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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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bitten, sie an den Apparat zu holen. Aber unter welchem Vorwand? Und was sollte er ihr sagen, wenn Ray danebenstand und mithörte?
    Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er konnte nicht mal zu ihr fahren und draußen warten, bis sie nach Hause kam. Denn er war überzeugt, dass sie zu Hause war und ihn nur nicht sehen wollte. Außerdem konnte er nach seiner geheimnisvollen Unterhaltung mit einem Cop nicht gleich zu seinen Eltern stiefeln, um sich den Pick-up seines Vaters oder den Wagen seiner Mutter zu leihen. Sie würden fragen, wo er hinwollte. Sie waren ja nicht blöd.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass sie wirklich nicht zu Hause war. Dass Schilling sie nicht antraf und es morgen erneut versuchen musste.
    Es war einfach nicht fair. Die ganze Situation war so verdammt verzwickt.
    Komm schon, Jennifer. Ruf an.

    Schilling bekam die Adresse vom Einsatzleiter: 362 Poplar Avenue. Es war eine Zwanzig-Minuten-Fahrt um ein Drittel des Sees herum, vorbei an Tannen- und Kiefernhainen und Mittelklasse-Häusern, die einem etwas gehobeneren Standard entsprachen als das Haus von Tims Familie, allerdings nicht so luxuriös wie die Anwesen oben in den Bergen oder direkt am See, aber hübscher anzusehen allemal. Es war ein langer, harter Winter, und die Straßen hier mussten an vielen Stellen noch ausgebessert werden. Während er die Schlaglöcher umkurvte, legte er sich zurecht, was er den Griffiths erzählen wollte.
    Doch sie waren gar nicht zu Hause. Jennifer selbst kam an die Tür. Sie waren im Kino, erklärte sie, in der Acht-Uhr-Vorstellung drüben in Hopatcong. Wie jeden Samstagabend.
    Ein altes Ehepaar, das nach wie vor regelmäßig ausging. Kaum zu glauben.
    Sie ließ ihn herein.
    Zum zweiten Mal an diesem Abend nahm er auf einem Sessel Platz, während Jennifer sich auf einen Stuhl setzte, die gefalteten Hände im Schoß. Er bemerkte den Ring am Mittelfinger ihrer linken Hand, ein funkelnder klarer Stein in einer Goldfassung. Irgendwie passte er nicht zu dem T-Shirt, den Jeans und den ausgetretenen Ledersandalen.
    Sie wirkte sehr viel gefasster und erwachsener als Tim. Er kam sofort zur Sache.
    »Ich glaube, dass du in Gefahr bist, Jennifer.«
    »Wie bitte?«
    Er seufzte. »Vor vier Jahren hat mein Partner Ed Anderson dir ein paar Fragen gestellt – wegen deiner Bekanntschaft mit Ray Pye und seiner möglichen Verwicklung in die Morde an Lisa Steiner und Elise Hanlon. Du hast ihm erzählt, du würdest Ray aus der Schule kennen, ihr wärt lose befreundet. Du hast gesagt, er wäre in Ordnung, auch wenn du keinen großen Kontakt hättest. Erinnerst du dich?«
    »Vage. Ist lange her.«
    »Du hast zu Protokoll gegeben, du wärst in der Tatnacht zu Hause gewesen und hättest allein in deinem Zimmer ferngesehen.«
    »Daran kann ich mich erinnern.«
    »Warum?«
    »Hä?«
    »Warum erinnerst du dich daran?«
    »Weiß ich nicht. Ist eben so.«
    »Na schön, nehmen wir mal an, dass es so ist und dass du wirklich zu Hause warst. Aber warum hast du meinen Kollegen wegen dieser anderen Sache belogen?«
    »Welche andere Sache?«
    »Du hast damals schon mit Ray geschlafen, stimmt’s?«
    »Hab ich nicht.«
    »Sicher hast du das.« Er lächelte.
    »Das ist ja lächerlich.«
    »Tim Bess findet das nicht. Er behauptet nämlich, du hättest damals schon mit Ray geschlafen.«
    »Das stimmt nicht. Tim würde so was nie sagen.«
    »Er sagt sogar, dass du jetzt auch mit ihm schläfst.«
    »Oh Mann! Ich war mit Tim einmal im Bett!«
    »Einmal reicht doch, oder? Aber der Punkt ist, Jennifer, es war Tim, der mir erzählt hat, dass du mit ihm schläfst. Was für einen Grund sollte er haben, mich wegen der Sache mit dir und Ray anzulügen? Dass er dich mit seinem besten Kumpel teilen muss, lässt ihn nicht besonders gut aussehen. Warum sollte er lügen?«
    Sie war schon halb vom Stuhl aufgesprungen und setzte zu einem Protest an, suchte nach den richtigen Worten. Doch Schilling schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
    »Jennifer, hör zu, ich bin nicht hier, um dich fertigzumachen. Ich erzähle dir das Gleiche, was ich auch Tim schon gesagt habe. Ich weiß über Ray Bescheid. Ich weiß, dass er mit Hasch dealt. Und dass er gefährlich ist. Ich glaube, dass er zwei Menschen getötet hat. Und ich glaube, du weißt mehr darüber, als du zugibst. Darum schlage ich vor, du denkst nochmal über alles nach und erzählst mir, was du weißt. Denn du spielst mit dem Feuer, wenn du dich mit Ray abgibst. Das ist

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