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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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außer Atem und ging schnurstracks an den Kühlschrank.
    »Abigail, ich rede mit dir!«
    Ich schenkte mir Orangensaft ein und leerte das Glas in einem Zug.
    »Ignorierst du mich vorsätzlich?«, fragte sie scharf.
    »Mom, komm runter.« Ich stellte das leere Glas ab und griff noch einmal nach der Flasche. »Ich habe mir nur etwas zu trinken genommen.« Sie stemmte die Arme in die Hüften und zog eine Augenbraue hoch.
    Ich hatte im Moment dermaßen keinen Bock auf so etwas. Sie weiß, wie sie aus jeder Mücke einen Elefanten machen kann.
    »Du kannst doch nicht einfach so …«, stammelte sie.
    »Was machen, Mom? Einen Spaziergang durch die Straßen, durch die ich laufe, seit ich acht Jahre alt bin? Ich bin siebzehn. Ich darf doch wohl einfach mal laufen, wenn ich es will!« Die Sätze sprudelten aus mir raus, noch bevor ich über sie nachgedacht hatte.
    »Laufen?«, wiederholte sie. »Du bist heute Morgen gejoggt?«
    Ich zeigte auf meinen nassen Haaransatz. »Siehst du den Schweiß? Das passiert in der Regel, wenn man sich verausgabt.«
    Nun war sie in Verlegenheit, und das wussten wir beide. Ich stellte den O-Saft in den Kühlschrank zurück und wollte mein Glas mitnehmen. »Ich gehe jetzt unter die Dusche. Bis später.« Sie folgte mir aus der Küche hinaus.
    Gott, will sie mir jetzt auch noch beim Duschen zuschauen?
    Doch sie ging nur bis zur Treppe mit.
    »Das nächste Mal leg einen Zettel hin oder so!«, sagte sie. »Und du hast einen Anruf bekommen, auf den du antworten musst. Von Dr. Pendleton.«
    »Ist gut, Mom!«, rief ich hinunter und knallte die Tür zu, um meiner Haltung Nachdruck zu verleihen. Ich würde ihn nach dem Duschen anrufen.
     
    Eine Stunde später, als ich wieder sauber, trocken und angezogen war, setzte ich mich hin, um Dr. Pendleton anzurufen. Es klingelte zweimal und mein Blick wanderte zu einer Reihe kobaltblauer Flakons auf meinem Schreibtisch. Ich griff nach dem mit der Aufschrift FALLOWEEN und rollte ihn in der Hand, um den Inhalt aufzumischen.
    Beim fünften Klingelton hob die Sprechstundenhilfe ab. »Praxis Dr. Pendleton.«
    »Hallo, hier ist Abigail Browning. Dr. Pendleton hat mich angerufen.«
    »Einen Moment, bitte«, sagte sie fröhlich und dann drang Flötenmusik an mein Ohr. Ich öffnete das Fläschchen in meiner Hand und roch daran. Der Duft war warm und altmodisch, er erinnerte an trockenes Laub und prasselnde Feuer im Freien. Ich fühlte mich sofort in den Oktober zurückversetzt. Sah, wie sich die Blätter im Friedhof verfärbten, wie ich meine Jacke fester um mich zog, mir das Halstuch wärmend an die Kehle drückte …
    Das war der Geruch des Herbstes.
    Ich betrachtete das Fläschchen eingehend und griff dann nach einem meiner Notizhefte. Vielleicht sollte ich noch ein oder zwei Tropfen Öl einer sauren Apfelsorte dazugeben. Das würde es noch ein wenig würziger machen.
    Eine tiefe Stimme unterbrach meine Gedanken. »Hier ist Dr. Pendleton.«
    Ich hantierte mit dem Handy und hätte es beinahe fallen lassen.
    »Hallo, Dr. Pendleton. Hier ist Abbey, ich rufe zurück.«
    »Ja, Abbey, wie geht es Ihnen? Wie war die Feier an der Brücke?«
    Die Feier. Sie war erst vor ein paar Wochen gewesen, aber meinem Gefühl nach waren seither Monate vergangen. »Also, ich habe niemanden angereihert, das ist doch ganz gut.«
    Er lachte leise. »Wie ging es Ihnen danach? Haben Sie sich etwas ausgeglichener gefühlt?«
    »Eigentlich nicht«, räumte ich ein. »Aber ich hatte keinen Moment, in dem ich mich einem Zusammenbruch nahe gefühlt habe, also ist das doch ein Fortschritt, oder?«
    »Immer, wenn wir das Gefühl haben, einen Augenblick über uns hinausgegangen zu sein, überschreiten wir unsere Grenzen.«
    Heißt das nun Ja oder Nein?Er gab mir nie eine klare Antwort. »Na dann, okay.«
    »Und was ist mit unseren anderen Punkten?«, fragte er. »Waren Sie wieder auf dem Friedhof? An Kristens Grab?«
    »Ja, ich habe ihr Grab besucht. Vor der Feier, nur so, um Hallo zu sagen.«
    Er gab einen Laut der Zustimmung von sich. »Irgendwelche Halluzinationen?«
    »Nein. Ich arbeite mit einem Klassenkameraden für die Schule und gehe spazieren. Ich habe sogar mit meinem Dad über meinen Businessplan für meinen Laden gesprochen und werde daran weiterarbeiten. Bisher war der Sommer wirklich gut.« Bitte, bitte, lass das als Antwort gut genug sein.
    »Das klingt nach einem ausgezeichneten Fortschritt.« Im Hintergrund wurde eine Tür geöffnet und die Sprechstundenhilfe sagte etwas wie, dass

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