The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
die Türscharniere quietschten, schreckte ich hoch und tappte im Halbschlaf zum Badezimmer.
Barfuß und mit nacktem Oberkörper kam Lukas mir in nichts als seiner Jeans entgegen. Er rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare, sodass ihm Wassertropfen über die Brust liefen.
Da ich nicht wusste, wo ich sonst hinschauen sollte, betrachtete ich eine kahle Stelle auf dem fleckigen Teppichboden. » Ich brauche ein Tuch für meine Hand. «
» Lass mich mal sehen. « Er kam näher und nahm behutsam mein Handgelenk, wobei seine Jeans mein Bein streifte.
» Ist nicht der Rede wert. « Ich versuchte zu ignorieren, dass ich vor einem unheimlich gut aussehenden Jungen stand, dessen T-Shirt ich auch noch trug.
» Wenn du meinst. Das merkst du selbst am besten. « Lukas ließ mein Handgelenk los und ich trat in das grelle Licht des winzigen Bades.
Ich ließ Wasser über meine Hand laufen und knotete ein kleines Handtuch darum.
Als ich wieder herauskam, stand Jared da und zwirbelte ein frisches T-Shirt zwischen den Händen. Mir ging nicht aus dem Kopf, wie Lukas ohne Shirt ausgesehen hatte – so stellte ich mir nun auch Jared vor.
Mein Herz pochte gegen meine Rippen, und ich hielt schnell wieder nach der kahlen Stelle auf dem Teppich Ausschau, weil ich fürchtete, er wüsste genau, was in meinem Kopf vorging, wenn er mein Gesicht sah.
Er machte Platz, damit ich an ihm vorbeikam.
» Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist « , sagte er leise, ehe er die Tür hinter sich zuzog.
Ich stand in der Dunkelheit und in der Luft lag noch immer das Gewicht all der unausgesprochenen Dinge zwischen uns.
Ich fiel neben Alara ins Bett und lauschte dem Plätschern des Wassers, das aus der Dusche hallte.
Denk nicht darüber nach.
Alara stupste mich an. » Kennedy? «
» Ja? «
» Danke, dass du Priest hinterhergeklettert bist. Das war echt mutig. «
Auf das Kompliment war ich nicht gefasst gewesen. » Das hätte doch jeder gemacht. «
» Nicht jeder. Nur einer von uns. « Etwas an der Art, wie sie es sagte, rückte es auf einmal in den Bereich des Möglichen.
» Wie ist es so, der Legion anzugehören? Ziemlich heftig, oder? «
Alara schwieg einen Augenblick. » Man muss eine Menge aufgeben. «
» Wie die Schule und deine Freunde – «
» Wie meine Familie. «
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. » Ich dachte, du wärst bei deiner Großmutter aufgewachsen. «
» Ich bin mit zehn zu ihr gezogen. Davor habe ich bei meinen Eltern, meinem jüngeren Bruder und meiner Schwester in Miami gewohnt. «
» Warum bist du zu ihr gezogen? « Ich fragte sie aus, aber ich hatte auch das Gefühl, dass sie reden wollte. Und ich vermisste die Abende, an denen Elle und ich bis spät in die Nacht über alles gesprochen hatten. Alles.
» Meine Eltern wussten von Anfang an, dass einer von uns in die Legion eintreten würde, und es war klar, dass die Wahl auf mich oder meine Schwester Maya fallen würde, da meine Großmutter ihre Spezialität an ein Mädchen weitergeben wollte. « Alara starrte an die Decke.
» Und sie hat sich für dich entschieden. «
» Nicht so richtig. Sie wollte eine von uns schon als Kind zu sich nehmen, damit uns alles, was sie uns beibrachte, in Fleisch und Blut überging, aber meine Eltern haben sie hingehalten. Bis meine Großmutter sie irgendwann gezwungen hat, sich auf ein Datum festzulegen. Als es schließlich so weit war, war klar, dass meine Großmutter kommen und eine von uns holen würde. Maya und ich saßen auf unserem grünen Samtsofa in der Eingangshalle und hielten uns an der Hand. Meine Mutter hatte uns in so alberne Taftkleider gesteckt, als würden wir auf eine Party gehen. Meine Eltern hatten sich mit meiner Großmutter ins Arbeitszimmer meines Vaters zurückgezogen, um zu besprechen, wen sie mitnehmen würde. Als sie wieder rauskamen, hat meine Mom geweint. Meine Großmutter hatte ihr die Wahl überlassen. «
Alara schluckte. » Aber eigentlich gab es gar keine richtige Auswahl. Maya war sehr zerbrechlich. Das mit meiner Großmutter oder der Legion wäre nichts für sie gewesen. Das hätte sie nicht gepackt. Also habe ich gelogen und behauptet, dass ich unbedingt will. Ich habe sie quasi angebettelt. «
Ich versuchte, mir die Situation vorzustellen. Dazusitzen und abzuwarten, ob ich von meiner Mom getrennt werden würde. Mich freiwillig zu melden. » Deine Eltern haben dich bestimmt schrecklich vermisst. «
» Sie haben mich weggegeben. Wie einen Welpen. Und jetzt meint mein Vater, er
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