Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
Vom Netzwerk:
ohrenbetäubendes Knirschen zog sich durch das Schiff.
    »Sie stirbt, Liam. Der Rumpf der Titanic wird in wenigen Sekunden auseinanderbrechen. Wenn du an Gott glaubst, möchtest du vielleicht zu ihm. Ich kann dir versichern, dass es sehr schnell gehen wird.«
    Ertrinken. Das war seit jeher Liams schlimmster Albtraum gewesen. Er hatte nicht einmal schwimmen lernen können, weil er so große Angst vor dem Wasser hatte.
    Liam schaute zu dem Mann auf und sah ihm zum ersten Mal richtig ins Gesicht. Er hatte traurig wirkende Augen und die Art von Falten, die mit dem Alter kommen. Ein wahnwitziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf. »Sind Sie … ein Engel?«
    Der andere lächelte. »Nein, ich bin nur ein alter Mann.« Er hielt die Hand immer noch ausgestreckt, ohne zu zittern. »Ich habe Verständnis, wenn du lieber hierbleiben und sterben willst. Nicht jeder entscheidet sich dafür mitzukommen.«
    Ein Schauder überlief Liam. Der Boden unter seinen Füßen erbebte. Um sie herum wurden das Knirschen von reißenden Stahlplatten und das Knallen auseinandergerissener Schweißnähte lauter und lauter. Über ihren Köpfen gab ein Deck nach dem anderen nach.
    »Es ist so weit, Liam. Es wird Zeit, eine Entscheidung zu fällen.«
    Liam zog sich vorwärts, aus dem Wasser heraus und der ausgestreckten Hand des alten Mannes entgegen. Wenn er Zeit gehabt hätte, darüber nachzudenken, wenn seine Gedanken nicht von Panik beherrscht gewesen wären, hätte er sich gefragt, wer dieser Mann war und wie er sie eigentlich beide aus dieser Situation retten wollte. Doch so wie die Dinge lagen, konnte er jetzt nur an eines denken:
    Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben.
    Das Licht erlosch. Um sie herum herrschte vollkommene Dunkelheit.
    Suchend fuchtelte Liam mit einem Arm in der Finsternis herum. »Wo ist Ihre Hand? Bitte! Ich will nicht ertrinken!«
    Seine Finger streiften die des alten Mannes. Der bekam sie zu fassen und hielt sie fest.
    »Verabschiede dich von deinem Leben, Liam«, rief er über das Tosen des berstenden Schiffes hinweg.
    Das Letzte, was Liam bewusst wahrnahm, war, dass der bis dahin vibrierende Boden unter seinen Füßen plötzlich nachgab und verschwand, und dass er fiel … immer tiefer in die Dunkelheit hinein.

3.
2001 – New York

    Er fiel … und fiel … und fiel.
    Liam schreckte auf. Seine Beine traten ins Leere. Ohne die Augen zu öffnen, tastete er mit den Händen … und fühlte warmen, trockenen Stoff, der ihn bedeckte. Ringsherum war es ruhig, beinahe ganz still. Er hörte nur jemanden in seiner Nähe leise atmen und ein gedämpftes Grollen irgendwo weit über sich. Er wusste, dass er auf mysteriöse Weise irgendwo anders hingekommen war. So viel war klar.
    Er lag auf einem Bett oder einer Liege. Er öffnete die Augen und sah über sich ein Gewölbe aus bröckelnden Ziegelsteinen, dessen vor langer Zeit aufgetragener weißer Anstrich schuppig abblätterte. Vom höchsten Punkt des Gewölbes hing eine einzelne, flackernde Glühbirne an einem staubigen Kabel herunter.
    Er stützte sich auf seine Ellbogen auf. Er befand sich in einem kleinen, gemauerten Raum, der möglicherweise unter der Erde lag. Der Fußboden war aus Beton, doch außerhalb des Lichtkreises der Glühlampe war wenig zu erkennen.
    Wo bin ich?
    Liam setzte sich auf. Er fühlte sich benommen und ihm war schwindelig. In einem knappen Meter Abstand von seinem Bett stand ein Etagenbett. Unten schlief ein Mädchen, das ein paar Jahre älter sein mochte als er, einen unruhigen Schlaf. Sie war vielleicht 18 oder 19, schon eher eine junge Frau als ein Mädchen.
    Ihre Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern und sie wimmerte. Ihre Beine traten ins Leere wie seine eigenen zuvor, ihre abrupten Bewegungen ließen das Etagenbett schwanken und quietschen.
    Wo zum Teufel bin ich?, fragte er sich abermals.

4.
2010 – irgendwo über Amerika

    Maddy Carter tastete ungeschickt nach hinten und fand den Knopf für die Spülung. Ein zischendes, schlürfendes Geräusch erklang und sie fragte sich, ob jemand, der aus Versehen den Knopf drückte, während er noch auf der Brille saß, wohl mit eingesaugt und inmitten seiner Exkremente in freiem Fall auf die Erde zurückstürzen würde.
    Ein netter Gedanke.
    Maddy säuberte sich, so gut es in der engen Toilette eben ging. Sie sah zu, wie der Rest ihres Erbrochenen im Toilettenbecken herumwirbelte und durch das Loch verschwand. Sie fühlte sich jetzt, da das Bordmenü wieder draußen war und nicht mehr in

Weitere Kostenlose Bücher