The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
Die Blätter der Birken rings um uns leuchteten orange und gelb vor der weißen Borke und rauschten im Wind. Beth schaute mich mit ihren blauen Augen an. In ihrem lockigen, honigbraunen Haar, das ihr sanftes Gesicht umrahmte, spielte der Wind. Voller Sehnsucht schaute ich zu ihr hinab. Ich wünschte mir verzweifelt, mich erinnern zu können. Aber das alles gehörte zu diesem fehlenden Jahr.
Ich spürte einen Ruck und plötzlich war Beth nicht mehr da, ebenso wie der Fluss und die Birken. Mit einem Mal bewegte ich mich schnell. Vor mir sah ich ein Gesicht. Mike! Sensei Mike, mein Karatelehrer. Er verpasste mir Schläge und schnelle Hiebe mit der Faust. Zu schnell, um sie abzublocken. Sie trafen mich an der Brust und an der Schulter, rüttelten mich durch. Mikes Gesicht sah so aus wie immer: lang und schmal, mit gemeißelten Zügen unter dem ordentlich gekämmten Haar, auf das er so stolz war, und einem großen schwarzen Schnauzbart.
Er hatte mich gelehrt, niemals aufzugeben.
Aber sie waren hinter mir her. Ich war im Wald. Um mich herum dunkle, pechschwarze Nacht. Überall heulten Hunde, ertönten Sirenen, näherten sich Schritte. Es waren Homelanders, eine Gruppe von islamistischen Terroristen aus dem Mittleren Osten, die nach mir suchten. Sie hassten unser Land. Genauso wie die Überzeugung, dass Menschen frei sein sollten, zu entscheiden, wie sie leben und was sie glauben wollen. Es waren auch Amerikaner unter ihnen, Verräter, die von den Terroristen rekrutiert wurden, weil sie sich unauffälliger im Land bewegen und Angriffszielen nähern konnten.
Die Homelanders hielten mich für einen von ihnen, für einen ihrer amerikanischen Verbündeten. Allerdings dachten sie, ich hätte sie ebenfalls verraten. Deshalb jagten sie mich, waren mir dicht auf den Fersen.
Plötzlich blendete mich grelles rot-blaues Licht, das durch die dunkle Nacht wirbelte. Ich befand mich nicht mehr im Wald, sondern auf einer Straße, in einer Stadt. Die Polizei verfolgte mich. Streifenwagen rasten von allen Seiten, aus jeder Straße auf mich zu. Sie glaubten, ich hätte meinen besten Freund, Alex Hauser, umgebracht! Ich war vor Gericht gestellt und verurteilt worden. Man hatte mich ins Gefängnis gesteckt. Aber ich war ausgebrochen ...
An nichts von alldem konnte ich mich erinnern. Genauso wenig wie daran, dass ich mich in Beth verliebt und mich mit den Homelanders eingelassen hatte. All das gehörte zu diesem fehlenden Jahr, diesem Stück Erinnerung, das irgendwie verschwunden war.
Wieder spürte ich einen Ruck – jetzt hatten sie mich! DiePolizei hatte mich verhaftet, ich stand unter Arrest. Detective Rose – der Mann, der mich wegen des Mordes an Alex festgenommen hatte und mich noch immer gnadenlos jagte – führte mich in Handschellen zu dem Streifenwagen, der mich wieder ins Gefängnis bringen sollte. State Troopers hatten mich umringt, drängten und schubsten mich. Die geöffnete Tür des Streifenwagens kam immer näher. Die State Troopers würden mich in den Wagen verfrachten, und dann würde man mich zurück ins Gefängnis bringen. Aber eine Stimme flüsterte in mein Ohr: Du bist ein besserer Mensch, als du denkst. Finde Waterman .
Finde Waterman ...
Noch ein Ruck.
Ich öffnete die Augen.
Ich war wach. Mein Herz hämmerte – und es hämmerte schneller, als mir klar wurde, dass ich noch immer von absoluter Dunkelheit umgeben war.
Bin ich tot?, schoss es mir durch den Kopf.
Aber nach einem weiteren Ruck prallte ich heftig gegen etwas und spürte einen pochenden Schmerz im Kopf. Oh Mann, tat das weh! Wenn ich solche Schmerzen hatte, konnte ich zumindest nicht tot sein.
Aber wo war ich?
Ich streckte die Hände aus und tastete den Raum um mich herum ab: Metall, Plastik, irgendein wattiertes Material und stark isolierte Kabel.
Ein Motor, rauschender Wind, Autobahngeräusche ...
Platzangst überfiel mich.
Ich war im Kofferraum eines fahrenden Wagens eingesperrt!
Meinem ersten Instinkt folgend hätte ich am liebsten gegen den Kofferraumdeckel gehämmert und geschrien: »Hilfe! Lasst mich raus! Lasst mich raus!« Was natürlich ziemlich dämlich gewesen wäre. Ich wusste das, aber in meiner Panik war das Bedürfnis, um Hilfe zu rufen, fast überwältigend und nur mit größter Mühe zu unterdrücken. Ich zwang mich, langsam und tief zu atmen und nachzudenken: In welcher Situation befinde ich mich? Wie bin ich hierhergekommen? Was ist mit mir passiert?
Dann erinnerte ich mich: Waterman!
Wieder spürte ich einen Ruck,
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