Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
soll mal einer schlau werden.
    Auch Ed entging diese Ironie nicht.
    »Du rätst mir also, sie anzurufen? Habe ich richtig gehört?«
    »Ja, Ed. Ruf sie an. Und hör auf, mich so blöd anzugrinsen. Wer sagt denn, dass man nicht seine Meinung ändern kann? Aber ich an deiner Stelle würde warten, bis du wieder einen klaren Kopf hast. Iss was. Ruf sie erst an, wenn du wieder nüchtern bist.«
    »Ja, mach ich. Du hast Recht. Du findest also wirklich, ich sollte sie anrufen, ja?«
    »Ja, sag ich doch.«
    Und dann musste Schilling lachen. Und das nicht nur, weil Ed ein Gesicht machte wie ein Mann, der gerade erfahren hat, dass er, statt in den Knast zu wandern, eine Urlaubsreise nach Palm Springs gewonnen hat. Nein, Schilling lachte auch bei dem Gedanken, dass man sich der Meinung eines Menschen nie sicher sein konnte. Nicht mal der eigenen.
    Einen Moment lang fragte er sich, ob dieser Gedanke noch etwas anderes zu bedeuten hatte, etwas, das ihm irgendwie entgangen war.
    Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits den dritten Scotch intus, und der tat seine Wirkung, und der Gedanke verlor sich im Alkoholdunst wie ein flüchtender Hase im Winternebel vor der Flinte eines Jägers.

36
Sally
    »Ich wollte dich gerade anrufen«, sagte er.
    Es war schön, seine Stimme zu hören, dachte sie, und noch schöner war, was er gerade gesagt hatte. Sie sank aufs Bett zurück und entspannte sich.
    »Ach ja?«
    »Aber sicher. Ich bin gerade mit dem Abendessen fertig. Ich wollte abwaschen, und dann hätte ich dich angerufen.«
    »Was gab’s denn?«
    »Wie?«
    »Was es zu essen gab. Bouillabaisse?«
    »Nein, die habe ich weggeworfen. Ein bisschen was hat die Katze gekriegt.«
    »Schade drum.«
    »Das sah die Katze aber anders.«
    »Und was wolltest du mir sagen?«
    »Du hast mich angerufen, schon vergessen?«
    »Trotzdem, Ed. Tu mir den Gefallen.«
    Sie hörte, wie er sich räusperte. Er klang dabei ernst und mürrisch, ganz anders als er tatsächlich war, und darüber musste sie lächeln.
    »Ich hätte dir gesagt, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe und dass es mir seitdem richtig schlechtgeht. Ich wollte mich bei dir entschuldigen.«
    »Mehr nicht?«
    »Okay. Und dass ich mit dir gerne die restliche Zeit verbringen würde, die du noch hier bist. Dass du eine erwachsene Frau bist und dass es mir nicht zusteht, dir vorzuschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Dass ich dich vermisse. Und dass es mir egal ist, wenn die Leute wegen uns tuscheln. Dass ich dich, wenn du es noch möchtest, gerne bei mir hätte.«
    Sie wartete, ließ ihn einen Augenblick zappeln.
    »Mensch, Ed, das war aber eine ganze Menge. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dir verzeihe.«
    »Wirklich? Das ist auch sehr viel!«
    Sie lachten.
    »Kannst du vorbeikommen?«
    »Heute Abend nicht. Ich habe Tonianne versprochen, sie auf einen Burger und ins Kino einzuladen. Als Dankeschön für den Job, den sie mir besorgt hat.«
    »Und, wie läuft es so?«
    »Na ja, besonders spannend ist es nicht. Aber Sam ist ein netter Chef, man kommt gut mit ihm aus. Und wenn Tonianne da ist, ist es sogar richtig lustig. Du weißt ja wie das ist, wenn wir Mädels so richtig loslegen. Auf jeden Fall ist es besser, als Betten zu machen, staubzusaugen und schmutzige Handtücher einzusammeln. Wenn du möchtest, komme ich morgen nach der Arbeit vorbei.«
    »Gerne. Ich koche uns was Schönes.«
    »Nein, das lässt du schön bleiben. Du wirst mit mir nach Hopatcong fahren und mich zu einem saftigen Steak einladen. Abgemacht?«
    »Abgemacht … Sal?«
    »Ja?«
    »Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass wir uns wieder vertragen. Ich meine, Gott, was für eine Erleichterung!«
    »Geht mir auch so, Ed. Ich bin wirklich froh.«
    »Dann wünsche ich dir viel Spaß mit Tonianne heute Abend. Wir sehen uns morgen.«
    »Ja, bis morgen. Schlaf schön, Ed.«
    »Du auch.«
    Sie legte auf und dachte: Tja, das war leicht. Sie waren wieder zusammen.
    Einfach so.
    Plötzlich fühlte sie sich wieder geborgen, gebraucht und geliebt.
    Und jetzt hatte sie Lust auf eine eiskalte Pepsi. Mit einer Zitronenscheibe, sonst war sie ihr zu süß. Im Kühlschrank lagen immer zwei, drei Zitronen für die Wodka-Tonics ihrer Mutter. Lächelnd schritt sie barfuß durch ihr Zimmer.
    Direkt hinter der Tür stand ihr Vater.
    Die Tür war einen Spalt weit offen gewesen. Normalerweise unterlief ihr dieser Fehler nicht. Oder hatte er die Tür leise geöffnet, ohne dass sie es bemerkt hatte?
    »Daddy?«
    Offenbar kam er gerade

Weitere Kostenlose Bücher