The Lost Coast
Kumpel?“
„Noch nie! Ich meine, ich wollte das nicht. Sie haben mich dazu gezwungen.“
Larison hielt ein Rohrende durch den Stoff seiner Jackentasche fest, wischte die letzte Stelle ab und ließ es dann auf den Schotter fallen, wo es mit einem Klirren aufkam.
„Wie oft habt ihr das schon gemacht? Sag mir die Wahrheit, dann tu ich dir nicht mehr weh.“
Seth wirkte verzweifelt. „Drei Mal“, sagte er dann. „Aber sie haben mich dazu gezwungen. Sie haben mich gezwungen. Ich wollte das nicht. Es tut mir leid.“
Nein. Larison hatte den Blick in seinen Augen gesehen, als er ihn gefragt hatte, ob sie sich einen Joint teilen wollten. Niemand hatte ihn zu irgendetwas gezwungen.
„Welcher Wagen gehört dir?“
„Was … Was haben Sie …“
Larison holte das Messer hervor und klappte es auf. Das schwache Licht glitzerte auf der Schneide der schwarzen Klinge. „Welcher Scheißwagen gehört dir?“
Seth fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. „Der Corolla“, entgegnete er und deutete auf einen dreckigen Viertürer am anderen Parkplatzende. „Der Corolla.“
Daraufhin packte Larison eine Handvoll Haare des Jungen und legte ihm das Messer an die Kehle. „Steh auf.“
„Bitte nicht …“
„Halt die Klappe und geh mit mir zu deinem Wagen. Wir machen eine Spazierfahrt.“
Entweder war der Junge zu dumm, um zu begreifen, dass man sich nie zu einem zweiten Tatort bringen ließ, oder er hatte zu große Angst, um sich zu widersetzen. Larison stieg nach ihm durch die Beifahrertür ein. Er zwang ihn, sich anzuschnallen, wodurch der Junge ein weiteres Hindernis überwinden musste, falls er wieder klar denken konnte und versuchen würde, abzuhauen. Dann wies er ihn an, zum Waldrand zu fahren.
„Bitte“, flehte der Junge, während er fuhr. „Es tut mir leid. Ich bereue, was ich getan habe. Es war falsch.“
Larison, der die Haare des Jungen noch immer festhielt und ihm das Messer an die Kehle drückte, antwortete darauf nicht.
Nicht leid genug
, dachte er nur
.
Sie parkten in einer Sackgasse im Schatten der riesigen Bäume, und das schwache Licht einer Straßenlampe in der Ferne tauchte das Wageninnere in graublaues Licht. Während er den Jungen weiterhin in Schach hielt, beobachtete Larison einige Minuten lang die Straße. Als er davon überzeugt war, dass sie niemand gesehen hatte, niemand in der Nähe war und das, was sich hier abspielte, niemanden interessierte, sagte er: „Löse erst meinen Sicherheitsgurt und dann deinen.“
„Bitte“, flehte Seth erneut. „Es tut mir leid, wahnsinnig leid.“
„Muss ich mich wiederholen, Seth oder wie immer du auch wirklich heißen magst? Das macht mich echt wütend.“
Seth löste die Sicherheitsgurte.
„Bist du schwul, Seth?“, wollte Larison von ihm wissen.
„Nein!“
„Warum schlägst du dann gern Schwule zusammen?“
„Das stimmt doch gar nicht!“
„So viele Lügen, Seth. Nichts als Lügen. Ich war früher auch so. Allerdings habe ich deswegen niemanden geschlagen. Trotzdem ist es immer mein Geheimnis geblieben. Ein dunkles, finsteres Geheimnis, das ich keiner Menschenseele verraten habe. Ich erzähle dir das auch nur, weil du ein Fremder bist und weil wir uns nie wiedersehen werden. Ist das nicht seltsam? Vermutlich musste ich es mal jemandem sagen.“
„Ich bin nicht schwul.“
Die Dunkelheit, die Enge, die Proteste des Jungen … und all das direkt nach einem Kampf. Das erregte Larison. Sehr sogar.
„Ich werde dir helfen, mit dem Leugnen aufzuhören, Seth, und zwar folgendermaßen: Du wirst mich jetzt küssen.“
„Nein!“
Larison packte die Haare des Jungen ein wenig fester und drückte ihm das Messer noch etwas stärker gegen die Kehle. Der Junge wimmerte.
„Beug dich vor und mach den Mund auf, Seth.“
Der Junge zitterte, aber er fügte sich. Larison war so erregt, dass sein Herz wild pochte, und er drückte seine Lippen auf die des Jungen, während er dessen Kopf weiterhin festhielt. Er stieß seine Zunge in dessen Mund, und der Junge stöhnte. Ob vor Verlangen oder vor Abscheu, das konnte Larison nicht sagen, und es war ihm auch egal.
Larison unterbrach den Kuss und forderte den Jungen auf: „Jetzt streck die Zunge raus, Seth.“ Er tat es, und Larison saugte daran. Der Junge schmeckte nach Alkohol und Angst. Dieser Geschmack machte Larison ganz wild vor Lust.
Erneut hielt er inne. Jetzt keuchte der Junge, und Larison spürte, dass er innerlich ebenfalls loderte.
„So, Seth“, meinte er und sah dem Jungen tief in
Weitere Kostenlose Bücher