliziert ineinander.
    »Das machen wir. Ich erfinde Schattenfiguren und sage dir dann, was sie sind. Kein Raten mehr.«
    Ich unterdrückte ein erneutes Gähnen. »Okay.«
    »Die erste, obligatorische Figur ist … ein unglaublich befangener Clown.« Er bewegte die Finger. »Die zweite …«
    Mein linkes Augenlid fiel herunter. Dann mein rechtes. Ich blinzelte schwer und die Wände um ihn herum schwankten.
    »… Dreibeiniger Panda.«
    Meine

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