The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
Schattenmuster der nackten Äste streifte mich, und vor mir ragten die dicken Stämme der Eichen auf, zwischen denen das Licht der Straßenlampen durchschien. Ich musste wieder auf den Gehsteig gelangen! Ich steuerte auf eine Lücke zwischen den Bäumen zu, um dann auf die Straße zu springen und durchzustarten.
Die erleuchtete Lücke wurde größer, als das Motorrad schlingernd darauf zuraste. Aber die weiche Erde setzte sich im Profil der Reifen fest, ich konnte spüren, wie sich die Maschine meiner Kontrolle entzog. Ich hatte Mühe, sie auf Kurs zu halten.
Dann versperrte mir plötzlich eine Silhouette den Weg! Eine Fußgängerin, die gerade über den Gehsteig lief und zwischen die Bäume trat. Sie merkte nicht, dass ich direkt auf sie zuhielt! Ich war zu schnell, um noch ausweichen zu können. Wenn ich versuchte, um sie herumzufahren – das Motorrad nach links oder nach rechts steuerte –, würde ich mit Sicherheitin einen der Baumstämme krachen. Versuchte ich, die Bäume zu umfahren, würde ich auf dem Rasen die Kontrolle über die Maschine verlieren und stürzen. Ich hatte nur noch wenige Sekunden, bis ich mit ihr zusammenstieß. Wenige Sekunden, um mich zu entscheiden.
Mir blieb keine andere Wahl, als die Maschine herumzureißen. Eher würde ich gegen den Baum donnern und stürzen, als einen unschuldigen Menschen zu überfahren. Bereit für die Wende, schloss ich die Finger fest um den Lenker. Genau in dem Moment hörte sie mich, hörte das Röhren der herannahenden Maschine, und schaute in meine Richtung.
Der Motor war so laut, dass ich sie nicht schreien hörte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es tat. Ich sah es daran, wie sie die Hände nach oben riss und den Kopf nach hinten warf. Im Licht der Straßenlampe weiteten sich ihre Augen, ihr Mund öffnete sich. Wie erstarrt vor Schreck blieb sie stehen – und wich dann instinktiv zurück.
Das genügte: Ein schmaler Korridor öffnete sich zwischen ihr und dem Baum auf der rechten Seite. Die Reifen des Motorrads gerieten bedrohlich ins Rutschen, als ich den Lenker abrupt auf die schmale Durchfahrt richtete. Dann raste ich zwischen den Bäumen hindurch – hinaus aus den Schatten des kleinen Parks, auf den Gehsteig und in den Schein der Straßenlampen.
Vor mir ragte eine Mauer aus geparkten Autos auf.
Ich bremste so heftig, dass die Räder blockierten. Das Motorrad legte sich auf die Seite, schrammte an der aufgeschreckten Fußgängerin vorbei, glitt dann in Schräglage über den Gehsteig und beförderte mich unaufhaltsam auf die Autos zu. Ich krachte in die Seite eines Toyotas und klemmte mirdas Bein zwischen Wagentür und Motorrad ein. Die Maschine war inzwischen fast zum Stillstand gekommen, und obwohl der Aufprall eine heftige Schmerzwelle durch meinen Körper jagte, war er doch nicht hart genug, um wirklichen Schaden anzurichten.
In der nächsten Sekunde hatte ich die Harley wieder aufgestellt und gab Gas. Ich spürte, wie sie unter mir nach vorn schoss, und fuhr ein kurzes Stück über den Gehsteig, bis ich eine Lücke zwischen den parkenden Autos entdeckte.
Ich fuhr hindurch, flog über die Bordsteinkante, und kaum hatten die Reifen den Asphalt berührt, beschleunigte ich wieder.
Ein wildes, grelles Geräusch drang an mein Ohr – eine Autohupe. Sie gehörte zu einer großen Limousine, deren Scheinwerfer zwei angstvoll aufgerissenen Augen glichen, als sie auf mich zukam.
Ich schrie auf und zerrte den Lenker des Motorrads zur Seite. Die Limousine brach mit quietschenden Reifen zur anderen Seite aus, aber wir schlitterten noch immer so dicht aneinander vorbei, dass ich spürte, wie der Wagen meine Jeans schrammte.
Dann drehte sich das Motorrad und machte einen Satz nach vorn, die Straße hinunter. Rechts von mir war der Park, links eine Reihe von Geschäften und vor mir eine Ampelkreuzung. Ein Laster stand an der Querstraße und wartete darauf, dass die Ampel umsprang. Ich hatte noch Grün, aber im nächsten Moment wechselte die Ampel auf Gelb. Ich musste mich beeilen, wenn ich es noch schaffen wollte!
Wieder hörte ich die Sirenen, auch wenn mich das Röhren des Motors einhüllte – dieses Heulen war unverkennbar. Alsich nach rechts schaute, blitzte durch die Bäume das rote und blaue Licht der Streifenwagen, die sich auf der anderen Seite des Parks wieder in Bewegung setzten.
Die Ampel sprang auf Rot und der Laster fuhr an. Doch ich steuerte weiter mit Vollgas auf die Kreuzung zu. Schon ragte der Lkw bedrohlich links neben mir
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