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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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wusste, was Bill und June Richmond davon hielten. Für einen Rückzieher war es jetzt zu spät, aber morgen würde er Ed ordentlich die Leviten lesen. Natürlich ging ihn Eds Privatleben nichts an, und er hielt Sally wirklich für ein nettes Mädchen, aber dass zwei erwachsene Männer mit einer Achtzehnjährigen in Hotpants und rückenfreiem Oberteil Bier tranken, war nicht ganz koscher, zumindest nicht in seinen Augen.
    Und dann war da ja noch die Sache mit dem Job, den er Sally bei der Polizei besorgen wollte. Auch darüber hätte er mit Ed ein ernstes Wörtchen zu reden. Als er am Mittwoch seine Fühler ausgestreckt hatte, hatte er schnell herausgefunden, dass die Geschichte von Ed und Sally bereits die Runde gemacht hatte. Er hatte reihenweise abfällige Blicke geerntet. Niemand brauchte eine Assistentin, nicht mal auf Teilzeitbasis, obwohl sich überall auf den Schreibtischen die Unterlagen stapelten. Selbst Johannson brauchte niemanden, und der vernachlässigte seinen Papierkram dermaßen, dass Schilling es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, dessen Schreibtisch abzusuchen, wenn er von ihm eine bestimmte Akte benötigte. Die meisten Cops hätten sich über so eine Einmischung fürchterlich aufgeregt, nicht so Johannson. Auf seinem Schreibtisch durfte sich jeder bedienen.
    Und selbst der brauchte niemanden.
    Es war so, dass Ed im Department zwar überaus beliebt war, aber niemand etwas mit dieser Geschichte zu tun haben wollte, mit einer Affäre zwischen einem Ex-Cop und einer Jugendlichen. Er überlegte, ob er Sally als seine eigene Assistentin einstellen sollte, aber er brauchte tatsächlich niemanden. Auf der Highschool hatte er einen Schreibmaschinenkurs absolviert; er war der einzige männliche Teilnehmer gewesen, und obwohl man ihn damals deswegen ständig aufgezogen hatte, war er der Schnellste mit den wenigsten Fehlern gewesen. Er war Linkshänder und tat sich schwer, mit der Hand zu schreiben, doch im Maschinenkurs war er einer der Besten. Dank dieser Fertigkeit war es ihm möglich gewesen, nach Eds Abgang ohne neuen Partner auszukommen. Sein Schreibtisch war stets aufgeräumt.
    Außerdem kam es ihm als Eds bestem Freund irgendwie falsch vor, Sally einzustellen. Auf diese Weise hätte er seine Billigung zum Ausdruck gebracht. Und wahrscheinlich empfanden das seine Kollegen genauso.
    Also hatte er beschlossen, sich direkt an den Boss zu wenden, an Jackowitz persönlich. Als Chief würde er von der Affäre als Letzter erfahren. Das war immer so. Doch Jackowitz hatte ihm bloß in die Augen geschaut und gesagt: Bill Richmond ist eine bekannte Persönlichkeit. Ich halte das für keine gute Idee, Charlie.
    Jackowitz kannte Ed kaum, und trotzdem wusste er von der Beziehung.
    Er musste mit Ed darüber sprechen, schob es aber immer wieder hinaus. Er wollte ihn nicht verletzen, aber das ließ sich nicht vermeiden, egal, wie diplomatisch er sich ausdrückte. Hier in Eds Garten würde er bestimmt nicht damit anfangen. Nur wenn man ihn darauf ansprach.
    Zum Glück tat das keiner.
    Im Hintergrund lief das Radio, irgendein Top-Ten-Sender. Kurz vor Charlies Eintreffen hatte Ed noch den Rasen gesprengt, und wenn der Wind ihnen nicht gerade den köstlichen Duft der über der Holzkohle brutzelnden Steaks in die Nase wehte, roch der Garten nach frisch gewässertem Gras; Charlie machte es sich mit einem Bier auf dem Liegestuhl bequem und zwang sich, sich zu entspannen und trotz der eigenartigen Umstände den Abend zu genießen. Sallys VW, der etwas abseits auf dem Rasen parkte – damit man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte –, erschien ihm wie ein Sinnbild seines Unbehagens. Er hatte das Bier halb ausgetrunken, als im Radio die Nachrichten liefen; der Sprecher schaffte es, betroffen und aufgeregt zugleich zu klingen.
    Als die Sendung vorbei war, wendete Ed kopfschüttelnd die Steaks und beklagte sich darüber, was zum Teufel nur aus dieser Welt geworden war.
    Sally streichelte die schwarze Katze, die zusammengerollt und zufrieden schnurrend zu ihren Füßen lag. Armes kleines Ding, sagte sie, während sie auf das Tier herabblickte. Im Mittelalter hätte man dich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wahrscheinlich gibt es immer noch genügend Mistkerle, die so etwas nur zu gerne tun würden.

    Tim Bess erfuhr es ebenfalls aus dem Radio, allerdings eine halbe Stunde später. Er saß am Alpine Pool auf einem Handtuch und brütete darüber nach, warum Jennifer ihn nicht zurückgerufen hatte; er hatte zweimal bei ihr

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