The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
als Erster, auf die Beine zu kommen, packte Lukas um die Körpermitte und zog ihn hoch. Dann schleuderte er seinen Bruder mit dem Rücken voran in den Dreck und kniete sich auf seine Arme, sodass Lukas sich nicht mehr rühren konnte. Ich rannte die Stufen hinunter, als Jared gerade zum ersten Mal zuschlug. » Aufhören! «
Jared sah zu mir auf – nur für eine Sekunde, aber das reichte Lukas, um seinen einen Arm zu befreien. Seine Hand schloss sich um Jareds Hals.
» Was da drin geschehen ist, da konnte keiner was dafür. Weder Jared noch ich « , sagte ich. Wir wussten alle, dass ich nicht nur davon sprach, dass wir in einer Wand eingeschlossen worden waren.
Lukas lockerte seinen Griff und Jared ließ hustend von ihm ab. » Keine Sorge, Luke. Du hast deinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht. «
Lukas stand auf und wischte sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht, ehe er wegging.
Ich kniete mich neben Jared und er ließ den Kopf hängen. » Er hat recht. «
» Womit? «
» Dass wir beinahe beide tot wären. Ich hätte besser aufpassen müssen. «
Ich wollte nicht daran denken, wie es sich angefühlt hatte, in der Wand eingeschlossen zu sein. » Uns geht es beiden gut. «
Jared sah überallhin, bloß nicht zu mir. » Weil Lukas uns gerettet hat. «
» Zusammen mit den anderen. «
» Lukas hätte dich irgendwie gefunden. Er ist gut darin, andere zu beschützen « , sagte Jared und verstummte einen Moment. » Während ich gut darin bin, sie ins Verderben zu stürzen. «
» Mach das nicht. Rede dir nicht so was ein. Es war ein Unfall, ein Missgeschick. «
Er hob den Kopf und seine Augen schimmerten dunkel.
» Fünf Menschen sind tot, und das hatte nichts mit einem Missgeschick zu tun. Ich wusste, dass es riskant war, und habe trotzdem Nachforschungen angestellt. Ich habe Andras direkt zu ihnen geführt. « Jared vergrub seinen Kopf in den Händen. » Ich werde dafür sorgen, dass du aus der Schusslinie bist, wenn ich das nächste Mal Mist baue. «
Es fühlte sich an, als hätte mein Herz aufgehört zu schlagen.
» Was meinst du damit? « Doch noch während ich die Frage stellte, wurde mir die Antwort klar.
Er betrachtete das Unkraut und das tote Gras zu seinen Füßen. » Ich mag dich sehr – «
» Aber eben nicht genug, um bei mir zu bleiben « , sagte ich.
Immer, wenn ich jemanden an mich heranließ, stellte ich mir vor, dass derjenige mich verlassen würde – was er sagen würde, wie es sich anfühlen würde, wenn er ginge. Ich dachte, wenn ich darauf vorbereitet wäre, wäre es leichter, wenn es schließlich so weit war.
» Du verstehst nicht. «
Meine Hände ballten sich zu Fäusten. » Drei Stunden. «
» Was? « , fragte er.
» So lang hast du gebraucht, um mich zu verlassen. «
Ich hatte mich getäuscht.
» Kennedy – «
Ich hob die Hand, damit er den Mund hielt. » Dann schauen wir mal, wie lang du brauchst, um mich zu vergessen. «
Kapitel 29
Söhne des Ungehorsams
Ich starrte aus dem Fenster, während uns schmale Nebenstraßen Kurve um Kurve näher zu unserem Ziel brachten: den Koordinaten, die in den Vorschlaghammer eingeritzt waren. Ich versuchte, mich mit Zeichnen abzulenken – alles, nur nicht ständig an seine Umarmung in der Wand denken müssen, oder daran, wie mühelos er mich danach hatte fallen lassen. Seit ich ihn vor Hearts of Mercy hatte stehen lassen, hatten wir kein Wort miteinander gewechselt.
Es war alles gesagt.
Lukas hatte den größten Teil der Fahrt damit zugebracht, mit seinem Handy auf irgendwelchen Websites herumzurecherchieren, damit er nicht mit seinem Bruder sprechen musste. Als er schließlich keinen Empfang mehr hatte, machte er sich wieder daran, die Karte zu studieren.
Er verband die roten Kreise mit einer Linie, während Jared mit viel Rauschen nach einem Radiosender suchte.
» Hier draußen gibt es vermutlich keinen Empfang. « Priest blickte von seiner eigenen Zeichnung auf, einer Art Röhre, die mit Dosen bestückt war.
» Das liegt daran, dass das hier das Ende der Welt ist und wir gleich von der Kante fallen « , sagte Alara.
Jared drehte wieder am Sendersucher und diesmal erklang eine Stimme durch das Rauschen. » Die Schießerei ereignete sich heute Morgen um elf Uhr fünfzehn im Walmart von Moundsville. Drei Menschen starben, zwei weitere wurden verletzt, ehe der Mann den Laden verließ und seine Waffe auf die Polizisten richtete. «
» Wie es aussieht, sind wir ganz nah dran « , meinte Priest.
» Ich hab noch was
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