The Hunter - Die komplette erste Staffel
Haus gefahren. Robin als Rookie hatte sich nicht getraut, mit hineinzugehen und die Tür gesichert, weswegen er damals für vier Wochen suspendiert und die nächsten Jahre zur Beförderung gesperrt worden war. Nachdem Matt sich umgesehen und im ersten Stock im Schlafzimmer zwei übel zugerichtete Leichen vorgefunden hatte, konnte er zumindest eine Überlebende mit raus nehmen. Die kleine Medina Thompson war damals acht Jahre gewesen und hatte keine Erinnerung mehr an das gehabt, was in dem Haus passiert war. Bis heute waren die Morde an ihrer Großmutter und Bruder Ross ungeklärt.
Heute war er mit seiner Partnerin Alice, die ihm damals neu zugewiesen wurde, unterwegs und beide gingen mit gehobener und entsicherter Waffe zum Tatort. Ein ungutes Gefühl beschlich Matt und er blickte verstohlen zu Alice rüber.
Niemand würde sie für einen Police Detective halten, denn sie war sehr zierlich, klein und sah verdammt gut aus für ihr Alter von knapp vierzig. Die schwarzen langen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihr Gesichtsausdruck war angespannt und außer der leichten Steilfalte zwischen den Brauen wirkte sie als wäre sie gerade mal dreißig. Die vollen Lippen waren zusammengepresst und ihre großen blauen Augen registrierten jede Bewegung.
„Wir sichern jetzt. Ende“, sprach er in sein Funkgerät und betrat durch die sperrangelweit geöffnete Haustür das verfallene Haus. Drogen- und Sexpartys, vermutete er, als er den schmuddeligen Flur betrat. Unter seiner Waffe klemmte eine Taschenlampe, wie auch bei Alice, und beide Lichtkegel schwirrten zuckend durch die Dunkelheit. Mit einem Nicken bedeutete er Alice, auf die andere Seite der Tür zu huschen, damit sie zugleich in das nächste Zimmer links von ihnen gehen könnten. Da glitt sie aus, ein Schuss löste sich und die Taschenlampe fiel scheppernd zu Boden, wo sie ein Stück ausrollte, ehe sie liegenblieb.
Im Lichtschein konnte Matt erkennen, dass Alice in eine Blutlache getreten war. Prüfend leuchtete er ihr ins Gesicht. Sie nickte.
„Verstärkung. Einheit 12943 ruft Verstärkung“, flüsterte er und leuchtete den Boden ab. Überall war Blut.
Alice kam hoch und wischte sich die Handflächen an ihrer Hose ab. Fluchend hob sie die Taschenlampe auf und ging weiter in das Zimmer. Mit einem lautlosen Schrei öffnete sie den Mund, riss die Augen auf und übergab sich. Matt stand direkt hinter ihr und leuchtete den Raum aus. „Verschissene Kacke!“, rief er und schluckte runter, was sauer durch seine Speiseröhre aufgestiegen war.
Das Zimmer war nicht möbliert, keine Lampen, keine Vorhänge. An den Wänden hingen Leichenteile mit Nägeln durchbohrt, als ob jemand die Arme, Beine, Rümpfe und Köpfe abgerissen hätte und das Puzzle nicht mehr zusammensetzen konnte. Blut war die Wand hinabgelaufen und hatte sich einer großen Lache darunter gesammelt. Auf den ersten Blick schienen es ein Mann und eine Frau zu sein, deren Körperteile falsch zugeordnet worden waren.
Matt hielt sich die Hand vor den Mund und schloss die Augen. Nachdem er von zehn an rückwärts gezählt hatte, holte er tief Luft und setzte neuerlich einen Funkspruch ab.
„Den Coroner informieren. Zwei Leichen. Wir warten vor dem Haus, bis die Spurensicherung da ist.“ In dem Moment griff jemand nach seinem Fußgelenk. Panisch sah er nach unten, der Lichtkegel seiner Taschenlampe erfasste ein schrecklich entstelltes Gesicht. Mitfühlend beugte Matt sich hinunter, da riss das Wesen ihn mit der anderen Hand zu sich und schlug seine Zähne in seine Schulter. Es biss so kräftig zu, dass das Blut aus der Wunde sprudelte. Matt schrie vor Schmerz und ballerte auf das Gesicht, bis ein Klicken der Waffe signalisierte, dass das Magazin leer war.
***
„Verfluchter Dämonendreck. Ihr seid zu nix zu gebrauchen!“, schrie die Gestalt am anderen Ende der Stadt zwei Männer an, die schuldbewusst nach unten blickten. Mit einem Sprung war die Gestalt bei ihnen und brach beiden gleichzeitig das Genick, so dass sie laut polternd zu Boden fielen. Seufzend ging sie zum Schreibtisch, drückte am Telefon auf einen Knopf und polterte: „Mach die Scheiße weg und dann kümmerst du dich um zwei Nachfolger, kapiert?“
1.
Lässig saß Medina in ihrem typischen Outfit, abgerissene Jeansshort, enges T-Shirt und Boots, vor dem geschniegelten Banker in einem separaten Besprechungsraum. Sie spielte mit einem Kugelschreiber, dessen blauer Schriftzug und blaurotes Logo für die Bank of America
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