The Hunter - Die komplette erste Staffel
mit seinen Fingern spielte und vor sich hinstarrte. Was er jetzt wohl denkt?, dachte sie mit einem Blick auf seine strammen Oberschenkel. Medina! , ermahnte sie sich und grinste. Verdammte Scheiße, ich brauch ’nen guten Fick, sonst steh ich das nicht durch.
„Es ist nicht vorbei, Medina“, raunte er vor sich hin. Mit quietschenden Reifen kam sie mitten auf dem Highway zum Stehen.
„Was soll das heißen? Was hat er dir gesagt?“, schnauzte sie ihn unbeabsichtigt hart an.
„Er hat gelacht. Sein ‚Dämonenblut‘ würden schon alle hochkarätigen Menschen aus Politik und Wirtschaft nehmen. Nicht mehr lange und es würde Hollywood erreichen, hat er mir gesagt. Ich wollte es aus ihm raus prügeln, aber dann kam dein brennender Pfeil und hat ihn ausgelöscht.“
„Ach und das bedeutet? Wenn ich ihn nicht abgemurkst hätte, wäre alles toll und Frieden auf Erden?“
Mit glänzenden Augen sah er sie an und wirkte in dem Moment wieder wie der Alex, den sie kennen gelernt hatte. Scheiß doch drauf, einmal Schlappschwanz, immer Schlappschwanz! Mit dem Gedanken brauste sie wieder los. Der Schwachkopf kennt Ross nicht. Aber ich! Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Tief in ihrem Inneren tat es ihr leid, dass sie ihn so angefahren hatte. Dieses tief in ihrem Inneren würde allerdings auch dort bleiben, denn seit sie ihre Granny und ihren Bruder das letzte Mal gesehen hatte, war in ihr kaum noch Mitleid für ihre Mitmenschen. Ab und zu regte sich ein Gefühl in ihr, aber das wurde ganz schnell wieder durch ihren Lebensmüll verschüttet. Erinnerungen an Menschen, Gefühle. All das wollte Medina nicht mehr spüren müssen. Und schon gar nicht an Menschen denken, die ihr Leben begleitet hatten. Aus ihr das gemacht haben, was sie nun war. Ein gefühlloses Häufchen Elend. Aber auch darüber wollte sie überhaupt nicht mehr nachdenken. Medina wusste, wenn sie es zuließe, dann würde ihre Mauer zusammenfallen wie ein Kartenhäuschen und das durfte nicht geschehen. Sie wollte nie mehr weinen, traurig sein, den Schmerz über den Verrat spüren, den scheinheilige Menschen begangen hatten.
„Tut mir leid, Alex“, sagte sie tonlos und eigentlich entschuldigte sie sich nur bei ihm, weil sie ihre eigenen Gedanken abschütteln wollte. Nicht, dass es ihr wirklich leid täte.
„Schon okay“, murmelte er.
„Ich habe jemanden in Grannies Keller gefunden.“ Mit Absicht machte sie eine Kunstpause, denn ihre Gedanken versuchten wieder aus dem Müll zu ihr vorzudringen, und das durfte nicht sein. Ihr Trick funktionierte, denn er schien aus seiner Lethargie zu erwachen. „Wie? Wen denn? War da ein Penner?“
„Ich habe meinen Bruder Ross dort unten wieder gefunden. Er ist bei uns, die ganze Zeit!“
Mit großen Augen sah Alex sie an, der Mund leicht geöffnet, so dass sie ihm unters Kinn fasste und es nach oben stupste. „Jetzt glotz mich nicht so sumpfkuhig an, Alex. Hallo? Du bist ein Mensch, der das Vampirgift in sich trägt. Du hast eben einen Dämon gesehen! Willst du mir erzählen, dass du nicht an Geister glaubst?“
„Med! Hör auf! Lass den Schwachkopf doch glauben, an was er will, aber schütte ihm doch nicht dein ganzes Herz aus“, ertönte Ross Stimme glockenhell an ihrem Ohr. Wut erfasste sie und sie knirschte mit den Zähnen.
„Verflixt noch mal, Ross. Du bist zwölf Jahre alt und ich zwanzig. Halt endlich deine verfluchte Klappe, okay?“
Eiskalt wirbelte er um sie herum, so dass es sie fröstelte, aber sie blieb standhaft, bog die Straße zu ihrem Haus ein und fuhr langsam in die Garage. Unvermittelt musste Medina gähnen, stellte den Motor aus und hüpfte aus dem Wagen. „Ich rauch noch eine, Alex. Wir sehen uns morgen. Ich bin hundemüde.“
10.
Die Gruppe junger Männer unterschiedlichster Nationen stand in einem Lagerhaus am Rande der Stadt und diskutierte wild. An einem Tisch in der hintersten Ecke, fast schon verborgen hinter mehreren Containern und Kisten saßen vier Geschäftsmänner. Gut gekleidet mit Sonnenbrillen auf ihren Nasen. Einer sprach im Moment schnell in ein Handy, der nächste saß vor einem Laptop und tippte irgendetwas und die anderen beiden unterhielten sich leise.
„Wenn er nicht mehr kommt, müssen wir mit dem Haufen da draußen zurechtkommen.“ Mit den Fingern fuhr er sich durch das dichte, dunkle Haar und schob nervös die Sonnenbrille auf der Nase zurecht.
„Hast du sie noch alle? Ich leg mich doch nicht mit ‘nem Haufen unkultivierter Dämonen an“, widersprach
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