The Haunted
Wir könnten zusammen gehen. Dich sieht ja niemand, also wäre es einfach so, als würde ich allein herumlaufen. Ich verspreche auch, in der Öffentlichkeit nicht mit dir zu reden und so.«
»Okay«, entgegnete er. »Und jetzt schließ die Augen.«
Ich gehorchte und sah hinter meinen Lidern Schatten spielen. »Was machst du mit mir … in deiner Gruft … im Dunkeln?« ,neckte ich ihn.
»Bleib hier bis zum ersten November, dann findest du es vielleicht heraus«, flüsterte er. Seine Stimme war ganz nahe; ich drehte instinktiv den Kopf, um ihr zu folgen.
»Warte«, sagte er leise. »Mmm, halt einfach still.«
Sein Ton ließ mich erschaudern. Er war roh und rau und unglaublich sexy. »Was?«, fragte ich. »Was ist …?«
»Du riechst gut. Wie Plätzchen. Lass mich … einfach nur …« Seine Stimme wurde wehmütig. »Tut mir leid. Das kommt dir wahrscheinlich nur komisch vor. Aber es ist wie mit den Farben. Manchmal ist es, als wären meine Sinne schärfer als sonst. Und das ist mir … gerade wieder aufgefallen.«
»Es ist ein Parfum, das ich gemacht habe und das mich an dich erinnert«, erklärte ich. »Ich habe es zufällig gefunden. Es ist der Duft von Zimtplätzchen. Das sind die, die ich dir gebacken habe.«
»Die habe ich immer noch«, bekannte er.
Ich öffnete die Augen. »Du hast sie noch? Hast du sie denn nicht gegessen?«
»Nein. Ich meine, ich habe das eine gegessen, als du hier warst, aber die anderen habe ich aufgehoben.«
»Warum hast du das gemacht?«, fragte ich. »Vorzugeben, dass du sie essen würdest?«
Er zog den Kopf zwischen die Schultern und blickte zu Boden. »Ich wollte nicht, dass du dich ärgerst, wenn ich sie nicht annehme. Und ich habe damals doch noch so getan … als wäre ich normal.«
»Du hast also nur so getan, als würdest du mein Plätzchen essen? Und dann hast du es später ausgespuckt?«
»Ich habe nicht so getan, als ob«, verteidigte er sich. »Ich habe es wirklich gegessen. Aber nur dieses eine. Essen ist für mich nicht angenehm. Für mich schmeckt alles wie Asche.«
Bei diesen Worten läutete eine Alarmglocke in meinem Hinterkopf, aber ich konnte nicht sagen, warum.
»Du hast also gewusst, dass es schlecht schmecken würde … und es trotzdem gegessen?«
Er nickte.
»Und die restlichen hast du behalten?«
Er blickte mir direkt in die Augen. »Sie waren ein Geschenk von dir. Das erste, das du mir je gemacht hast. Warum sollte ich das nicht behalten?«
Mein Herz schlingerte und hüpfte. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um die plötzlich hochsteigenden Tränen zurückzuhalten. Das war eine Geste, die mehr besagte als alle Worte. »Es freut mich, dass du sie behalten hast«, sagte ich. »Und dass du vor meinen Augen eines gegessen hast. Das war wirklich süß.« Ich konnte sein erleichtertes Ausatmen beinahe fühlen und betrachtete ihn neugierig. »Aber wieso hast du mich dann zum Pizzaessen eingeladen? Was hättest du gemacht, wenn ich Ja gesagt hätte?«
»Dich überzeugt, dass wir sie mitnehmen?« Er zuckte mit den Schultern. »Und dir dann gesagt, dass ich keinen richtigen Hunger habe? Ich weiß auch nicht … Ich wollte einfach etwas ganz Normales mit dir machen.«
Ich konnte gut verstehen, was er meinte. Dann beugte ich mich vor, bis unsere Gesichter direkt voreinander waren und unsere Nasenspitzen sich fast berührten. »Das nächste Mal werden wir etwas ganz Normales machen. Und du brauchst nicht so zu tun, als würdest du essen, okay?«
»Okay. Und jetzt schließ wieder die Augen.«
Ich tat es.
»Hand.«
Ich streckte eine Hand aus und wurde damit belohnt, dass etwas hineinfiel. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, noch eines zu bekommen«, sagte Caspian. »Das ist für mich so eine Art Zeitvertreib.«
Ich öffnete die Augen. Ein neues Halsbändchen lag in meiner Hand. Ich hielt es hoch und sah ein perfektes vierblättriges Kleeblatt, zwischen zwei kleine gläserne Quadrate gepresst. Sie waren mit einem silbernen Metall zusammengelötet und an einem winzigen Ring hing ein schwarzes Band.
»Ich weiß, du hast schon zwei«, beeilte er sich zu sagen, »aber ich …«
»Caspian«, unterbrach ich ihn. »Es ist wunderschön. Tausend Dank.« Das Kleeblatt war erstaunlich perfekt geformt und leuchtend grün. »Aber wie hast du ein vierblättriges Kleeblatt gefunden? Und woher bekommst du die Materialien für die Halsbänder?«
Er warf einen Blick auf die Kartons mit seinen Habseligkeiten. »Meinen Lötkolben und alles, was dazugehört, habe
Weitere Kostenlose Bücher