The Hollow
will ja nicht sonderbar erscheinen oder so was, es ist nur so, dass ich nicht besonders oft zu Hause bin. Und wenn, dann häng ich bestimmt nicht am Computer herum. Mach dir keine Gedanken. Wir finden uns schon.«
Caspian hielt mir den Rest seiner Kekshälfte hin. »Magst du? Das sind die leckersten, die ich je gegessen habe.«
Ich nahm sein Friedensangebot an und lächelte. Als ich den Keks in den Mund steckte, erregte mich die geheime Vorstellung, dass seine Lippen ihn gerade berührt hatten, was fast einem Kuss gleichkam. Glücklich kaute ich darauf herum, schluckte langsam und fuhr mit der Zunge über meine Zähne, um etwaige Krümel loszuwerden.
»In den nächsten Wochen habe ich ziemlich viel um die Ohren«, sagte er, »aber wir lassen uns schon was einfallen.«
Ich machte den Mund auf, um zu protestieren, aber er unterbrach mich.
»Ich hab’s dir schon mal gesagt, Abbey: Mach dir keine Sorgen. Entspann dich.« Er lächelte mich an und ich konnte nicht anders, als zurücklächeln. So allmählich musste er glauben, dass ich mit allem Möglichen einverstanden wäre, solange er mich so anlächelte.
»Okay, okay«, entgegnete ich. »Lass dir die Kekse schmecken. Wir sehen uns.«
»Siehst du?«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Ist doch nicht so schwer, Astrid, oder? Bloß keine Sorgen.« Er neigte leicht den Kopf. »Vielen Dank für die Kekse. Ich bin ziemlich sicher, dass sie alle sind, bevor ich zu Hause bin. Bevor du gehst, mach die Augen zu und streck die Hand aus.«
Ich starrte ihn an.
Er wartete.
Ich seufzte theatralisch, schloss die Augen und streckte die Hand aus. Nichts geschah.
»Bist du sicher, dass du die Augen zuhast?«, fragte er.
»Ganz sicher.«
»Versprichst du mir, das erst zu Hause zu öffnen?«
Das war kein einfaches Versprechen. Er wollte mir etwas schenken? Der Weg nach Hause war sehr, sehr lang.
»Abigail Astrid?«, hakte er nach.
Ich lachte. »Ja, ja, ich verspreche es. Obwohl ich vor Neugierde sterben werde, verspreche ich dir, es erst aufzumachen, wenn ich zu Hause bin.«
Er ließ etwas Kleines und Weiches in meine Hand gleiten. Es fühlte sich an wie ein Stück Stoff und ich steckte es in die Tasche, bevor ich die Augen aufmachte. Die Versuchung wäre zu groß, wenn ich es erst sehen würde.
»Tschüss, Abbey«, hörte ich Caspian rufen. »Denk an dein Versprechen.«
Ich riss die Augen auf, aber er ging schon in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich lächelte, als ich das kleine Etwas in meiner Tasche spürte. Vielleicht sollte ich nach Hause rennen.
»Tschüss, Caspian, bis bald«, rief ich und drehte mich um. Ich dachte an unser Gespräch über Handys und erinnerte mich an etwas, das er gesagt hatte. »Warte mal, Caspian!« Ich wirbelte herum.
Er war schon ein ganzes Stück weit weg, aber er hörte mich und drehte sich um. »Ich weiß nicht mal, wie du mit Nachnamen heißt«, rief ich. Sogar aus der Entfernung konnte ich sehen, dass seine Augen funkelten.
»Crane«, rief er. »Ich heiße Caspian Crane.«
Kapitel vierzehn – Neue Freunde
»Verschiedene Bewohner der schläfrigen Schlucht waren bei van Tassel anwesend und schütteten wie gewöhnlich ihre wilden und wunderbaren Legenden reichlich aus. «
Sleepy Hollow von Washington Irving
Ich schaffte es kaum bis nach Hause. Die Neugier brachte mich fast um. Halb rannte ich, halb lief ich und war rasch außer Atem. Meine Kondition war nicht die beste. Einige Male war ich schwer in Versuchung nachzusehen, was in meiner Tasche steckte, aber dann rief ich mir Caspians Worte und mein Versprechen in Erinnerung und bekam ein schlechtes Gewissen.
Als endlich die Haustür in Sicht kam, war ich unglaublich erleichtert. Ich rannte die Stufen hinauf und suchte fieberhaft in meinen Taschen nach dem Schlüssel. Ich zog ihn aus der hinteren Hosentasche und wollte ihn gerade ins Schlüsselloch stecken, als sich der Knopf von allein drehte und die Tür aufging. Überrascht erblickte ich Moms Gesicht.
»Ah, gut, da bist du … Was ist los?«, fragte sie. »Bist du gerannt?«
Schnell schaute ich zu Boden. Ich konnte ihr ja nicht gut erzählen, dass ich mich mit einem Jungen auf einem Friedhof getroffen hatte. Ich rang nach Luft und versuchte vergeblich, mein rasendes Herzklopfen zu beruhigen.
»Was ist denn los?« Moms Stimme wurde lauter und ich hob die Hand, um ihre Sorgen zu zerstreuen.
»Nichts«, keuchte ich. »Ich bin nur … ein bisschen zu schnell gelaufen. Mir ist eine … eine Hausaufgabe eingefallen
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