The Haunted
Moment lag inne und hätte mich am liebsten geohrfeigt, weil ich es noch nie zuvor erkannt hatte: Sie war das Ebenbild einer Figur aus Washington Irvings Erzählung, bis hin zu den toupierten Haaren, die sie unter dem Hut zu einem losen Schopf gerollt hatte.
Ich wurde plötzlich verlegen. Aber sobald sie Nikolas rufen hörte, blickte Katy hoch und ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
Sie stand vorsichtig auf, eilte mit ausgestreckten Armen auf mich zu und erstickte mich fast in einer Umarmung, die nach Pfefferminze und Geißblatt roch. »Wie schön, dich zu sehen, Abbey!«, rief sie. »Was für eine wunderbare Überraschung. Wir haben uns so lange nicht gesehen!«
»Ich war eine Zeit lang weg. Ich erzähle es Ihnen alles drinnen. Haben Sie ein wenig Zeit?«
Sie nickte. »Ich mache uns Tee.«
Ich trat zurück, Nikolas ging an ihre andere Seite und bot ihr seinen Arm an. Sie stützte sich darauf und er brachte sie zur Vorderseite des Hauses.
Ich betrat die Küche und setzte mich an dem großen Tisch mit der Schieferplatte auf einen glänzenden, kirschrot angestrichenen Stuhl. Nikolas nahm ebenfalls Platz und Katy ging an den Geschirrschrank.
Ich unterbrach sie in ihrem Vorhaben, Tee zu machen. »Kann das eine Minute warten? Ich würde gern zuerst reden.«
Sie setzte sich an den Tisch, holte aus einem Korb auf dem Boden Wolle und Nadeln und begann zu stricken.
Ich entschloss mich, ganz von vorn anzufangen. »Ich habe Sleepy Hollow verlassen, um einen Facharzt aufzusuchen. Einen, der Leuten hilft, die … Dinge sehen und hören … die nicht existieren.« Ich wusste nicht recht, wie viel ich ihnen erzählen, wie viel ich zugeben sollte, aber ich wollte auch nichts zurückhalten. »Wissen Sie, ich dachte, ich sei verrückt. Sie beide haben mir erzählt, Sie seien Katrina Van Tassel und der Kopflose Reiter aus der Legende von Sleepy Hollow und der Vater des Jungen, mit dem ich zusammen bin, erzählte mir, dass sein Sohn tot sei. Mit alldem bin ich nicht fertig geworden.«
Katy hörte auf zu stricken und legte ihre Hand auf meine. »Ich weiß, wie das für dich ist, Abbey. Mir ging es einmal genau wie dir. Als ich Nikolas kennenlernte und erfuhr, dass er tot ist, konnte ich damit auch nicht umgehen. Ich ignorierte ihn einen ganzen Monat lang.«
»Danach hat sie mir ein komplettes Sonntagsmenü durch den Kopf geschmissen«, brummte Nikolas.
»Moment mal«, warf ich ein. »Sie hatten also einen Kopf?«
»Ich konnte ihn so sehen, wie er wirklich war. Wie er vorher war«, erklärte Katy.
»Erzählen Sie mir Ihre Geschichte auch einmal?«
Katy warf Nikolas einen aufmunternden Blick zu. »Willst du gleich loslegen?«
Er nickte. »Die Geschichte, dass ich ein hessischer Soldat war, stimmt. Im Unabhängigkeitskrieg war ich ein Söldner. Ein Soldat, der gegen Bezahlung kämpft. Aber leider erwischte mich eine Kanonenkugel. Sie riss mir den Kopf ab und tötete auch mein Pferd. Sie begruben mich auf diesem Friedhof, weil ich einmal ein Kind gerettet hatte … aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.
Als ich Stagmont, mein Pferd, auf dem Friedhof grasen sah, merkte ich, dass er mir gefolgt war. Meine Geschichte wurde bekannt, sie wurde der Stoff für eine Legende, wenn du es so nennen willst, und so wurde ich der galoppierende Hesse von der Schlucht.«
»Sie haben also hier auch ein Pferd?«, fragte ich. »Wo ist es? Kann ich es sehen?«
»Manchmal reite ich mit ihm um Mitternacht über den Friedhof, aber es steht hier nicht im Stall. Das würde es nicht mögen. Es läuft lieber frei herum.«
Katy ergriff das Wort. »Für mich änderte sich alles, als Ichabod Crane in die Stadt kam. Er gab mir Gesangsstunden und schien sich sehr für mich zu interessieren. Ich versuchte allerdings, ihm schonend mein Desinteresse beizubringen.«
»Pah! Dieser stolze Pfau wusste, dass du ihn genauso wenig genommen hättest wie dieses Klappergerüst Brom!«, brauste Nikolas auf.
Mein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Moment mal. Ich dachte, Brom Bones war der Kräftige und Ichabod Crane der Dünne. So heißt es zumindest in der Legende.«
»Ja«, pflichtete Katy bei. »So ist es aufgeschrieben, aber wie wir dir bereits sagten, entspricht die Legende nicht genau der Realität. Vor allem das Ende ist abgewandelt, um Nikolas und mich zu schützen, aber es wurden auch andere Details verändert.«
»Und eines Tages sah ich sie und habe mich sofort verliebt«, warf Nikolas ein.
»Das hat mir nicht
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