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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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sehr gefallen«, sagte Katy. »Ich dachte, ich hätte Anfälle oder würde schwermütig werden, weil ich Dinge sah, die niemand sonst sehen konnte. Gott sei Dank habe ich das nie jemandem erzählt. Die hätten mich sonst ins Kloster gesteckt.« Mit schuldbewusstem Blick sah sie auf ihre Hände. »Auch wenn ich oft überlegt habe, es Vater zu sagen. Ich dachte immer, dass er der Einzige war, der es vielleicht verstanden hätte.«
    Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie ihre Gedanken ordnen. »Stell dir vor, einen liebeskranken Geist als deinen ständigen Begleiter zu haben. Ich habe ihm meine Stickerei nachgeschmissen, meine Bücher, sogar meine Hausschuhe! Aber er folgte mir trotzdem unentwegt. Dann drehte Brom dieses tolle Ding und verkleidete sich als Kopfloser Reiter und ich jagte Ichabod über die Brücke.«
    »Und was ist dann passiert?«, wollte ich wissen.
    »Ichabod verließ die Stadt und Brom heiratete eine andere. Schließlich konnte ich um die Hand der schönen Katrina anhalten und sie sagte, dass sie mich liebte«, erzählte Nikolas zu Ende.
    »Sie haben Brom also nie geheiratet?«, fragte ich Katy.
    Sie legte mit einem Kopfschütteln ihre Nadeln beiseite und stand auf. »Ich denke, jetzt mache ich mal den Tee, wenn dir das recht ist.«
    Ich nickte.
    Als sie an Nikolas vorbeiging, reichte er ihr eine Hand, die sie zärtlich küsste.
    Etwas krampfte sich in mir zusammen, ich musste wegschauen.
    Lärm erfüllte die Küche, als Katy mit dem Teekochen begann – eine Schüssel wurde mit einem kratzenden Geräusch beiseitegeschoben, eine Schranktür geöffnet und wieder zugeknallt, Wasser in den Kessel gefüllt. Weil es Sommer war, brannte dieses Mal kein Feuer im Kamin; stattdessen setzte Katy den Teekessel auf dem alten Herd auf. Sie drehte einen Knopf, ein dünner Ring aus blauem Feuer flammte unter dem Brenner auf und dann kam sie zurück und nahm wieder ihren Platz am Tisch ein.
    Ich hatte noch immer so viele Fragen. »Was hatte Washington Irving mit alldem zu tun? Außer, dass er die Geschichte aufgeschrieben hat, natürlich.«
    Nikolas antwortete mir. »Er spielte als kleiner Junge immer auf dem Friedhof und hatte eine Vorliebe fürs Geschichtenerzählen, schon damals. Ich war sein Spielkamerad und wir haben uns gegenseitig viel erzählt und immerzu geredet. Er wuchs mit unserer Geschichte auf. Ich fühlte mich geehrt, als er mich fragte, ob er sie aufschreiben dürfe.«
    »Washington Irving konnte Sie auch sehen? Wieso?«
    »Er war einer von uns. Ein Schatten.«
    Ich blickte zu Katy. »Konnte er Sie auch sehen? Ist er noch immer, ähh … hier? Irgendwo?«
    »Oh ja, er konnte mich auch sehen. Wir haben ziemlich oft miteinander geredet. Aber er blieb nicht. Seine Liebe zog fort und er dann nach einiger Zeit ebenfalls.«
    »Wow!«, sagte ich. »Dann seid ihr zwei ja so richtig alt, oder?«
    Sie lachten beide. »Ja«, erwiderte Katy, »ich denke, wir sind ziemlich alt.« Der Teekessel pfiff und sie stand auf, um ihn vom Herd zu nehmen.
    »Wie ist es mit allem anderen?« Ich schaute auf die Tischplatte, plötzlich unsicher, was ich eigentlich fragen sollte. »Mit Caspian … dem Jungen vom Friedhof.« Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als ich Nikolas und Katy gesehen hatte, unmittelbar vor meiner Abfahrt zu Tante Marjorie. »Ihr habt mir gesagt, er sei ein Schatten, so wie ihr – wegen der schwarzen Strähne in seinem Haar. Was genau ist ein Schatten?«
    »Ein Schatten, das ist nur ein Name, den wir uns gegeben haben. Wir sind wie Schatten, wir leben im Schatten des wirklichen Lebens. Ich denke, so in etwa ist es«, meinte Nikolas.
    »Und warum nennt ihr euch nicht einfach Geister?«
    »Wir unterscheiden uns von Geistern«, erklärte Katy. »Das ist schwer zu erklären, aber es ist so.«
    Nikolas stand auf und holte die kleinen Silberschalen mit Zucker und Honig. Katy schenkte drei Tassen Tee ein und brachte zwei davon an den Tisch, Nikolas folgte ihr mit dem Milchkännchen.
    »Wie?«, hakte ich nach.
    »Geister«, sagte er, »sind an Erinnerungen gebunden oder an Orte, an denen sie sich zu Lebzeiten aufgehalten haben. Die meisten können nur immer wieder ein und dasselbe tun. Einige wenige schaffen noch ein paar andere Dinge, aber auch sie spielen lediglich eine Rolle. Wenn sie es im Tod schwer haben, dann hatten sie es auch im Leben schwer.«
    Er stellte eine Tasse Tee vor mich hin und griff dann nach seiner eigenen. »Für mich war es anders, weil ich nicht an einen Ort gebunden war. Das

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