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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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ihnen einschärfen, im Haus zu bleiben und niemandem aufzumachen, bis wir dort eingetroffen sind. Besonders nicht Ray Pye.«
    »Glauben Sie, Pye wird uns die ganze Nacht auf Trab halten?«
    »Ja, Chief, ich denke schon.«
    »O Mann. Okay, wir kümmern uns um alles. Charlie, hören Sie, wenn Sie mit Ed reden, dann sagen Sie ihm in meinem Namen, ich meine, im Namen aller Kollegen, dass es uns schrecklich leidtut.«
    »Mach ich. Danke.«

    Ed legte den Hörer auf die Gabel und starrte einen Moment lang auf seine Hände. Es war, als gehörten sie nicht mehr zu ihm, als wären es nicht jene Hände, mit denen er im Garten herumhantierte, jene Hände, mit denen er Sally streichelte. Er ballte sie zu Fäusten und öffnete sie wieder. Die Hände waren kalt und klamm und fühlten sich seltsam fremd an.
    Er stand auf, ging ins Schlafzimmer und öffnete die Nachttischschublade. Er nahm die .38er Special heraus und prüfte, ob sie geladen war, obwohl er es genau wusste. Mit der Waffe und der Patronenschachtel lief er ins Wohnzimmer zurück, legte beides auf den Tisch und zog seine Jacke an, steckte dann die Schachtel in die eine und den Revolver in die andere Jackentasche, trat ins Freie und schloss die Tür ab.

    Als die Katze die Rückseite des Hauses erreichte, hörte sie, wie die Vordertür zugeschlagen und der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und wie sich auf dem Gehweg die schweren Schritte des Mannes entfernten. Sie hatte sich so weit an die Schmerzen gewöhnt, dass diese nun ein Teil von ihr waren und nicht mehr etwas Fremdartiges wie noch am Anfang; der Schmerz war nun ein Teil ihres Wesens. Allerdings war es damit unmöglich, sich schnell zu bewegen, und auch das war nun ein Teil von ihr. Sie humpelte neben dem Haus an der Hecke entlang und hörte, wie die Wagentür zugeschlagen wurde und der Motor aufheulte. Einen Moment wurde sie von grellem Scheinwerferlicht angestrahlt, während der Wagen aus der Einfahrt zurücksetzte und davonbrauste.
    Sie lauschte ins Innere des Hauses.
    Es war leer.
    Sie schleppte sich zurück zur dunklen schützenden Hecke, schlüpfte vorsichtig hinein und legte sich auf die unverletzte linke Seite. Sie musste wohl oder übel warten, bis der Mann zurückkehrte.
    Kurz darauf roch es nach Hund, und sie hörte Schnüffellaute und blickte zwischen den Zweigen auf die Straße hinaus. Dort sah sie ein großes zotteliges Wesen, das am Ende des Blocks an einer Straßenlampe schnupperte und dann auf dem Grasstreifen zwischen Gehsteig und Fahrbahn in ihre Richtung getrottet kam.
    Sie kroch noch tiefer in die Hecke hinein und kauerte sich hin.

    Er parkte zwei Häuser von Jennifers Haus entfernt, lud die Remington nach und ersetzte die fehlende Kugel im Revolver. Dann stieg er aus, schob die .38er in den Gürtel und griff nach dem Gewehr. Er lauschte, ob irgendwelche Geräusche aus dem Kofferraum drangen, aber es war nichts zu hören. Vielleicht war sie ja an den Abgasen erstickt. So was kam vor. Er knallte die Wagentür zu, lief die Straße hinauf und öffnete die Haustür – die ganze Familie war beisammen.
    Mrs. Griffith legte gerade den Telefonhörer auf. Sie stand am Beistelltisch neben dem Sofa und blickte besorgt drein, und plötzlich kam sie ihm schrecklich alt vor. Ihm war nie aufgefallen, wie alt diese beiden Pisser waren. Sie hätten Jennifers Großeltern sein können, nicht ihre Eltern, aber das waren sie ja sowieso nicht. Mr. Griffith, der dürr, gebeugt und glatzköpfig in seinem Sessel hockte, bemerkte ihn als Erster. Erschrocken sprang er auf, und da man selbst bei so einem alten Knacker nicht wusste, was er vorhatte, jagte Ray ihm kurzerhand eine Kugel mitten ins Gesicht; seine Brille zersplitterte. Schon der zweite Augentreffer, den er heute Abend landete. Mr. Griffith wurde in den Sessel zurückgeschleudert, als hätte man ihn hineingestoßen, nur dass sein Auge jetzt ein klaffendes rotes Loch war, aus dem Blut über sein Hemd sprudelte. In diesem Moment stürmte Jennifer die Treppe hinauf, was ziemlich blöd von ihr war. Aber das war ihm egal. Also wandte er sich Mrs. Griffith zu. Die Alte brüllte wie am Spieß und hielt sich ihre faltigen, bleichen und irgendwie verunstalteten Hände vors Gesicht. Er machte sich nicht mal die Mühe zu zielen, sondern richtete den Lauf nur ungefähr auf ihren Bauch und drückte ab. Sie ging zu Boden, krümmte sich und versuchte wimmernd fortzukriechen.
    Er ließ die Hülse herausspringen, stieg über Mrs. Griffith hinweg und lief nach

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