The Lost
dass er ihn nach Ray fragte. Schilling hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt, und das weckte Tims Aufmerksamkeit.
»Jennifer?«
»Ja. Erzähl mir von ihr. Zum Beispiel wo sie wohnt. Wer ihre Freunde sind. Und so weiter.«
»Mann, ich weiß nicht. Sie wohnt bei den Griffiths drüben in der Poplar Avenue. Mr. und Mrs. Griffith. Jennifer ist eine Waise, verstehen Sie?«
»Sie wohnt also bei Pflegeeltern?«
»Ja.«
»Sie hat mir ihren Führerschein gezeigt. Sie ist alt genug, um alleine zu leben. Warum wohnt sie dann noch bei diesen Leuten?«
»Die Griffiths sind eben … nett, schätz ich. Sie lassen sie bei sich wohnen.«
»Hat sie einen Job? Verdient sie ihr eigenes Geld?«
»Keine Ahnung. Ich glaube, manchmal arbeitet sie als Aushilfe. Wo sich gerade was ergibt.«
»Es klingt, als würdest du sie nicht besonders gut kennen.«
Der Junge zuckte mit den Schultern.
»Ich habe genug Möglichkeiten, das herauszufinden, Tim. Du kannst also ruhig offen mit mir reden.«
»Mann … okay, ich schätze, ich kenne sie ziemlich gut.«
»Dealt sie mit Drogen?«
Dies weckte erneut seine Aufmerksamkeit.
»Nein, Mann.«
»Bist du sicher? Für Ray vielleicht?«
»Keine Ahnung. Nicht, dass ich wüsste.«
»Aber sie schläft mit Ray, stimmt’s?«
Tim wurde rot. Und Schilling fragte sich, warum. Er fragte sich, welche Beziehung Tim zu dem Mädchen hatte. Konnte es sein, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte?
Vielleicht landete er ja einen Glückstreffer.
»Glaub schon. Ja, wird wohl so sein.«
»Und Ray dealt mit Drogen, richtig?«
»Ich sag doch, davon weiß ich nichts.«
»Aber falls Ray mit Drogen dealt und Jennifer seine Freundin ist, dann wäre es gut möglich, dass sie das Gleiche tut, oder?«
»Wie gesagt, ich …«
»Tim, dealst du mit Drogen?«
Schilling streckte die Hand aus und stellte den Fernseher lauter. Die Erkennungsmelodie von Lassie erklang. Ein anderer, ländlicherer Timmy rannte lächelnd über ein Feld. Schilling beugte sich vor.
»Komm, du kannst es mir ruhig sagen.«
»Sie haben gesagt, dass ich keinen Ärger kriege.«
»Tust du auch nicht. Ich will nichts von dir. Ray ist derjenige, hinter dem ich her bin. Aber das hast du nicht von mir erfahren, auch wenn es die Wahrheit ist. Ich möchte hören, was ihr wisst, du und Jennifer Fitch. Wenn wir hier fertig sind, werde ich mit ihr sprechen.«
»Ich deale nicht mit Drogen.«
»Wirklich nicht? Dann macht es dir ja bestimmt nichts aus, wenn ich mal einen Blick in dein Zimmer werfe. Würdest du mich nach oben bringen?«
»Sie können mich nicht dazu zwingen.«
»Schläfst du auch mit Jennifer, Tim?«
»Das geht sie nichts an!«
»Schön, damit wäre der Punkt wohl auch geklärt. Stellt sich nur die Frage, was Ray davon hält? Weiß er von euch beiden?«
Er hatte wirklich einen Glückstreffer gelandet.
»Hören Sie, Mr. Schilling …«
»Detective Schilling. Weißt du, Tim, was mir Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass Ray offensichtlich ein ziemlich besitzergreifender Typ ist und sehr auf sein Äußeres achtet. Das große schicke Cabrio, die Pomade im Haar, die schicken Stiefel – Mensch, die sind dermaßen auf Hochglanz poliert, dass man sie als Rasierspiegel benutzen könnte. Ich glaube, es ist ihm sehr wichtig, was die Leute von ihm denken. Meinst du nicht auch? Und ich weiß, dass er sehr jähzornig sein kann.«
Letzteres war ein Schuss ins Blaue, denn ihm gegenüber hatte Ray kein einziges Mal die Nerven verloren, nicht mal, als er seine Party gesprengt hatte. Trotzdem wusste er, dass er richtiglag. Ray musste jähzornig sein. So angespannt, wie er war.
Tim war jetzt ganz Ohr.
Er tat es nicht gerne, aber es war an der Zeit, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen.
»Und ich weiß, dass er damals die beiden Mädchen umgebracht hat, Tim. Und ich glaube, du weißt das auch. Was mir also wirklich Sorgen macht, ist die Frage, wie so ein Typ wohl reagiert, wenn er dir und Jennifer auf die Schliche kommt? Was passiert, wenn ihm jemand davon erzählt? Ich frage mich, was er dann mit dir und Jennifer anstellt. Findest du nicht, dass du dir darüber dringend Gedanken machen solltest, Tim? Ich an deiner Stelle würde es tun. Falls es mir aber gelingt, Ray wegen der Morde einzubuchten, hättest du nichts mehr von ihm zu befürchten.«
Der Junge starrte ihn nur mit offenem Mund an. Dann schüttelte er den Kopf, als würde er versuchen, sich an etwas zu erinnern, das ihm entfallen war.
»Detective Schilling, ich … ich
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