The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
keinen Termin vereinbart. Leute, die ihre Hunde herbrachten, riefen eigentlich immer vorher an.
Sie würde etwa gleichzeitig mit ihm das Büro erreichen, erkannte sie und winkte dem Mann von weitem zu. Er blieb stehen und starrte sie an. Was hatte das zu bedeuten? Der Hund machte ebenfalls halt, mit gespitzten Ohren. Er sah aus wie Oliver, fand Beth, der Schäferhund, den Nana ins Haus gebracht hatte, als Beth dreizehn war. Er hatte die gleichen schwarz-beigefarbenen
Markierungen, legte den Kopf schräg wie Oliver und wirkte sicher ebenso einschüchternd auf Fremde. Sie selbst hatte vor Oliver nie Angst gehabt. Tagsüber war er eher Drakes Hund gewesen, aber nachts schlief er neben ihrem Bett, denn er fand ihre Anwesenheit sehr beruhigend.
Weil sie in ihre Erinnerungen an Drake und Oliver vertieft war, merkte sie erst an der Bürotür, dass der unbekannte Besucher immer noch nicht weitergegangen war. Und er hatte auch noch kein Wort zur Begrüßung gerufen. Merkwürdig. Vielleicht hatte er mit Nana gerechnet und nicht mit ihr. Da sein Gesicht im Schatten lag, konnte sie nicht erkennen, was in ihm vorging. Sie nahm den Zettel ab und ließ die Tür offen stehen. Der Mann würde schon kommen, wenn er so weit war. Sie ging um den Schreibtisch herum, und als sie den Plastikstuhl sah, fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ein Handtuch mitzubringen. Wie dumm!
Bestimmt wollte der Mann seinen Hund hier abgeben. Deshalb holte sie schon mal das entsprechende Formular aus dem Aktenschrank und befestigte es im Klemmbrett, suchte in der Schreibtischschublade nach einem Stift und legte beides bereit. In dem Moment betraten Herrchen und Hund das Büro. Der Mann lächelte. Als sich ihre Blicke begegneten, war Beth auf einmal sprachlos, was ihr nur selten im Leben passierte. Und sie hatte keine Ahnung, warum sie so reagierte.
Sie wunderte sich nicht darüber, dass er sie anstarrte, sondern darüber, wie er sie anstarrte. Es klang zwar völlig verrückt – aber er schaute sie an, als würde er sie wiedererkennen. Dabei war sie ihm garantiert noch nie begegnet,
das wusste sie genau. Er wäre ihr nämlich im Gedächtnis geblieben, schon allein deswegen, weil seine Präsenz, seine Art, den Raum auszufüllen, sie stark an Drake erinnerte. Genau wie Drake war er über eins achtzig groß und schlank, mit muskulösen Armen und breiten Schultern. Seine ganze Erscheinung hatte etwas Anziehendes, was durch die verwaschenen Jeans und das T-Shirt noch betont wurde.
Da hörte die Ähnlichkeit mit ihrem Bruder allerdings schon auf. Drakes Augen waren haselnussbraun, mit einem hellen Rand um die Iris, während dieser Fremde auffallend blaue Augen hatte. Drake hatte die Haare immer sehr kurz geschnitten, wohingegen sie bei diesem Mann eher lang und ungebändigt waren. Doch obwohl er zu Fuß hierhergekommen war, wirkte er weniger verschwitzt als sie selbst.
Plötzlich fühlte sie sich geradezu befangen, und als der Mann auf den Schreibtisch zukam, wandte sie sich ab. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er dem Hund mit der flachen Hand ein Zeichen gab. Diese Bewegung hatte sie schon tausendmal bei Nana beobachtet. Der Hund, der offensichtlich auf das kleinste Kommando reagierte, blieb sofort sitzen. Er schien sehr gut erzogen zu sein. Das bedeutete, dass ihr Gegenüber wahrscheinlich eine Unterkunft für ihn suchte.
»Was für ein schönes Tier«, sagte sie anerkennend und schob dem Mann das Klemmbrett hin. Als sie den Klang ihrer Stimme hörte, ließ die Beklommenheit etwas nach. »Ich hatte früher auch mal einen Schäferhund. Wie heißt er denn?«
»Zeus. Und danke für das Kompliment.«
»Hallo, Zeus.«
Zeus legte den Kopf schräg.
»Sie müssen sich hier eintragen«, sagte sie. »Und falls Sie eine Kopie der Tierarztunterlagen dabei haben, wäre das sehr hilfreich. Oder eine Kontaktadresse.«
»Wie bitte?«
»Die Tierarztunterlagen. Sie wollen Zeus doch vorübergehend hier unterbringen, oder?«
»Nein«, sagte der Mann. Er deutete hinter sich. »Ich habe das Schild im Fenster gesehen. Ich suche Arbeit und wollte fragen, ob Sie immer noch Hilfe brauchen.«
»Ach so.« Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß, ich hätte vorher anrufen sollen, aber ich war sowieso in der Gegend, und da habe ich gedacht, ich schaue persönlich vorbei und frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, dass ich mich bewerbe. Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich auch morgen wiederkommen.«
»Nein, nein, kein Problem, ich
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