The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
immer hören und bewegte mich in seine Richtung, stolperte über das dichte Gewirr aus Wurzeln und Gestrüpp, taumelte von Baum zu Baum, lehnte mich an die kräftigen Stämme, um mich auszuruhen und wieder zu Atem zu kommen.
Das Geräusch des Wassers wurde bald lauter – und dann hatte ich es gefunden: Es war ein kleiner Bach, der sich rasch durch totes Laub wand. Sein Wasser blitzte und funkelte in dem einzigen blassgelben Sonnenstrahl, der durch das Geäst der Bäume auf den Waldboden drang.
Mit offenem Mund stolperte ich auf den Bach zu, sackte am Ufer auf die Knie, fiel nach vorn und hielt meine Lippen in die kühle Strömung.
Ich wusste nicht viel über die Regeln für das Überleben im Wald, aber ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste, wenn ich Wasser trank. Ich erinnerte mich daran, dass man versuchen soll, die Stelle zu finden, an der das Wasser am schnellsten fließt, und dass man nicht zu viel und nicht zu hastig trinken sollte.
Ja, an all das erinnerte ich mich, aber es war mir egal, mein Durst war zu groß. Ich hätte am liebsten den ganzen Bach in einem Rutsch aus dem Boden gesaugt! Da ich nicht genug bekam, schaufelte ich mir das Wasser, so schnell ich konnte, mit beiden Händen ins Gesicht.
Es war ein unglaubliches Gefühl! Ich spürte, wie die Kraft mit jedem Schluck in meinen Körper zurückströmte. Diese Benommenheit, die meinen Kopf wie eine Nebelwolke umfangen hatte, löste sich auf und wehte davon, sodass ich wieder klar denken konnte. Alles um mich herum – die Blätter, das Sonnenlicht, das Wasser, die ganze Welt – war plötzlich schärfer eingestellt. Es war geradezu ein Wunder, wie in den Geschichten aus der Bibel, in denen kranke Menschen geheilt werden und von einer Sekunde auf die nächste wieder gesund sind.
Ich trank und trank, und als ich nichts mehr aufnehmen konnte, rollte ich mich auf den Rücken und blieb einfach liegen, schnappte nach Luft und fühlte mich gut und stark. Endlich konnte ich wieder klar denken. Dank des Wassers konnte ich wieder nachdenken und planen und herauszufinden versuchen, was mit mir passiert war, womit ich es zu tun hatte, wie ich von hier fort und wieder nach Hause gelangen konnte. Es musste doch einen Ausweg aus diesem Wahnsinn geben! Es musste eine vernünftige Erklärung geben. Das hier war kein Science-Fiction-Film auf Syfy Channel, und die Männer, die mich verfolgten, waren keine Aliens. Sie hatten mich nicht aus meinem Bett in eine andere Dimension gebeamt. Ich war einfach … gestohlen … aus meinem Leben gestohlen und in dieses Leben hier geschubst worden. Dahinter musste ein Plan, ein Grund stecken. Und es musste einen Ausweg geben.
Es musste einfach einen geben.
Doch bevor ich auf all das Antworten finden konnte, musste ich mich wieder in Bewegung setzen und zu einer Straße, zu einer Stadt, zur Polizei gelangen.
Da hatte ich eine Idee. Ich drehte mich auf die Seite und stemmte mich ächzend vom Boden hoch. Jedes Mal, wenn ich aufhörte, mich zu bewegen, breiteten sich blitzschnell Steifheit und Schmerz in meinem Körper aus. Stöhnend schaffte ich es trotzdem, drehte mich um, setzte mich auf und hielt mich dann an dem dünnen Stamm einer Birke fest, um mich hochzuziehen.
Als ich auf den Beinen war, schaute ich hinunter auf das Wasser. Es musste doch irgendwohin fließen, oder? Es war zwar nur ein kleiner Bach, trotzdem musste er irgendwo enden. Vielleicht versiegte er einfach. Vielleicht mündete er aber auch in einen größeren Fluss, der mich wiederum in eine Stadt führen würde. Oder er mündete in einen See, wo es Ferienhäuser, Boote und Telefone gab …
Ich versuchte, dem Lauf des Baches mit den Augen zu folgen und zu sehen, wohin er führte, doch es hatte keinen Zweck. Er schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch und war dann nicht mehr zu erkennen. Erschöpft setzte ich mich wieder in Bewegung und folgte dem murmelnden Bach.
Ich hielt mich nah am Wasser, da, wo die Sträucher nicht so dicht standen, kämpfte mich zwischen den Bäumen hindurch und ging um die Biegung des Baches herum.
Als ich sah, wo er endete, sank mein Mut.
Noch zwei Mal wand sich der Bach, bevor er endlich eine Lichtung erreichte. Und dann in der Erde verschwand!
Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte entsetzt auf die Stelle, wo das Wasser versiegte. Es war eine Lichtung mit einer Art Mulde in der Mitte, und es sah fast so aus, als sei der Boden dort abgesackt. An ihrer tiefsten Stelle war die Mulde ein dunkles Loch, eine
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