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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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und beschloss, zunächst was zu essen, bevor er weitermachte.
    Er fuhr durch fast verlassene Straßen. Vor ihm war nur ein alter Ford, hinter ihm glitten zwei Scheinwerferpaare über die Hügel. An Don’s Drive-In fuhr er schließlich ab. Für Sonntagabend war dort ziemlich viel los. Die erste Reihe war voller Autos mit eingehakten Tabletts am Fahrerfenster, also fuhr er weiter und rollte im Schritttempo an der zweiten Reihe entlang, bis er einen freien Platz gefunden hatte. Und dort sah er etwas, das ihn seinen Hunger vergessen ließ.
    Er fuhr trotzdem in die Lücke.
    Schaltete den Motor aus und überlegte.
    Zwei Autos links von ihm nahm eine Kellnerin eine Bestellung entgegen. Während sie an den Wagen trat, schaltete der Fahrer die Scheinwerfer aus. Ray tat das Gleiche. Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg aus und ging nach hinten zum Kofferraum. Auf dem Deckel entdeckte er einen verschmierten dunklen Fleck Vogelkacke; er würde ihn nachher wegwischen. Er öffnete den Kofferraum und nahm das Montiereisen und den Wagenheber heraus, so dass dort jetzt nur noch der Ersatzreifen lag. Er ließ den Deckel oben, trat an die Rückbank des Chevy und warf das Werkzeug durch das Fenster auf den Boden. Dann nahm er den Revolver vom Beifahrersitz und lief, die Waffe unauffällig nach unten gerichtet, an der Autoreihe entlang.
    Die Frau auf dem Beifahrersitz des VW hatte er noch nie gesehen, und ihm war egal, wer sie war. Das spielte keine Rolle. Ihr Fenster war heruntergekurbelt, und darauf kam es an. Als er auf sie zutrat, blickte sie auf und drehte den Kopf ein wenig in seine Richtung. Er hob den Revolver und schoss ihr aus kürzester Entfernung direkt ins rechte Auge. Ihr Schädel explodierte, und sein Innenleben klatschte auf Sally Richmonds Schoß. Sie wurde von oben bis unten mit Blut und Hirnmasse vollgespritzt, während sie mit einem Schokoshake in der Hand dasaß. Sie stieß einen Schrei aus und ließ den Shake fallen, dann versuchte sie, den Kopf des Mädchens beiseitezuschieben und gleichzeitig die Tür auf ihrer Seite aufzustoßen.
    Er erreichte die Tür gerade als Sally herausspringen wollte, und drückte ihr den Revolver gegen den feucht glänzenden Bauch.
    »Sei still«, sagte er. »Halt deine blöde Fresse.« Seine Stimme war ganz ruhig.
    Als sie den Revolver auf dem Bauch spürte, hörte sie auf zu schreien, schluchzte aber lautstark weiter. Sie konnte wohl nicht anders, dachte er. Er packte sie am Arm und erinnerte sich daran, wie er sie das letzte Mal auf einem anderen Parkplatz gepackt hatte; es kam ihm vor, als wäre es gestern gewesen. Nur dass sie sich diesmal nicht losriss. Und ihn auch nicht beschimpfte. Er drehte sie um und drückte ihr den Lauf in den Rücken.
    »Beweg dich. Und wisch dein Gesicht ab. Na los.«
    Die Leute, meist Männer, standen vor ihren Autos oder stiegen gerade aus, eine der Kellnerinnen blieb in der Mitte des Parkplatzes wie angewurzelt stehen, doch niemand versuchte, ihn aufzuhalten. Er hatte die Waffe auf die Stelle knapp über ihrem Po gerichtet und führte sie zum Chevy. Der Adrenalinrausch war der Hammer. Er deutete auf den Kofferraum.
    »Rein da.«
    Sie versuchte, sich das Blut vom Haaransatz zu wischen, verschmierte es aber nur auf der Stirn. Sie hatte ihn offensichtlich nicht verstanden.
    »Kletter da rein. Mach schon.«
    Sie wandte sich um und starrte ihn mit blutverschmiertem, tränenüberströmtem Gesicht an. Sie zitterte am ganzen Körper, und es schien, als würden ihre Nippel die blutdurchtränkte, eben noch weiße kurzärmelige Bluse durchbohren. Er hielt ihr den Lauf unters Kinn und drückte ihren Kopf nach hinten.
    »Reinklettern« , wiederholte er. Obwohl er alles andere als ruhig war, klang er zu seiner Überraschung völlig entspannt. Faszinierend …
    Er war kurz davor zu kommen.
    Sie drehte sich um und folgte seiner Anweisung. Er knallte den Kofferraumdeckel zu. Das Geräusch kam ihm genauso laut vor wie der Schuss gerade eben. Die Leute starrten ihn an. Er konnte ihre Blicke förmlich spüren. Er hörte leises Gemurmel und die piepsigen Stimmen kleiner Mädchen, die ihn fast zum Lachen gebracht hätten. Aber er lachte nicht. Denn damit hätte er den von ihm gewünschten Effekt verfehlt. Lässig ging er um seinen Wagen herum, stieg ein und zog die Tür zu. Er drehte den Schlüssel im Zündschloss herum und ließ den Chevy laut aufheulen, dann legte er den Gang ein und fuhr unter dem Neonlicht vorbei an bleichen Gesichtern, langen Autoreihen und

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