The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
ihren Eingeweiden brannte und drückte, eindeutig besser.
Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und prüfte im Spiegel, ob ihr Haar sauber war. Aus dem Spiegel heraus starrte sie ein großes, schlaksiges, blasses Mädchen an. Die uncoolen Sommersprossen, die sie so sehr hasste, sprenkelten ihre Wangen unter den Rändern der Brille. Ihr rotblondes Haar hing schlaff bis zu den mageren Schultern herunter und stach grell von dem grauen T-Shirt mit dem eingestickten Microsoft-Logo ab.
Ein hundertprozentiger Nerd. Ein Computerfuzzy. Das bist du, Maddy, und jeder sieht es dir sofort an.
Eine echte Kuriosität: Eine Frau, die mit Platinen jonglierte, an ihrem PC herumschraubte und sich mit dem iPhone einen Zugang zum Internet freihackte. Ein weiblicher Computerfreak. Ein Computerfreak, der jedes Mal, wenn er an Bord eines Flugzeugs ging, die galoppierende Panik bekam.
Maddy entriegelte die Tür, schob sie auf und verließ die Toilette. Sie schaute den Mittelgang entlang und über Hunderte von Kopfstützen und Köpfen hinweg nach vorne.
Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und wirbelte herum. Die Hand gehörte einem alten Mann, der neben den Toiletten stand.
»Äh? … Was?«, fragte sie und zog die kleinen Kopfhörer aus den Ohren.
»Du bist Madelaine Carter aus Boston. Sitz 29 D.«
Fragend starrte sie ihn an. »Wie? Wollen Sie mein Ticket sehen oder …?«
»Es tut mir leid, aber du hast nur noch ein paar Minuten zu leben.«
Ihr Magen machte einen Satz und bereitete sich darauf vor, einen weiteren Schwall halb verdauter Nahrung auszustoßen. So etwas wie »nur noch ein paar Minuten zu leben« war das Letzte, was ein Mensch mit Flugangst hier oben hören wollte. Ebenso wie »Terrorist« oder »Bombe« zählte es zu den Dingen, die man an Bord eines Flugzeugs niemals sagen sollte.
Der alte Mann wirkte abgehetzt, so wie jemand, der gerade noch den letzten Zug erwischt hat.
»In ein paar Minuten werden alle hier an Bord tot sein.«
Sie dachte, dass es wohl nur zwei Sorten Menschen geben könne, die so etwas sagten. Zum einen solche, die komplett durchgeknallt waren und vergessen hatten, ihre Pillen zu nehmen. Und zum anderen …
»O mein Gott«, flüsterte Maddy. »Sie sind doch nicht … ein Terrorist?«
»Nein, ich bin hier, um dich zu retten, Madelaine«, sagte er ruhig und warf dann einen Blick auf die voll besetzten Sitzreihen. »Aber leider nur dich.«
Sie schüttelte den Kopf. »Was? Wer? … Ich … äh…« Ihr Mund bewegte sich, ohne dass sie einen sinnvollen Satz herausbrachte.
»Es bleibt nicht mehr viel Zeit.« Er sah auf seine Armbanduhr. »In ungefähr 90 Sekunden wird eine kleine Sprengladung genau in der Mitte der rechten Seite des Fliegers explodieren. Die Explosion wird ein Loch durch den Rumpf schlagen, im Flugzeug fällt sofort der Luftdruck ab, es wird sich drehen und in einen steilen Sturzflug übergehen. Zwanzig Sekunden später wird der rechte Flügel abfallen, woraufhin das Innere des Fliegers mit Flugbenzin vollläuft und sich entzündet.« Er seufzte. »Beim Aufprall im Wald 37 Sekunden später werden all jene sterben, die zuvor noch nicht verbrannt sind.«
Maddy merkte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich.
»Es tut mir leid«, fügte er hinzu, »aber wie es aussieht, wird kein Mensch überleben.«
»Das … äh … das ist nur ein geschmackloser Scherz, oder?«
»Das ist kein Scherz.« Er fuhr fort: » Du allein hast die Wahl. Du kannst dich dafür entscheiden weiterzuleben.«
Er meint es ernst. Und er wirkte nicht so, als ob er auf Drogen war. Unwillkürlich schnappte Maddy nach Luft und griff nach ihrem Inhalator. »I-in n-neunzig Sekunden? Geht eine Bombe los?«
»Inzwischen sind es keine 90 mehr.«
Wenn er kein Irrer war, dann …
» O Gott, es ist Ihre Bombe! Was verlangen Sie von uns?«
»Nein, es ist nicht meine Bombe, ich bin kein Terrorist. Ich weiß nur zufällig, dass dieses Flugzeug durch eine Sprengladung zerstört wird. Morgen früh wird eine terroristische Vereinigung die Verantwortung dafür übernehmen.«
»Ist noch Zeit? Können wir die Bombe finden und rauswerfen?« Die Angst ließ ihre Stimme schrill werden. Sie hatte das »B« ein bisschen zu laut ausgesprochen. Schon drehten sich mehrere Köpfe nach ihr um.
Er schüttelte den Kopf. »Selbst wenn die Zeit noch reichen würde … Ich kann den Lauf der Dinge nicht verändern. Ich kann die Geschichte nicht verändern. Dieses Flugzeug muss abstürzen.«
»O mein Gott!«, wimmerte
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