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The Hunter - Die komplette erste Staffel

The Hunter - Die komplette erste Staffel

Titel: The Hunter - Die komplette erste Staffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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verdrängte sie die Gedanken. Sie folgte Matt bis ans Ende des Ganges, wo er an einer Tür rechts stehen blieb, an der ein schiefes Schild mit dem Aufdruck „Dr. Melissa Stewart – Gynäkologin – Innere Medizin“ hing. Nachdem Matt geklopft hatte, kam ein forsches „Herein!“ von innen. und sie betraten das Zimmer.
    Die Frauenärztin war eine Farbige, rundlich mit einem freundlichen Gesicht, aber bitteren Zügen um den Mund. Sie wirkte müde, erhob sich mühsam, rang sich ein Lächeln ab und bat sie, sich zu setzen. „Detective Simmon und Wilson, richtig?“ Sie las die Namen von einem knallrosa Post-it ab und blickte auf.
    „Ich bin Detective Wilson, meine Partnerin Detective Simmon“, antwortete Matt und zeigte auf Alice.
    Von Design ist hier nichts zu sehen, dachte sie, als sie sich umsah. Die Wände waren voller Regale, in denen Bücher eingequetscht in engen Reihen standen. An einer freien Ecke hing ein verblichenes Poster über die weibliche Anatomie. Der Schreibtisch war sauber, nicht mal ein Kaffeebecher stand darauf. Alles sehr unpersönlich, fand Alice. Es fiel darüber hinaus kaum Licht in das Zimmer, die Außenjalousie schien kaputt zu sein. Sie hing schief und man konnte sie allem Anschein nach nicht mehr hochkurbeln. Ein Zustand, den wohl keinen interessierte. Nur eine kleine Lampe auf dem Schreibtisch erhellte den Raum etwas.
    „Sie sind hier wegen der jungen Frau, die gestern eingeliefert wurde.“ Es war eine Feststellung und sie wartete eine Antwort nicht ab. „Armes Ding. Wir haben sie sofort an einen Tropf gehängt, damit sie wieder zu sich kommen kann. Danach wurden die üblichen Untersuchungen durchgeführt. Innere Verletzungen der Gebärmutterwand, Risse im After. Mehrere Prellungen, tiefe Schnitte an Armen und Beinen. Die Haare sind ihr büschelweise ausgerissen worden. Keine weiteren inneren Verletzungen. Sie ist in einem psychisch sehr schlechten Zustand. Wenn Sie eine direkte Aussage von ihr brauchen, dann sollten Sie, Detective Simmon, zu ihr gehen. Ich habe bereits meine Befragung durchgeführt, da ich darin speziell ausgebildet wurde. Hier ist die Akte. Die Abstriche, Kleidung, Proben sind bereits auf dem Weg zur Gerichtsmedizin.“ Damit finalisierte sie ihren Bericht.
    Matt erhob sich. „Vielen Dank, Dr. Stewart. In welchem Zimmer finden wir die Patientin?“ Er reichte ihr die Hand, die sie nahm und drückte.
    „Zimmer 3.0122. Den Gang wieder runter, direkt gegenüber des Schwesternzimmers. Einer Ihrer Kollegen sitzt davor.“
    Alice stand nun auch auf, ergriff die Hand der Ärztin und dann die Akte, die sie ihr hinhielt und lächelte freundlich.
    Auf dem Weg blätterte Alice in der Akte. Die Fotos des Opfers waren am Aktendeckel mit einer Büroklammer fixiert. Hämatome im Gesicht, blutige, aufgerissene Lippen. Sie war geschlagen worden, las sie auf der rechten Seite des Berichts. Die Arme wiesen Kratzer auf, an den Handgelenken befanden sich Blutergüsse, die durch schraubstockartiges Festhalten verursacht worden waren. Jeweils ein Mann hatte eines ihrer Gelenke festgehalten, las Alice. Gänsehaut kroch ihren Rücken hinab. Die Fotos beachtete sie nicht mehr, der Bericht hielt sie gefangen.
    „Ich konnte einem kurz unter die schwarze Kapuze schauen“, sagte das Opfer weiter aus, „seine rotglühenden Augen waren der Horror. Er war der letzte, ich konnte seinen Mund sehen, die verfaulten Zähne, dieser Gestank. Niemals werde ich diesen Gestank vergessen. Keiner der Männer sagte etwas. Als sie endlich fertig waren, mobilisierte ich meine letzten Kräfte, trat ihm in die Eier und rannte, so schnell ich konnte.“
    Oh mein Gott! Es waren dieselben Täter. Tränen stiegen Alice in die Augen. Sie war schuld! Sie war schuld, dass es noch eine Frau erwischt hatte. Bestimmt blieb sie stehen, klappte den Deckel zu. „Matt“, wisperte sie. Ihr Partner blieb stehen, sah sie erschrocken an.
    „Alice?“ Mit wenigen Schritten war er bei ihr, stützte sie, weil ihre Knie nachgaben und ihre Schultern zitterten.
    „Dieselben! Es waren fünf! Und sie hatten leuchtendrote Augen. Ruf Medina an. Sie soll so schnell wie möglich herkommen. Sie muss uns helfen“, bat sie mit versagender Stimme.

6.
    „Detective Wilson. Wie schön, dass Sie mich…“
    „Bitte kommen Sie ins Community Hospital. Rotglühende Augen, Dämonen, die Frauen vergewaltigen. Reicht Ihnen das?“
    „Reicht! In Zehn Minuten bin ich da.“
    Fuck! Was für eine verschissene Scheiße ist das schon wieder?

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