The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
zauberhaft gewesen, aber wie bei so vielen Gebäuden in Hampton und um Hampton herum war auch hier zu beobachten, dass sich die Zeit und die Witterungsverhältnisse gegen die Schönheit verschworen hatten. Die Veranda hing durch, die Dielen knarzten, und wenn der Wind stark genug wehte, flog das Papier auch bei geschlossenen Fenstern vom Schreibtisch.
Auch im Inneren des Hauses wäre es dringend nötig gewesen, größere Renovierungsmaßnahmen vorzunehmen, vor allem in der Küche und in den Badezimmern. Nana wusste das und versicherte hin und wieder, sie werde demnächst etwas deswegen unternehmen, aber diese Pläne wurden immer wieder auf die lange Bank geschoben. Und Beth musste zugeben, dass das Anwesen trotz allem einen ganz besonderen Charme besaß. Nicht nur der Garten – der eine echte Oase der Ruhe war –, sondern auch das Haus selbst. Jahrelang hatte Nana in Antiquitätengeschäften gestöbert, ihre besondere Vorliebe galt französischen Möbeln aus dem neunzehnten Jahrhundert. Außerdem ging sie am Wochenende oft auf Flohmärkte und hielt dort Ausschau nach alten Gemälden. Sie hatte einen guten Blick für Kunst, und mit einigen Galeriebesitzern in den Südstaaten war sie schon lange befreundet. Fast an jeder Wand im Haus hing ein Original. Zum Spaß hatte Beth einmal die Namen verschiedener Maler bei Google eingegeben und herausgefunden, dass die Künstler zum Beispiel auch im Metropolitan Museum of Art in New York City vertreten waren sowie in der berühmten Huntington Library im kalifornischen San Marino bei Los Angeles. Als sie das Nana gegenüber erwähnte, zwinkerte die ihr verschmitzt zu. »Das ist so ähnlich, wie wenn man ein Glas Champagner trinkt, was?« Ihre seltsamen Metapher und Vergleiche verschleierten oft die Tatsache, dass sie einen treffsicheren Instinkt besaß.
Beth öffnete die Haustür. Herrlich kühle Luft wehte ihr entgegen, so erfrischend, dass sie eine Weile im Türrahmen stehen blieb, um dieses Gefühl zu genießen.
»Mach die Tür zu!«, rief Nana über die Schulter. »Sonst geht die ganze Kälte nach draußen.« Dann drehte sie sich in ihrem Sessel um und musterte Beth von oben bis unten. »Du siehst aus, als wär’s dir zu heiß.«
»Mir ist es zu heiß.«
»Bestimmt ist das Büro heute der reinste Backofen.«
»Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Warum hast du nicht die Tür zum Zwinger aufgemacht, wie ich’s dir vorgeschlagen habe? Das ist nämlich meine Patentlösung. Na, nun komm schon rein und kühl dich ein bisschen ab.«
Beth deutete auf den Fernseher. »Und – wie spielen die Braves?«
»Wie ein Bündel Karotten.«
»Heißt das gut oder schlecht?«
»Können Karotten Baseball spielen?«
»Vermutlich nicht.«
»Da hast du deine Antwort.«
Mit einem Grinsen ging Beth in die Küche. Nana war immer ziemlich gereizt, wenn die Atlanta Braves kurz davor waren zu verlieren.
Sie holte das Eiswürfeltablett aus dem Gefrierfach und brach ein paar Stückchen heraus, gab sie in ein Glas, füllte das Glas mit Wasser und trank einen großen Schluck. Das tat gut! Erst jetzt merkte sie, dass sie auch Hunger hatte, also nahm sie sich eine Banane aus der Obstschale, ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Armlehne des Sofas. Wie angenehm sich der kühle Luftzug auf ihrer verschwitzten Haut anfühlte! Versonnen beobachtete sie Nana und verfolgte gleichzeitig mit einem Auge das Spiel. Am liebsten hätte sie gefragt, wie viele
Touchdowns es schon gegeben habe, aber sie wusste, dass ihre Großmutter die Frage gar nicht witzig fände. Jedenfalls nicht, solange die Braves wie ein Bündel Karotten spielten.
Beth warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. Gleich musste sie zurück ins Büro.
»Es war nett bei dir, Nana.«
»Ganz meinerseits. Pass auf, dass dir nicht zu heiß wird.«
»Ich werde mein Bestes tun.«
Beth ging langsam den Weg entlang. Voller Enttäuschung stellte sie fest, dass auf dem Parkplatz kein Auto stand. Also waren die Besitzer des Cockerspaniels immer noch nicht eingetroffen. Doch dann sah sie einen Mann die Zufahrt heraufkommen, in Begleitung eines deutschen Schäferhundes und gefolgt von einer feinen Staubwolke. Der Hund trottete mit gesenktem Kopf und hängender Zunge. Wieso waren die beiden an einem Tag wie heute unterwegs? Bei der Hitze blieben selbst Tiere lieber im Haus. Überhaupt, wenn sie es sich richtig überlegte – sie hatte noch nie erlebt, dass jemand mit seinem Hund zu Fuß zum Zwinger kam. Und der Typ hatte auch gar
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