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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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man das jemandem antun? Wie kann man so tun, als wäre man jemand anderes, und verbergen, wer man wirklich ist? Wie kann jemand so etwas tun?« Ich stocherte mit der Schuhspitze im Dreck herum.
    »Vielleicht hatte sie keine andere Wahl«, sagte Caspian leise. »Manche Leute haben keine andere Wahl, als ihre Geheimnisse für sich zu behalten.«
    Ich wischte seinen Einwand beiseite. »Kristen hatte eine Wahl. Niemand hat sie gezwungen, die Geschichte mit ihrem Freund vor mir zu verheimlichen. Sie hätte jederzeit mit mir über ihn sprechen können. Außerdem ist das eine Art Grundvoraussetzung für eine beste Freundin. Vor Leuten, die man mag, muss man nichts verheimlichen und so etwas erst recht nicht.« Meine Stimme zitterte und ich war gefährlich nah daran, in Tränen auszubrechen. Ich blinzelte heftig und holte tief Luft. Ich würde mich nicht in die peinliche Situation begeben, wie ein Baby loszuplärren.
    »Wenn ich dich richtig verstehe, hatte Kristen also einen heimlichen Freund?«, fragte Caspian. »Glaubst du, sie hat sich abends hier mit ihm getroffen?«
    »Keine Ahnung. Aber ich denke, sie waren ganz schön … ganz schön verliebt.«
    Caspian warf mir einen Blick zu, aber ich konnte ihn nicht ansehen. Schon wieder diese Verlegenheit. Mein ständiger Begleiter.
    »Hat sie irgendwo seinen Namen erwähnt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur den Anfangsbuchstaben D. Aber sie schien irgendwie echt verstört zu sein. Ihr ganzer Schreibstil war anders, als ob sie deprimiert wäre. Was ich ihr persönlich aber nie angemerkt habe«, sagte ich traurig. »Ich weiß auch nicht, wie sie das vor mir geheim halten konnte. Es muss ganz schön schwierig gewesen sein.«
    »Ich bin sicher, dass sie ihre Gründe hatte«, sagte Caspian. »Sie muss sie gehabt haben. Ohne einen triftigen Grund hätte sie so etwas doch nicht vor dir verheimlicht. Du musst ihr vertrauen, Abbey.«
    »Ihr vertrauen? Nachdem sie mich monatelang angelogen hat?«
    Er gab keine Antwort. Aber das war mir egal. Ich musste das alles nur loswerden und brauchte jemanden, der sich meinen Frust anhörte. Ich hatte ja keine beste Freundin mehr, die diese Rolle hätte übernehmen können. Wir schwiegen beide eine Zeit lang. Ich lehnte mich an die Mauer und rutschte auf den Boden.
    Okay, wahrscheinlich suchte ich jemanden, der mir recht gab, jemanden, der mir sagte, dass ich nicht verrückt war und völlig zu Recht all das empfand, was ich empfand …
    Aber wir schnitten auch kein anderes Thema an und einen Moment später setzte er sich neben mich. Jeder von uns war in seiner eigenen kleinen Welt gefangen.
    Ich bewegte mich und mein Handy fiel mir aus der Tasche. Ich klappte es auf und sah, dass ich kein Netz hatte. Auf dem Display sah ich Moms Nummer.
    »Isst du nun deine Kekse oder wartest du, bis du zu Hause bist?«, fragte ich und versuchte, die Stimmung aufzulockern, um zu vermeiden, dass unser Treffen schlecht endete.
    Er sah mich an, als hätte ich ihn aus tiefen Gedanken gerissen. »Was?« Dann sah er auf die Tüte, die zwischen uns stand. »Ach ja«, lachte er. »Du machst wohl Witze. Ich kann es kaum erwarten, sie zu probieren.« Vorsichtig machte er die Tüte auf und holte einen Keks heraus, der in der Mitte durchgebrochen war. Als er hineinbiss, schaute ich noch mal auf mein Handy.
    »Ich muss eben meine Mailbox abhören. Bin gleich wieder da.«
    Er nickte und kaute weiter. Ich stand auf und ging unter der Brücke hervor zu einer Stelle, wo ich einen besseren Empfang haben würde. Auf der Mailbox war Moms Stimme klar und deutlich zu vernehmen. Ich seufzte tief auf und machte mir nicht die Mühe zuzuhören, was sie zu sagen hatte. Schnell drückte ich auf die Speichertaste und ging zurück zur Brücke.
    »Weißt du«, sagte ich und klappte mein Handy zu, »wenn du mir deine Handynummer geben würdest, wäre es so viel leichter, dich zu treffen.«
    Mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck stand er auf. »Ich weiß, dass das sehr nach zwanzigstem Jahrhundert klingt, aber … ich habe gar keins.«
    Mir klappte der Unterkiefer hinunter.
    »Du hast kein Handy?«
    »Nein.«
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    »Okay, und was ist mit deiner Festnetznummer?«
    Erneut schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht viel besser. Mein Dad schaltet das Telefon ständig aus. Er schläft zu ungewöhnlichen Zeiten.«
    »E-Mail-Adresse, Benutzername … damit ich dir mailen kann?« Ich ahnte die Antwort, bevor er sie gab. Ich war schockiert.
    »Sieh mal, Abbey«, sagte er. »Ich

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