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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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genauso groß war wie er, eigentlich sogar größer, wenn man die zusammengedrückten Bierdosen in seinen Stiefeln abzog. Er spürte, wie ihre Brüste gegen seine Brust rieben, und am liebsten hätte er die Hände nach vorne genommen und sie angefasst. Allerdings hielt er das für keine gute Idee, zumindest nicht ohne eindeutiges Signal, und der Gedanke daran war für ihn fast wie ein Gebet. Doch er bezweifelte, dass ein gottverdammtes Gebet den gewünschten Erfolg brachte.
    Einen Arm hatte er ihr auf den Rücken gelegt, den anderen oberhalb des Pos; er zog sie fest an sich, damit sie spürte, dass er einen Steifen hatte. Es war eine Botschaft an sie, die offensichtlich ankam, denn sie stöhnte leise auf und ließ ihre linke Hand durch sein Haar hinunter zum Nacken gleiten und küsste ihn noch fester, drückte sich an ihn, trat ein Stück zurück und knabberte an seiner Unterlippe, bevor sie ihn erneut küsste.
    Diesmal war der Kuss sanfter, und er spürte, wie sie sich von ihm entfernte. Es war ein Gute-Nacht-Kuss, keine Frage, und er musste sich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle über sie herzufallen, gleich hier auf der Veranda, egal, ob sie bei der ersten oder zweiten Verabredung Sex wollte oder nicht. Aber sein Verstand sagte ihm, dass er ruhig noch einen Tag warten konnte, denn ihr Vater kam morgen noch nicht zurück. Er war es nicht gewohnt zu warten. Aber er war auch noch nie an ein Mädchen wie Katherine geraten.
    »Gute Nacht, Ray«, sagte sie.
    »Sehen wir uns morgen Abend?«, fragte er, und auch das war eine Art Gebet. Er wusste nicht, wie er reagieren würde, falls sie Nein sagte. Sie ließ ihn einen Moment lang zappeln.
    »Okay. Aber unter einer Bedingung.«
    »Welche?«
    »Diesmal überlegst du dir, was wir machen. Aber es muss was Interessantes sein.«
    »Das eben war doch ziemlich interessant, finde ich.«
    Sie lächelte. »Etwas anderes.«
    »Willst du damit sagen, das kommt sowieso nicht infrage?«
    »Hab ich das gesagt? Ich habe nur gemeint, es soll was Interessantes sein. Überrasch mich. Glaubst du, das kriegst du hin?«
    Er hatte schon eine Idee. Sie war ihm gekommen, als sie überrasch mich gesagt hatte. Das konnte sie haben. Und diesmal war sein Grinsen echt.
    »Ja, das kriege ich hin.«
    »Schön. Um neun?«
    »Also um neun. Ich werd da sein.«
    Sie küsste ihn auf die Wange und öffnete die Tür, trat ins Haus und sagte mit dem Rücken zu ihm: »Nacht, Ray.«
    »Nacht.«
    Als sie verschwunden war, hatte er das Gefühl, als kriegte er keine Luft mehr, als hätte sie ihm in den Bauch getreten. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, und merkte, dass er immer noch einen Steifen hatte. Er ging zum Wagen, stieg ein und wartete, bis Atmung und Herzschlag sich beruhigt hatten. Dann startete er den Motor und fuhr rückwärts aus der Einfahrt.
    Als er davonbrauste, fühlte sich der Wind in seinem Haar wie ihre tastenden Finger an.

23
Sonnabend, 9. August • Die Meldung
    Jennifer Fitch erfuhr davon, als sie nach dem Abendessen das Geschirr spülte. Sie hörte es von ihrer Pflegemutter, Mrs. Griffith, die gerade im Fernsehen die Nachrichten gesehen hatte. Ihre Pflegemutter war der Meinung, dass man heutzutage ganz besonders darauf achten musste, mit wem man sich abgab. Jennifer war klar, dass diese wenig subtile Bemerkung auf sie gemünzt war, trotzdem sagte sie nichts. Die Nachricht lieferte ihr einen guten Vorwand, um Ray anzurufen, und sobald sie mit dem Geschirr fertig war, eilte sie zum Telefon. Einen Moment lang hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht zuerst an Tim gedacht hatte, allerdings war bei Ray besetzt, und als sie ihn endlich an der Strippe hatte, wusste er es bereits.

    Charlie Schilling erfuhr es etwas früher in Ed Andersons Garten aus dem Radio. Es war sein freier Tag, und Ed hatte ihn an diesem Abend zum Grillen eingeladen, weil er fand, Charlie habe sich schon eine Ewigkeit nicht mehr blickenlassen und es wäre verdammt nochmal wieder Zeit für ein paar Bierchen und ein zartes Lendensteak. Charlie wusste, dass Ed am Grill ein wahrer Meister war, und ließ sich gerne überreden.
    Als er gegen fünf bei ihm eintraf, wünschte er, er wäre nicht gekommen. Denn Sally Richmond war auch da; sie war für den Kartoffelsalat, das Grünzeug und die Maiskolben zuständig und knipste zwischendurch mit ihrer Nikkormat Bilder von ihnen. Mit ihr im Motel zu sprechen war eine Sache, aber seine Freizeit mit ihr zu verbringen war etwas ganz anderes, wo er doch genau

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