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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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durch das Buch. Es war alt, von 1932, und die Seiten waren schon etwas vergilbt. Auf jeder dritten Seite befand sich eine großartige Schwarz-Weiß-Zeichnung. Es war das Schönste, was ich je gesehen hatte. »Es ist perfekt« ,sagte ich. »Ein einfaches Dankeschön kommt mir da viel zu banal vor. Woher hast du es?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, erwiderte er. »Ich bin nur froh, dass es dir gefällt.«
    Ich drückte es an meine Brust. »Ich liebe es!«
    Er stand vor mir und schaute mit einer eigenartigen Miene auf mich herab. »Der Traum jedes Mannes«, murmelte er halb laut. »Der zu sein, zu dem sie kommt, wenn sie errettet werden will. Auch, wenn ich gar nichts dafür tun kann …«
    Sein intensiver Blick hielt mich gefangen, ich konnte kaum noch atmen. »Du kannst dich zu mir setzen«, bot ich ihm an. »Mir Gesellschaft leisten.« Doch er zog sich wieder an die Wand zurück, wo er zuvor schon gesessen hatte.
    »Es ist besser, wenn ich hierbleibe. Das macht es leichter.«
    Besser für wen?, wollte ich fragen, doch ich versuchte, meine Enttäuschung nicht zu zeigen, und beschäftigte mich damit, sein Hemd um mich zu wickeln. »Also, mmh, wie kommt es, dass du Dinge berühren kannst, aber nicht mich? Äh … Menschen. Ich meine Menschen.«
    Caspian spreizte die Finger und betrachtete seine Hände. »Ich weiß nicht, wieso ich Kartons tragen, meine Kohlestifte halten, einen Bleistift zur Hand nehmen, einen Zweig abbrechen … aber dich nicht berühren kann. Vielleicht ist es das Gesetz dieses Ortes oder dessen, was immer ich bin. Ich weiß es nicht genau.«
    »Hast du schon einmal versucht, jemand anderen zu berühren?«
    »Ja. Kids in der Schule, meinen Dad, Fremde auf der Straße … Hey, ich war sogar in allen möglichen Kirchen. Weil ich mir vorstellte, wenn mich einer sehen oder berühren kann, dann ein Priester. Aber die glitten genauso leicht durch meine Hände hindurch wie alle anderen.«
    Ich musste an den Abend in meinem Zimmer denken und an den nächsten Tag in der Bibliothek, als er mich küsste. »Wie konntest du mich …?« Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. »Wieso konntest du mich in der Bibliothek küssen? Hätte das dann nicht auch unmöglich sein müssen? Und damals bevor ich wegfuhr, an diesem Tag am Fluss, als ich dich im Regen fand, da sagtest du, du könntest mich nur einen Tag lang berühren. Was soll das heißen?«
    Er wandte sich ab und ich musste mich anstrengen, um seine Antwort zu verstehen. »Ich kann dich nur an meinem Todestag berühren. Am ersten November. In deinem Zimmer konnte ich dein Gesicht streicheln, weil es bereits nach Mitternacht war. Und deshalb wollte ich mich auch unbedingt an diesem Tag mit dir in der Bibliothek treffen. Deshalb war es mir auch so wichtig, dass du es ja nicht vergisst.«
    »Warum bist du dann nicht länger geblieben? Wenn du mich nur an diesem Tag berühren konntest, warum hast du dich dann so sehr beeilt zu … gehen?«
    »Ich war mir nicht ganz sicher, was ich … alles tun konnte«, erklärte er. »Deshalb habe ich auch die Bibliothek vorgeschlagen. Also, einen öffentlichen Ort.«
    Mir wurde wärmer, als ich verstand, was er meinte. Ich musste husten und mich räuspern. »Wie hast du es herausgefunden? Beim ersten Mal. Woher wusstest du, dass du mich an diesem Tag berühren kannst?«
    »An meinem ersten Todestag, ein Jahr zuvor, war ich in der Stadt. Ich wusste nicht einmal, was es für ein Tag war, aber ich stieß mit jemandem zusammen. Ganz wortwörtlich. Normalerweise bin ich immer direkt durch die Leute hindurchgelaufen, aber an diesem Tag nicht.
    Zuerst dachte ich, es hätte sich etwas verändert. Die Leute sahen mich. Sie hörten mich. Zum ersten Mal seit einem ganzen Jahr.« Sein Blick wurde traurig. »Dann kam ich an einem Zeitungskiosk vorbei und sah, dass es der erste November war. Da konnte ich dann zwei und zwei zusammenzählen.«
    Er schaute zu mir auf. »Ich wollte meinen Dad besuchen. Hätte es auch beinahe getan. Ich wollte ihm sagen, was mir passiert war und dass es mir leidtut. Aber dann wurde mir bewusst, wie traumatisch das für ihn sein würde, seinen toten Sohn ein Jahr nach dessen Autounfall wiederzusehen, und ließ es bleiben. Am Ende saß ich den ganzen Tag lang in einem dunklen Park. Und tat, was ich sonst auch dauernd tue – die Leute ansehen, wie sie an mir vorübergehen.«
    »Das muss hart gewesen sein«, sagte ich. »Endlich dazuzugehören und trotzdem draußen zu sein.«
    Caspian nickte.
    »Und

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