The Hunter - Die komplette erste Staffel
Gelegenheit ergeben hatte. Das sollte ich dringend nachholen , ermahnte sie sich selbst und kniff die Augen zusammen.
Tatsächlich! Durch die Bäume glitt fast lautlos eine in schwarz gekleidete Gestalt, die durch den nach unten geneigten Kopf kaum zu erkennen war. Fast sah es aus, als würde sie auf Dick Brown zuschweben. Angestrengt versuchte Medina zu verstehen, was sie miteinander sprachen, aber so sehr sie sich auch bemühte, die Wortfetzen schafften es nicht, zu ihr vorzudringen.
„Ich kann sie hören“, flüsterte Alex ihr wieder ins Ohr. Erstaunt hob sie eine Augenbraue, verkniff sich aber eine Bemerkung. „Die Gestalt will sich etwas von Dick abholen, aber er weigert sich, es ihr zu geben. Nun wird sie böse und droht ihm. Sie hat eine bedrohliche, sehr tiefe Stimme. Nur vom Zuhören bekomme ich eine Gänsehaut, wenn das überhaupt noch möglich ist.“
Medina rollte genervt mit den Augen und schluckte den Kommentar herunter.
Da erstarrte Alex und zischte zwischen den Zähnen. Verwundert sah sie ihn an, sprang einen kleinen Satz zur Seite und landete direkt in Dick Browns Armen.
„Na, na. Wen haben wir denn da? Was suchst du hier? Eine Story, um mich zu erpressen?“ Ruhig sprach er auf sie ein und plötzlich wurde ihr schwindelig. Nein, das kann nicht sein! Langsam befreite sie sich aus seinem Griff. Die wabernde, grüne Aura über Dicks Kopf schien sich über ihn stülpen zu wollen.
„Du bist kein Dämon! Aber du hast etwas, was ihnen gehört.“ Ihre Gedanken rasten, während sie sich mit kleinen Schritten nach hinten entfernte. Anscheinend kämpfte er noch mit dem, was Medina ihm gerade gesagt hatte, da er sich fahrig durchs graue Haar strich.
Aus den Augenwinkeln konnte sie Alex hinter ihn huschen sehen. Die Gestalt lachte ein tiefes, spöttisches Lachen, das ihr eine Gänsehaut verursachte. Jetzt verstehe ich Alex. Der Typ ist ja gruselig. Was mache ich jetzt? Ich stehe hier zwischen zwei Fronten! Medina entschied, dass Dick Brown harmlos war und drehte sich zu der Gestalt um. Er schien sie überhaupt nicht zu bemerken und da erinnerte sich Medina an die Worte, die Ross ihr im Keller des Hauses ihrer Großmutter gesagt hatte: „Sie können dich nicht sehen. Darum mussten Gran und ich sterben.“
Wie geil ist das denn? Aus ihrem Rucksack, den sie heute Morgen gepackt hatte, zog sie die Armbrust, legte einen Pfeil hinein, zündete die mit leichtem Stoff überzogene Spitze an und zielte auf die Gestalt, die noch immer an dem Baum stand, hinter dem sie sich eben noch mit Alex versteckt hatte. „Verbrenn doch!“, murmelte sie, zog den Pfeil leicht nach hinten und ließ los. Die brennende Spitze schoss lautlos durch die Nacht direkt in die Brust der Gestalt, die im selben Moment den Kopf hob und in ihre Richtung sah. Als sie in Feuer aufging, durchzuckte Medina ein Fetzen ihrer Erinnerung mit solcher Macht, dass sie auf die Knie fiel. Die Armbrust entglitt ihren tauben Händen, und um Medina herum drehte sich alles.
Es war einer von ihnen. In dem Moment, als er sie angesehen hatte, wusste sie, wer Gran und Ross getötet hatte. Diese eiskalten Augen, in denen kein Leben mehr zu sein schien, würde sie jetzt nicht mehr vergessen. Dennoch war es nur ein kleines Puzzleteil von vielen und noch immer wusste sie nicht, was genau in der Nacht passiert war.
„Medina! Medina….“, hörte sie Stimmen, wie ein entferntes Echo, die blechern versuchten, zu ihr vorzudringen. „Med! Hör mir zu…“
Mit geschlossenen Augen kniete sie auf dem Waldboden, sog den Duft des warmen Laubbodens in sich auf und öffnete sie wieder. Klar sah sie Alex wundervollen Augen auf sich ruhen. Seine Hand lag auf ihrer Schulter und alles an ihm drückte Besorgnis aus.
„Alles okay. Mir geht’s gut. Vermutlich hat mich der Rückstoß der Armbrust zu Boden geschmissen.“ Fest sah sie ihn an, duldete keine Widerrede und erhob sich schnell. Sie wischte die Blätter von den Knien, drehte sich um und sah zu Dick rüber, der mittlerweile auf dem Boden saß. Das Leuchten über ihm war verschwunden. Orientierungslos blickte er um sich. Medina bedeutete Alex, ihr zu folgen und sie traten fast lautlos den Rückzug an. Und selbst, wenn er morgen früh noch hier sitzen würde, es könnte ihm nichts mehr passieren. Es war vorbei! Jedenfalls für ihn.
9.
In Gedanken versunken, fuhr Medina den Highway zurück zur Stadt. Der Nachtwind fuhr ihr durchs Haar und streifte sanft ihre nackten Arme. Verstohlen blickte sie zu Alex, der
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