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The Hunter - Die komplette erste Staffel

The Hunter - Die komplette erste Staffel

Titel: The Hunter - Die komplette erste Staffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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an ihren geballten Fäusten.
    „Alice. Sie brauchen sich nicht zu schämen. Das wissen Sie sicher, oder? Darf ich Ihnen sagen, dass auch ich Opfer von sexuellen Übergriffen war? Ich weiß, wie Sie sich fühlen, und auch, dass Sie nie ganz darüber hinwegkommen werden. Aber Sie können lernen, damit zu leben. So wie ich auch.“ Medina verschwieg ihr die ganze Geschichte, den Kummer, den Schmerz, die Scham. Sie wollte Alice nicht beunruhigen, sondern stark für sie sein. Plötzlich schmiegte Alice den Kopf an Medinas Schulter und weinte ihren Schmerz hinaus. Unbeholfen legte Medina die Arme um sie. Ihr Herz klopfte wild. Was tue ich hier? Wollte ich nicht eigentlich keinen Menschen mehr so nah an mich heranlassen? Automatisch hatte sie ihren Körper angespannt, drehte den Kopf etwas weg, hielt Alice aber weiterhin fest. Als die Tränen versiegt waren, richtete sich die Gequälte auf, rieb sich über die Nase und die Augen. „Tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Medina.“
    Sie hatte es also gespürt. Jetzt schämte sich Medina noch mehr, biss die Zähne zusammen, ergriff wieder ihre Hand. „Sorry, Alice. Das war nicht meine Absicht. Ich … es ist nur so, dass …“
    Sanft legte Alice den Finger auf ihre Lippen. „Ist schon okay. Können Sie mir sagen, was mich ... angegriffen hat?“
    Medina straffte die Schultern, räusperte sich kurz. „Ja, es waren Dämonen. Ich kann sie finden und töten. Und das werde ich auch tun. Das ist mein Schicksal.“
    Dankbarkeit sprach aus Alice’ Gesicht.
    „Das ist gut, Medina.“
    Mittlerweile war Matt wieder zu ihnen gestoßen. Medina erhob sich, gab ihm die Hand. „Alles klar. Kümmern Sie sich bitte um sie“, bat Medina ihn.
    Matt nickte, kratzte sich über den Kopf, rieb sich die Augen und grinste.
    ***
    Alice fühlte sich verstanden. Was auch immer diese arme Frau durchgemacht hatte, es hatte Medinas Leben verändert. Sie zu der gemacht, die sie heute war: Ungestüm, kraftvoll, frech.
    Natürlich hatte sie gespürt, wie Medina zusammengezuckt war. War es ihr in den letzten Tagen anders gegangen? Niemand durfte sie berühren. Die Nähe, die sie heute gesucht hatte, hatte ihr gut getan. Sie fühlte sich besser, sicherer, jetzt, wo sie ihre Geschichte erzählt hatte.
    Medina verabschiedete sich. Matt begleitete sie in den Fahrstuhl. Vermutlich wollten sie noch die Vorgehensweise besprechen.
    Alice zog ihr Handy heraus und wählte Davids Nummer.
    „David, ich bin’s.“
    „Ich weiß, Darling.“
    „Ich habe gerade mit diesem Medium, Medina, gesprochen. Wir sind hier im Krankenhaus. Das Vergewaltigungsopfer. Ich … Ich habe die Akte gesehen. Es waren dieselben.“ Hart schluckte sie den Kloß hinunter.
    „Fuck! Soll ich kommen?“
    „Nein, nein. Alles klar. Bitte. Kannst du heute Abend bei mir sein? Ich brauche dich.“
    „Aber sicher. Ich bin für dich da. Das habe ich dir doch gesagt. Alice? Ich glaube, ich liebe dich.“
    Pause. Freude durchströmte sie. Jetzt würde alles wieder gut werden, das wusste sie. Das spürte sie.
    „Ich dich auch“, flüsterte sie, schluckte wieder. Eine Träne rollte ihre Wange hinab. Kitzelte sie am Kinn.
    „Wir sehen uns dann, Darling. Ich freue mich auf dich.“ Seine samtige Stimme löste in Alice ein wohliges Kribbeln aus, das sie bis in die Zehenspitzen durchströmte.
    „Ich mich auch.“ Lächelnd legte sie auf, erhob sich und ging den Flur auf und ab. Wo zum Teufel waren die beiden? Waren sie nicht eben noch mit dem Fahrstuhl nach unten gefahren? Dieser war leer wieder oben angekommen. Alice atmete tief ein, ging zum Fahrstuhl und drückte R für Rezeption. Die Türen schlossen sich und der Fahrstuhl sauste abwärts. Wieso fuhr dieses Ding so schnell? Vorhin hatte der Lift sich schwerfällig nach oben geschleppt.
    „Idiotenfahrstuhl“, murrte Alice entnervt, als der Lift an R vorbeizog. Federnd stoppte er bei TP-2. Tiefgarage, Parkdeck 2. R leuchtete immer noch, als sich die Türen langsam öffneten.
    Und dann sah Alice Finger mit schmutzigen Krallen anstatt mit Nägeln, die die Türen aufschoben. Angst überkam Alice. Wie verrückt schlug sie auf den manuellen Schließknopf und alle Tasten, die es zu drücken gab. Sie presste sich an die Wand, tastete nach der Waffe, entsicherte, zog sie und zielte.
    Als eine vermummte Gestalt sich in ihr Blickfeld schob, ballerte sie drauflos. In wahnsinniger Geschwindigkeit raste er auf sie zu, zog die Kapuze nach hinten, so dass Alice den Kopf der Kreatur sehen

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