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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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sicher, sie haben ihre Methoden, mit denen sie geeignete Leute und Standorte auswählen. Wahrscheinlich suchen sie nach solchen, die produktiv sind und … geschwätzig.« Er sah mich an und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Okay, ich geb’s auf.«
    Ich lehnte mich zurück und gähnte. »Du weißt schon, dass du online jederzeit aktuelle Nachrichten finden kannst, ja? Anstatt tagealte Artikel zu lesen. Das nennt sich Internet.«
    Er sah mich bestürzt an. »Und keine Zeitung mehr lesen? Aber das ist Tradition. Außerdem hast du online kein raschelndes Papier und nicht den Geruch von Druckerschwärze.«
    Ich musterte ihn kopfschüttelnd und lächelte. Meine Liebe für Gerüche hatte ich ganz eindeutig von ihm geerbt.
    Dad blätterte um und überflog den Wetterbericht. »Dieses Wochenende sieht es nach Regen aus. Nimm zum Picknick einen Schirm mit.«
    Mein Magen rumorte laut und ich stand auf, um etwas Essbares zu finden. »Picknick?« Ich ließ den Brotbeutel auf die Arbeitsfläche neben dem Herd plumpsen. »Was für ein Picknick?«
    »Das Picknick anlässlich des vierten Juli, das dein Onkel Bob veranstaltet.«
    Familientreffen. Ich hasse Familientreffen. »Daaad, muss ich da wirklich hingehen? Kann ich nicht einfach hierbleiben?« Ich beschmierte zwei Scheiben Brot mit Butter, klemmte ein Stück Käse dazwischen und legte das Sandwich auf einen Teller.
    Er schüttelte bereits den Kopf. »Nein. Deine Mutter will, dass du mitkommst. Und damit basta. Außerdem, so schlimm wird das schon nicht – ein paar Stunden mit deiner Verwandtschaft und ein Essen, zu dem jeder etwas beisteuert.«
    »Der Traum eines jeden Teenagers. Wie du siehst, mache ich vor Freude Luftsprünge.« Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, holte ich eine Pfanne aus der Schublade und schaltete eine Herdflamme an.
    Dad stand auf, trat zu mir und küsste mich auf die Stirn. »Mach’s für deinen lieben alten Dad, ja, Abbey?«, sagte er.
    »Jaja, für den lieben alten Dad«, murrte ich. »Vergiss nur nicht, dass ich diejenige sein werde, die einmal dein Altersheim aussuchen wird.«
    Er wandte sich mit einem Lächeln zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Ich würde zu diesem gebackenen Käse keine Tomatensuppe essen, wenn ich du wäre. Immerhin könnte sie aus mutierten Tomaten hergestellt sein.«
    Ich warf mit einem Topflappen nach ihm. Er duckte sich nur und verließ lachend die Küche.
     
    Sobald ich gegessen hatte, zog ich mir Shorts und ein süßes schwarzes T-Shirt an und schlüpfte in rote Flipflops. Im Hinterkopf gingen mir noch immer Gedanken an Parfums und Plätzchen herum und so holte ich den Duft hervor, den ich letztes Jahr zufällig kreiert hatte – den Zimtplätzchen-Duft. Er erinnerte mich an die Plätzchen, die ich für Caspian geba cken und die ihm offenbar so geschmeckt hatten.
    Ich gab ein wenig von dem Parfum auf die Fingerspitzen und rieb mir damit die Handgelenke ein; dann fuhr ich mir noch mit den Fingern durch die Haare, damit auch sie etwas davon abbekamen. Nun war ich fertig und konnte gehen.
    Ich verließ rasch das Haus, ging aber dann langsam in Richtung Friedhof. Es war wieder ein heißer Tag und ich wollte nicht eher verschwitzt werden, als es unvermeidbar war. Am Friedhof parkten einige Autos und Leute standen herum. Das sind wohl Vorbereitungen für eine Beerdigung oder so.
    Sie schienen jedoch zu sehr beschäftigt zu sein, um mich zu bemerken, und so machte ich mich auf den Weg zum Mausoleum. Ich warf wieder einen Blick rundum und stellte sicher, dass mich niemand beobachtete, bevor ich hineinschlüpfte und die Tür hinter mir schloss.
    Caspian saß auf dem schwarzen Marmorblock, über ein Buch gebeugt und eine Kerze neben sich. Als er meine Schritte hörte, blickte er auf. Einen Moment lang lächelte er nur, die schwarze Haarsträhne hing ihm über ein Auge.
    »Hi«, sagte ich und musterte ihn.
    »Hi.«
    »Du wirst bald neue Kerzen brauchen, wenn du ständig welche abbrennst.«
    Er legte das Buch neben sich. »Ich zünde sie nicht immer an. Ich wollte nur nicht, dass du dich im Dunkeln fürchtest.«
    Ich setzte mich zu ihm. Es war gerade mal ein Zentimeter Raum zwischen uns, doch es fühlte sich an wie eine Meile. »Ich habe keine Angst im Dunkeln.«
    Caspian zog die Augenbrauen zusammen. »Solltest du aber haben.«
    Nein, wovor ich Angst haben sollte, ist, dass ich mich in jemanden verliebe, der tot ist. »Du solltest öfter rausgehen«, sagte ich stattdessen. »Mal in die Stadt oder so.

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