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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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etwas Lustiges sage …«
    Donner grollte und ein heftiger Windstoß fegte über mich hinweg und ließ die Äste an den Bäumen in der Nähe erzittern. Ich erzitterte ebenfalls.
    »Weißt du, als ich in deinem Zimmer deine Tagebücher fand und von dem geheimen Freund erfahren habe, mit dem du immer zusammen sein wolltest, weshalb du dir alle möglichen Ausreden hast einfallen lassen, war ich irgendwie richtig sauer auf dich, Kristen. Ich konnte nicht verstehen, warum du ihn mir verheimlicht hast. Warum du mir nichts erzählen wolltest von jemandem, der dich glücklich gemacht hat.« Ich fuhr mit dem Daumen über meinen Kleeblattanhänger. »Ich wäre für dich da gewesen, ich hätte mich für dich gefreut …
    Aber du hast mich nicht eingeweiht. In dem Moment, als ich es herausfand, habe ich dich dafür gehasst.« Ich ließ den Kopf hängen. Tränen stiegen mir in die Augen, liefen an meiner Nase herunter und tropften auf den Boden. »Es tut mir leid, Kristen. Es tut mir schrecklich leid, dass ich auf dich böse war. Das war nicht richtig von mir. Du warst meine beste Freundin. Wie konnte ich dich jemals hassen?«
    Ein dicker Regentropfen landete auf meinem Hinterkopf, und noch bevor ich meine Jacke anziehen konnte, öffnete der Himmel seine Schleusen. Wahre Sturzbäche ergossen sich auf mich und innerhalb von Sekunden waren meine Haare und Kleider patschnass. Aber ich hatte noch mehr zu sagen.
    »Wer auch immer D. ist, es tut mir leid, dass er dir wehgetan hat«, sagte ich laut, die Geräusche des Sturms übertönend. »Es muss so schwer für dich gewesen sein, das alles für dich zu behalten. Und es tut mir leid, dass ich nicht da sein konnte, um über … nach … deinem ersten Mal mit dir zu reden.« Regen prasselte auf mich herab, spritzte von meiner Plastikjacke, in die ich mich mühsam hineinzwängte, und klatschte auf den harten Boden neben mir. »Oh Kristen, ich konnte so viel Bedauern aus deinen Zeilen lesen. So soll die Liebe nicht sein.«
    Über mein Gesicht huschte ein Lächeln. »Liebe soll wundervoll, aufregend, wahnsinnig toll sein. Es ist erstaunlich, Kristen. Ich habe jetzt auch jemanden und ich kann mit ihm so reden wie mit keinem anderen. So, wie ich mit keinem reden konnte, seit du … seit dir.
    Es ist der Junge, von dem ich dir in der Nacht des Abschlussballs erzählt habe, als ich dir den Brief geschrieben habe. Er ist fantastisch und lustig und klug. Außerdem ist er ein Künstler. Er macht mir unglaublich schöne Halsketten. Und letzte Nacht – stell dir vor, er ist in mein Zimmer eingestiegen und hat Leuchtsterne über mein Bett an die Decke geklebt. Ist das nicht unglaublich?«
    Dann verzog ich das Gesicht, denn mir fiel ein, dass ich etwas ausgelassen hatte. Etwas Wichtiges. »Was jetzt kommt, wird dir bestimmt ziemlich verrückt vorkommen. Glaub mir, ich weiß es. Aber es ist die Wahrheit. Er ist …« Meine Stimme versagte und ich räusperte mich. »Er ist … er ist tot. Ich liebe einen Geist.«
    Ich wartete darauf, dass der Blitz einschlug oder dass sich der Boden auftat. Aber nichts dergleichen geschah. Kein Himmelszeichen, kein Bruch der Wirklichkeit, wie ich sie kannte.
    Es passierte – nichts.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kapiere es nicht. Ich weiß nur, dass ich ihn liebe, wie falsch … oder richtig das auch sein mag. Er macht mich glücklich.« Ich lachte leise. »Verrückt, oder? Ich weiß. Gott, ich wünschte, du wärst hier, damit ich mit dir reden könnte.« In meiner Magengrube zwickte es. »Ich wünschte, ich könnte das mit dir teilen, Kristen. Das ist nämlich der Unterschied zwischen uns: Ich hätte dir von ihm erzählt, anstatt es geheim zu halten.«
    Schmerz stieg in mir auf und noch mehr Tränen strömten mir über die Wangen. Ich keuchte und wandte mein Gesicht dem Himmel zu. Der Regen war kühl und sauber, ich wollte mir von ihm die Schmerzen wegwaschen lassen. Ich wollte, dass er alles besser machte. Ich dachte, es wäre mir gelungen, all das hinter mir zu lassen, doch offenbar stimmte es nicht. Die Wunde war noch immer frisch. Sie brannte immer noch.
     
    Am Montagmorgen weckte mich Mom und erinnerte daran, dass heute mein Job bei Onkel Bob beginnen würde. Ich hatte mein Versprechen total vergessen und war nicht sehr begeistert, daran erinnert zu werden. Doch dann kletterte ich aus dem Bett und schlüpfte schnell in meine Kleider. Immerhin würde ein bisschen Kohle dabei herausspringen.
    Mom lieferte mich vor der Eisdiele ab und versprach, um fünf wieder

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