The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Ferne sah man den Wagen und den Truck stehen. Aber – war da nicht auch noch ein Jeep? Als Thibault noch ein Stück näher kam, bemerkte er die Lichter auf dem Dach des Fahrzeugs und wusste, dass Clayton im Haus war.
Trotz seiner Erschöpfung watete er entschlossen weiter. Doch je schneller er voraneilte, desto unüberwindlicher erschien ihm die Entfernung. Endlich näherte er sich dem Haus. Nana stand auf der Veranda und leuchtete mit einer Taschenlampe zum Wald.
An ihrer Körperhaltung konnte man schon von weitem erkennen, dass sie Angst hatte.
»Nana!«, rief Thibault, aber wegen des Unwetters drang seine Stimme nicht bis zu ihr durch. Trotzdem schien sie etwas gehört zu haben, denn sie drehte sich in seine Richtung und richtete den Strahl ihrer Lampe auf ihn.
»Thibault?«
Er kämpfte sich weiter voran. Schließlich verlangsamte er seinen Schritt und rang nach Luft.
»Was ist passiert?«, rief er atemlos.
»Ben ist verschwunden!«
»Was heißt verschwunden? Warum?«
»Keine Ahnung! Clayton war hier, und Beth hat gesagt, Ben ist verschwunden, und dann sind die beiden losgerannt zum Baumhaus.«
Als er das hörte, wusste Thibault, was er zu tun hatte. Zeus folgte ihm wie immer.
Der Sturm schüttelte die Bäume. Überall auf dem Weg lagen herabgestürzte Zweige, so dass Beth und Keith sich durch das Gestrüpp kämpfen mussten. Zweimal stolperte Beth und fiel hin. Sie hörte, dass es Keith hinter ihr nicht viel besser ging. Der Boden war aufgeweicht und glitschig. Auf halbem Weg zum Baumhaus verlor Beth einen Schuh, aber sie ließ sich nicht aufhalten.
Das Baumhaus. Die Brücke. Das Hochwasser. Nur die Angst und das Adrenalin hielten sie aufrecht, sonst wäre sie zusammengebrochen, weil ihr so übel war. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihren Sohn auf der Brücke, und die Brücke gab plötzlich unter ihm nach …
In dem Moment stieß sie gegen einen halb vermoderten Baumstumpf. Ein stechender Schmerz schoss durch ihren Fuß. So schnell sie konnte, rappelte sie sich wieder auf. Sie versuchte, den Schmerz nicht zu beachten, aber als sie auftrat, sackte sie in sich zusammen.
Keith war bei ihr und zog sie wortlos wieder hoch, schlang den Arm um ihre Taille und schleppte sie weiter.
Ben war in Lebensgefahr.
Clayton versuchte, die lähmende Panik zu unterdrücken. Ben war ein intelligenter Junge, sagte er sich, er setzte sich nicht unnötig einer Gefahr aus. Sein Sohn war kein besonders tapferes Kind, kein Draufgänger. Zum ersten Mal in seinem Leben war er dafür dankbar.
Aber während er sich mühsam durch das Dickicht schlug, Beth humpelnd neben ihm, konnte er nicht verleugnen, was er vor sich sah: Der Bach war weit über die Ufer getreten, er war breiter und reißender, als er ihn je gesehen hatte.
Thibault zwang sich, das schnelle Tempo beizubehalten, aber mit jedem Schritt wurde es schwieriger. Zweige und Ranken schlugen ihm ins Gesicht und gegen seine Arme, doch er nahm keine Notiz davon, er spürte nichts, weil er sich nur darauf konzentrierte, voranzukommen.
Unterwegs riss er sich den Regenmantel und dann das Hemd vom Leib.
Gleich habe ich es geschafft , sagte er sich immer wieder. Nur noch ein kleines Stück .
Und ganz hinten in seinem Kopf hörte er ein fernes Echo, den Widerhall von Victors Stimme:
Es geht noch weiter .
Beth spürte, wie die Knochen in ihrem Fuß bei jedem Schritt aneinanderrieben. Unerträgliche Qualen rasten durch ihren Körper, und am liebsten hätte sie laut geschrien, aber sie gab nicht einmal ein Stöhnen von sich.
Je näher sie dem Baumhaus kamen, desto breiter wurde der Bach. Das Wasser brauste, gurgelte, tobte. Man
ahnte nicht einmal mehr, wo sich das ursprüngliche Ufer befand. Die Fluten brachten große heruntergestürzte Zweige und andere undefinierbare Abfälle mit sich. Wenn man von solch einem Zweig am Kopf getroffen wurde, war man sofort bewusstlos.
Es goss weiterhin wie aus Kübeln. Der Wind riss wieder einen Ast ab, der ein paar Meter von ihnen entfernt auf den Boden krachte. Die Erde war so zäh und matschig, dass jeder Schritt unendlich viel Energie kostete.
Aber gleich würden sie die Eiche erreichen. Man konnte die Hängebrücke schon sehen. Es war, als tauchten im Hafen endlich die Masten eines Segelschiffs aus dem Nebel auf. Beths Blick eilte von der Baumleiter zur Brücke, zu der Plattform in der Mitte … Die Wassermassen schwappten immer wieder darüber hinweg, und zwischen den Stützpfählen verfingen sich Äste. Der Vorbau des
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