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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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aufgemacht. Zum Glück gibt’s in der Küche einen Tritthocker. Ich glaube, ohne den hätte ich es nicht geschafft.«
    »Also bist du in mein Zimmer geklettert, während ich weg war, hast dir einen Tritthocker besorgt und Plastiksterne an meine Decke geklebt?«
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern. »Ja. Bist du mir böse?«
    »Böse? Nein. Das ist doch supercool. Ich bin nur überrascht, dass du nicht … na ja, dass du nicht auf mich gewartet hast oder so.«
    Jetzt wirkte Caspian verblüfft. »Ohne dich in deinem Zimmer warten? Für eine Überraschung mal kurz einsteigen, das finde ich okay, aber ich würde hier nie ohne deine Erlaubnis bleiben.«
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist ein merkwürdiger Typ, Caspian Vander. Aber du hast meine Erlaubnis hierher zu kommen, wann immer du willst.«
    Etwas verlegen erwiderte er: »Ich glaube, ich warte immer lieber, bis du da bist.« Dann erschien wieder ein Blitzen in seinen Augen. »Es sei denn, ich habe wieder mal eine Überraschung für dich.«
    »Du darfst mich jederzeit überraschen.« Ich setzte mich auf die Bettkante und klopfte auf den Platz neben mir. »Komm, schauen wir uns die Sterne an.«
    Ohne auf ihn zu warten, legte ich mich hin, den Kopf am Fußende, die Füße zum Kopfende ausgestreckt.
    Wenig später legte er sich vorsichtig neben mich.
    Ich breitete die Arme aus und spürte die kühle Baumwolle unter meinen Händen. Weder er noch ich sagten etwas, ich konzentrierte mich darauf, normal zu atmen. Die Sterne leuchteten in beständigem Grün über uns.
    Aber ich wollte nicht, dass er dachte, ich würde ihn ignorieren. Deshalb fragte ich ihn noch einmal: »Wo hast du sie aufgetrieben? Es sind soooo viele!«
    »Ich habe ungefähr fünfzig Packungen in einer Riesentüte bei der Heilsarmee gefunden«, erklärte er leise. »Irgendein Hamburgerladen hat sie wohl als Gimmick zu den Kids-Menüs verteilt. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, dass ich sie einfach geklaut habe, aber dann dachte ich mir, sie sind ja gespendet worden, damit sie jemand benutzt, oder? Und ich hatte eine Verwendung für sie.«
    Ich wanderte mit den Augen von einem Stern zum nächsten und plötzlich entdeckte ich Formen und Muster. »Ich kann es nicht glauben, dass du das für mich gemacht hast, Caspian. Jetzt werde ich jede Nacht, wenn ich im Bett liege, an dich denken.«
    »Das hatte ich gehofft«, sagte er. »Dass du von mir träumst.«
    »Sieh mal«, sagte ich, um das Gespräch auf etwas anderes zu lenken. »Eine Sternschnuppe.«
    »Ich sehe sie«, sagte Caspian. »Gleich neben dem großen Wagen.«
    »Wo?«
    Er deutete auf einen Haufen Sterne. »Dort. Du musst nur mit deinen Augen eine kreative Umordnung vornehmen.«
    »Ach so? So nennt man das?«
    »Ja. Gleich neben dieser Linie von Sternen. Wie heißen die drei in einer Reihe noch mal?«
    »Gürtel des Orion?«
    »Genau.« Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Obwohl es mir eher wie die Toga des Orion vorkommt. Siehst du, wie sie erst irgendwie nach oben verlaufen und sich dann verlieren?«
    »Die Toga des Orion?«, erwiderte ich lachend. »Davon habe ich noch nie gehört. Und wie steht es mit dem Umhang des Orion?«
    Er grinste mich an und selbst in der Dunkelheit konnte ich seine Augen grün leuchten sehen.
    »Richtig, der liegt gleich neben dem etwas weniger bekannten Bademantel des Orion, nach dem noch immer bei der Quizshow Jeopardy! gefragt wird.«
    Wir lächelten uns an und dann drehte ich mich auf die Seite, sodass ich den Kopf auf eine Hand aufstützen konnte. »Erzähl mir eine Geschichte«, flüsterte ich. »Ein Geheimnis. Etwas, das du noch keinem erzählt hast.«
    Seine Miene wurde ausdruckslos, ich konnte nicht erraten, woran er gerade dachte. Dann wandte er sich mir zu. »Als ich klein war, dachte ich, ich könne fliegen. Meine Tante hat mich mal zu der Probe eines Theaterstücks mitgenommen, bei dem sie irgendwie mitgewirkt hat – ich glaube, sie haben damals etwas aus Tausendundeiner Nacht aufgeführt –, und ich bin auf diesen riesigen fliegenden Teppich geklettert, den sie als Requisite benutzt haben.
    Ich weiß es noch ganz genau: Ich saß auf diesem Teppich und verschränkte die Arme so wie die bezaubernde Jeannie und dann habe ich immer wieder ›ALASHAZAM‹ gemurmelt und plötzlich fing der Teppich an, sich zu bewegen. Vielleicht hätte ich mich erschrecken sollen, aber das tat ich nicht. Und dann bin ich hin- und hergeschwebt.«
    Bei seiner Geschichte wurde mir etwas schwer ums Herz.

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