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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Friedensangebot. Ohne wirklich darauf zu achten, was ich tat, folgte ich automatisch den Anweisungen im Kochbuch.
    Ich kam erst wieder zu mir, als ich das zweite Blech aus dem Backofen holte – anstatt einen Topflappen zu benutzen, griff ich mit bloßen Händen danach. Das Metall war glühend heiß und ich ließ das Blech sofort wieder fallen. Glücklicherweise hatte ich es erst ein paar Zentimeter angehoben, sodass es nicht sehr tief hinunterfiel. Ich fluchte, als ich zur Küchenspüle ging, und dann fluchte ich noch mehr, als das Telefon anfing zu klingeln.
    Ich fand, dass meine verbrannte Haut jetzt wichtiger war als das Telefon. Ich ließ kaltes Wasser über meine Hand laufen und fühlte, wie der Schmerz augenblicklich nachließ. Zehn Sekunden später pochte es nur noch leicht, aber das Telefon klingelte immer noch.
    Ich machte einen Waschlappen nass und wickelte ihn um die Blase, die sich bereits bildete. Dann nahm ich den Hörer ab. »Hallo?«
    »Hi, Süße«, sagte eine fröhliche Stimme am anderen Ende. »Ich bin’s, Mrs M. Ich dachte, es wäre der Anrufbeantworter.«
    »Oh, hi, Mrs M.«, sagte ich angespannt. Ob das ein Zeichen war? Sollte ich ihr von dem Tagebuch erzählen?
    »Ich rufe nur an, um deiner Mom zu sagen, sie braucht sich um die Reservierung für morgen Abend nicht zu kümmern. Ich habe es schon erledigt.«
    »Okay«, antwortete ich. »Ich richte es ihr aus. Haben Sie etwas Besonderes vor?«
    »Wir gehen zu einem Treffen mit dem Vorstand des Geschichtsvereins. Wird sicher lustig. Letztes Mal war es jedenfalls ein Wahnsinnsspaß.«
    Der triefende Spott in ihrer Stimme brachte mich zum Lachen. »Es wird bestimmt wahnsinnig aufregend.«
    »Wenigstens das Essen wird gut sein«, seufzte sie. »Wir treffen uns im Callenini. Da gibt es das beste Hühnchen Alfredo Linguini.«
    »Ja, stimmt«, sagte ich. »Bitten Sie meine Mom, mir ein paar Knoblauchbrötchen mitzubringen. Die mag ich wahnsinnig gern.«
    »Mach ich.«
    Wir unterhielten uns noch ein bisschen über das Restaurant und dann sagte Mrs M., sie müsse auflegen. Ich sagte nichts über das Tagebuch. Ich brachte es nicht über mich.
    Als ich auflegte, kamen jedoch alle verletzten Gefühle über den Betrug wieder hoch und ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange rollte. Erst eine, dann noch eine und ich ließ den Kopf sinken und suhlte mich einen Augenblick lang im Selbstmitleid.
    Das plötzliche Piepsen der Zeitschaltuhr am Backofen ließ mich zusammenfahren. Ich hatte sie so eingestellt, dass sie alle Viertelstunde piepste, damit ich ein weiteres Blech mit Keksen aus dem Ofen holte. Ich rieb mir übers Gesicht und trocknete meine Tränen. Ich hatte keine Zeit für Selbstmitleid. Es war noch eine ganze Schüssel mit Teig übrig, aus denen ich ein paar Dutzend Kekse backen musste.
    Ich stellte die aggressivste Musik an, die ich finden konnte, drehte sie so laut auf, dass sie durch das ganze Haus schallte, und machte mich wieder an die Arbeit.
     
    Nach vier weiteren Keksblechen und dreizehn Wahnsinnssongs wurde es Zeit, mich für das Treffen mit Caspian fertig zu machen. Eine Stunde später, in Jeans und einem roten Pullover, füllte ich eine Papiertüte mit Keksen.
    Da keins meiner Elternteile mich angebrüllt hatte, die Musik leiser zu stellen, nahm ich an, dass sie schon außer Haus und bei einer ihrer ewigen Versammlungen waren. Ich legte ihnen ein paar Kekse auf einen Teller neben die Kaffeekanne. Damit könnte ich mir sicher ein paar Bonuspunkte als »gute Tochter« einhandeln. Ich überzeugte mich noch einmal, dass ich auch den Backofen ausgemacht hatte, griff nach der Tüte für Caspian und zog die Tür hinter mir zu.
    Es war windig und zuerst spürte ich gar nicht, wie kalt es war. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich mir wünschte, einen dickeren Mantel und ein Paar Handschuhe angezogen zu haben. Der Wind peitschte mir kräftig und eisig um die Ohren. Auf dem Weg zum Friedhof versuchte ich, ihn zu ignorieren, dennoch fröstelte ich und senkte den Kopf.
    Ich ging durchs Tor, folgte dem Weg zum Fluss und fand Caspian am Familiengrab der Irvings. Er hatte mir den Rücken zugewandt und war ganz in Schwarz gekleidet, aber seine Haare hätte ich überall sofort erkannt. Ich ging langsamer und bewegte mich vorsichtig und leise, bis ich hinter ihm stand.
    »Caspian«, flüsterte ich. Er stand ganz still da und ließ sich nicht anmerken, ob er mich gehört hatte. Ich ging noch einen Schritt näher und stand jetzt unmittelbar hinter

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