The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
dann entkommen!
Mein Blick wanderte weiter, dann hielt ich den Atem an. Ein kleiner Hoffnungsfunke loderte in mir auf: Da stand die Maschine! Doch schon im nächsten Augenblick zog sich mein Magen krampfhaft zusammen. Da waren zwei Motorräder: Eins war links von mir am Bordstein geparkt, das andere fast direkt gegenüber dem Eingang zur Bibliothek, vor dem Park. In der zunehmenden Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, ob beide Maschinen Harleys waren.
Wenn ich alles auf eine Karte setzte, könnte ich es vielleicht zu einem der Motorräder schaffen …
»Denk nicht mal dran.«
5
U NGEWOLLTE F LUCHT
Mein Gedanke wurde laut ausgesprochen, von einer ruhigen, spöttischen Stimme mit ausländischem Akzent.
Ich drehte mich um und zuckte zusammen. Der Schnurrbart-Typ mit der olivbraunen Haut hatte sich neben mich geschlichen. Er stand so dicht bei mir, dass ich seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spürte, als er weitersprach: »Alle Ausgänge sind versperrt, alle Wege sind gesichert. Wenn du ruhig und friedlich mitkommst, können wir vielleicht eine Lösung finden.«
Genau, dachte ich. Eine Lösung finden. Wie würde die wohl aussehen? Eine Kugel im Kopf und ein flaches Grab?
Ich hatte Angst, wahnsinnige Angst. Trotzdem gelang es mir, ihn grimmig anzustarren. »Vielen Dank auch«, sagte ich.
Die Lippen des Mannes kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. »Du hast dich entschieden, uns zu betrügen, West. Du machst es nur schlimmer, wenn du das Ganze in die Länge ziehst.«
Er hob das Kinn. Ich folgte seiner Bewegung und drehte mich zur Seite, wo sein Kollege, der Kantenkopf, stand. Er hatte seine Jacke ein kleines Stück geöffnet, sodass ich die Pistole in seinem Schulterholster sehen konnte.
»Du hast die Wahl«, sagte der Schnurrbärtige. »Entweder du kommst jetzt mit oder wir erschießen dich gleich hier. Dichund jeden anderen, der sich uns in den Weg stellt. Das könnte eine ziemlich blutige Angelegenheit werden.«
Was blieb mir für eine Wahl? Es gab keinen Zweifel daran, dass sie genau das tun würden. Wie viele unschuldige Menschen würden sie töten, wenn ich nicht mit ihnen ging? Ich zögerte einen Augenblick, schwieg und lauschte verzweifelt, in der inständigen Hoffnung, das Geräusch von nahenden Sirenen zu hören. Die Cops würden mich vielleicht verhaften und ins Gefängnis stecken, aber zumindest würden sie mich nicht töten. Wo blieben sie? Nicht das Geringste war zu hören. Vielleicht hatte die Bibliothekarin doch nicht die Polizei verständigt …
»Würdest du dich dann bitte umdrehen«, forderte der Schnurrbart-Typ leise.
Ich folgte seiner Anweisung – und da, direkt vor mir, stand der blonde Killer aus der Toilette. Er hatte sich das Gesicht abgewischt, aber an seiner Oberlippe klebte noch Blut. Wut blitzte in seinen Augen auf. Er konnte es nicht abwarten, sich zu rächen. Er streckte die Hand aus und hob meine Fleecejacke hoch, riss mit einem Ruck das Messer aus meinem Gürtel, sein Messer, und steckte es in seine Windjacke.
»Geh jetzt zur Treppe«, sagte der Schnurrbärtige.
»Und komm bloß nicht auf dumme Gedanken«, knurrte der blonde Killer mit funkelnden Augen.
Ich zögerte noch immer.
»Zur Treppe«, befahl der Schnurrbärtige. »Sofort!«
Was sollte ich tun?
Sie hatten mich umzingelt – Kantenkopf auf der einen, Schnurrbart-Typ auf der anderen Seite, hinter mir der blonde Killer. Sie führten mich durch den Raum. Ein Gefühl der Hilflosigkeitstieg in mir auf, Hilflosigkeit und wachsende Panik. Wenn ich kämpfte, würden vielleicht unschuldige Menschen sterben. Aber sobald sie mich aus der Bibliothek hinaus und in die Dunkelheit der Straße geführt hatten, hatte ich keine Chance mehr. All diese Schatten, all diese Verbrecher da draußen würden mich innerhalb von Sekunden in ein Auto zerren und fortbringen.
Und das wäre das Ende.
Mein Ende.
Niemand würde je erfahren, was passiert war.
Die drei Gangster trieben mich durch den Raum, am Informationsschalter vorbei auf die rechte Treppe zu. Ich drehte mich kurz zum Schalter um. Die Bibliothekarin mit dem freundlichen Gesicht kam gerade aus ihrem Büro. Sie blieb stehen und starrte mich an. Hatte sie die Polizei angerufen, um zu melden, dass sie einen entflohenen Häftling gesehen hatte? War die Polizei unterwegs? Ich hatte keine Ahnung.
Die Männer schoben mich schnell an ihr vorbei. Sie sah uns nach und versuchte nicht, mich aufzuhalten, sagte kein Wort.
Wir erreichten die Treppe, die Verbrecher
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