The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
auf seinen Ellbogen, um die Hand abzulenken, in der er das Messerhielt. Aber in meiner Panik bewegte ich mich so schnell, dass ich über meine eigenen Füße stolperte, weiter in den Raum hinein.
Das war meine Rettung, denn der Mann mit dem Messer war gut trainiert. Er wusste, wie man kämpft, und hatte das Messer schon wieder auf mein Gesicht gerichtet. Wäre ich nicht nach vorn gestolpert, hätte er mir die Kehle durchgeschnitten.
Ich stieß ein ächzendes Geräusch aus, als ich der Klinge auswich. Die Bewegung brachte mich vollends aus dem Gleichgewicht, und ich fiel taumelnd zu Boden.
Das war mein Ende, ich war mir sicher. Ein trainierter Kämpfer mit einem Messer kann tödlicher sein als alles andere, sogar noch viel gefährlicher als ein Mann mit einer Pistole. Eine Pistole kann man wegreißen oder wegschlagen, aber ein Messer lässt sich nicht einfach packen, ohne dass man sich schneidet. Und wenn der Messerstecher sein Geschäft versteht, kann seine Klinge den Gegner genauso schnell ausschalten wie eine Kugel.
Und dieser Typ verstand sein Geschäft. Sämtliches Karatetraining der Welt würde mich nicht retten, wenn ich nicht schnell und klug handelte. Schon während ich stürzte, war mir das klar. Panik breitete sich in mir aus, und die Gedanken in meinem Kopf rasten: Ich muss etwas tun!
Als ich auf dem Boden aufprallte, rollte ich mich, so schnell ich konnte, zur Seite, bis ich im hinteren Teil der Toilette wieder auf die Füße kam. Dicht an die Wand gedrängt, stand ich zwischen zwei Urinalen. Noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, stürmte der Killer heran und richtete die schwarze, im Licht schimmernde Klinge auf meinen Bauch. Mirentwich ein Schrei und ich konnte gerade noch wegspringen und ihn mit beiden Händen am Handgelenk packen.
Aber ich konnte ihn nicht halten. Er riss das Messer zurück, und hätte ich nicht losgelassen, hätte er mir damit die Finger abgetrennt. Sofort stürzte er sich wieder auf mich. Sein rundes, offenes Gesicht glich jetzt einer Maske des Zorns, und in seinen blauen Augen blitzte die Entschlossenheit zu töten.
Ich würde diesen Kampf verlieren. Ich wusste es. Es war nur eine Frage der Zeit. Und es gab nur eine Chance: Ich musste ihn überlisten, musste irgendwie einen Ausweg finden. Trotz meiner Panik, trotz meiner Todesangst.
Der Killer kam immer näher, die schwarze Klinge zuckte vor meinem Gesicht wie der Kopf einer Kobra. Er hielt die Spitze auf meine Augen gerichtet, damit ich nicht klar sehen, die Entfernung zu ihm nicht abschätzen konnte. Er drängte mich in die Mitte des Raums, an die Wand zwischen Toilettenkabinen und Urinalen, wo ich nicht mehr ausweichen konnte. Ich machte einen schnellen Schritt zurück und wartete auf den tödlichen Stich.
Er kam mit schlangenartiger Schnelligkeit – und mit ihm ein verzweifelter Gedanke.
Als die Klinge auf mich zusauste, rammte ich die Schulter gegen eine Kabinentür. Der Killer setzte mir nach, aber ich packte die Tür und schlug sie ihm vor der Nase zu, noch bevor er sich hineinzwängen konnte. Rasch schob ich den Riegel vor. Jetzt musste alles schnell gehen, blitzschnell. Die Tür war dünn, das Schloss nicht stabil. Er würde es jeden Augenblick aufbrechen.
Ich ließ mich auf den Boden fallen und zwängte mich durch die Lücke unter der Zwischenwand.
Ein enormes Krachen war zu hören, als der Killer die verschlossene Tür nebenan auftrat. Ich schoss aus der anderen Kabine und war in Sekundenschnelle hinter ihm. Er hatte bereits begriffen und wollte sich gerade umdrehen. Zu dumm, Kollege. Mehr als einen Fehler darf man sich nicht erlauben. Ich verpasste ihm einen schnellen, heftigen Schlag auf die Nase. Sein Kopf flog zurück, und Blut spritzte aus seiner Nase. Bevor er wieder zu sich kam, packte ich ihn am Gelenk der Hand, in der er das Messer hielt, und riss ihn mit der anderen Hand an den Haaren nach vorn. Ich zerrte ihn aus der Toilettenkabine, drehte meinen Körper, um an Schwung zu gewinnen, und stieß den Killer mit dem Gesicht auf die harte Kante des Waschbeckens. Seine Knie gaben nach, und er brach bewusstlos zusammen. Ich stand über ihm und rang nach Luft.
Ich hatte überlebt.
2
I N DER F ALLE
Ich kniete mich neben den Killer.
Er bewegte sich nicht. Seine Oberlippe war aufgeplatzt, sein geöffneter Mund blutverschmiert. Auch seine Zähne waren voller Blut. Hastig durchsuchte ich seine Kleidung. Mir blieb nur wenig Zeit. Jeden Augenblick konnte jemand hereinkommen und die Polizei
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