The Lost
…«
»Tim, hör zu. Hier ist meine Karte. Denk einfach über alles nach, und ruf mich an. Vergiss nicht, du bist nicht derjenige, den ich rankriegen will. Und Jennifer auch nicht. Das würde ich nur, wenn ich keine andere Wahl habe. Da will ich dir nichts vormachen. Aber ich mag deine Mom und deinen Dad. Ich kenne die beiden seit Jahren. Darum habe ich eigentlich keine Lust, dich wegen irgendwelcher Drogengeschichten oder was anderem festzunehmen. Ich möchte nur hören, was du weißt. Ich denke, es wäre nur zu deinem Vorteil, wenn du es mir erzählst.«
Er stand auf. Der Junge sah ihm direkt in die Augen. Er spürte, dass er ihn ins Grübeln gebracht hatte. Schilling wandte sich ab und ging in die Küche. Die besorgten Eltern hockten am Küchentisch vor ihren Kaffeebechern. Er lächelte.
»Wir sind fertig, Leute. Tim war sehr hilfreich, und ich danke euch, dass wir ungestört miteinander reden konnten. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Clara, schön, dich zu sehen. Und Lenny, vergiss nicht, was ich dir über den Küchenschrank erzählt habe. Das blöde Ding wird noch von der Wand fallen und mir die Füße zertrümmern.«
»Klar, Charlie.«
»Ruf mich an, dann machen wir einen Termin. Nochmals danke.«
Er wandte sich um, durchquerte das Wohnzimmer und nickte in Tims Richtung, der noch immer auf der Couch hockte, dann verließ er das Haus.
Er war nicht stolz darauf, dass er dem Jungen so zugesetzt hatte. Aber jetzt kam endlich Bewegung in die Sache.
Er wich ihren Fragen mit einer simplen Lüge aus. Dass Detective Schilling ihn gebeten hatte, über die Sache Stillschweigen zu bewahren.
Dagegen konnten sie nichts einwenden. Sie müssten Schilling schon persönlich fragen, um herauszufinden, dass es eine Lüge war. Und bis dahin würden sie die Sache auf sich beruhen lassen.
Von seinem Zimmer aus rief er bei Jennifer an, doch Mrs. Griffith ging an den Apparat und teilte ihm mit, dass Jennifer nicht zu Hause war und dass sie nicht wüsste, wo sie gerade steckte. Vielleicht stimmte es, vielleicht auch nicht. Er hoffte, dass es ausnahmsweise die Wahrheit war. Dann konnte Schilling nämlich nicht mit ihr sprechen, bevor Tim sie gewarnt hatte. Er erklärte Mrs. Griffith, Jennifer müsse ihn sofort zurückrufen, wenn sie wieder zu Hause war, es sei wirklich dringend. Er hatte dieses Wort noch nie zuvor benutzt.
Vielleicht war sie ja bei Ray. Er wusste nicht, ob er versuchen sollte, sie dort zu erreichen. Was sollte er ihr denn erzählen, wenn Ray neben ihr stand? Er wusste, dass Ray seinen Anruf erwartete. Er hatte heute für ihn beim Postamt eine neue Haschlieferung abgeholt, und Ray würde wissen wollen, ob alles glatt gelaufen war. Tim war noch nicht mal dazu gekommen, sich etwas davon abzuschneiden.
Das hatte er gerade in Angriff nehmen wollen, bevor sein Vater bei ihm geklopft hatte. Das Hasch hatte ausgewickelt auf dem Bett gelegen, daneben die Rasierklinge seines Vaters, und als es klopfte, hätte er sich fast in die Hose gemacht. Und dann fragte Schilling ihn auch noch, ob er nach oben gehen und sich umschauen durfte.
Mannomann!
Das Gespräch geisterte in einer Endlosschleife durch seinen Kopf.
Was passiert, wenn ihm jemand davon erzählt?, hatte Schilling gefragt.
War das etwa eine Drohung?
Hieß das, dass Schilling Ray vielleicht davon erzählen wollte? Würde er sich zu so etwas herablassen, obwohl er ein Cop war?
Aber Schilling hatte Recht mit Rays Jähzorn. Und Tim war tatsächlich besorgt, dass Ray es herausfinden könnte. Das nagte an ihm, seit er mit Jennifer geschlafen hatte. Sein unbedingter Wunsch, es zu wiederholen, hatte seine Befürchtungen lediglich in den Hintergrund gedrängt. Er redete sich ein, dass Ray offensichtlich kein allzu großes Interesse an Jennifer mehr hatte, seit Katherine auf der Bildfläche erschienen war. Ray dachte an nichts anderes mehr. Er redete sich ein, dass es für Ray keine große Sache wäre.
Aber Ray gab nicht gerne her, was ihm gehörte. Egal, wie wenig ihm noch daran lag.
Was würde er also tun, falls er es herausfand?
Tims Gefühlslage war im Moment ein einziges Durcheinander. Er hätte zu gerne nochmal mit Jennifer geschlafen, aber jetzt musste er Angst haben, dass es tatsächlich dazu kam, denn es würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Ray es mitkriegte.
Es war einfach nicht fair.
Was passiert, wenn ihm jemand davon erzählt?
Gut möglich, dass sie bei Ray war. Er konnte dort anrufen, wegen des Haschs Bericht erstatten und Ray
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