The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
zurückzugehen und sich ein frisches Glas Eiswasser zu holen, aber sie befürchtete, dass die Besitzer des Cockerspaniels, der zum Gehorsamstraining hier gewesen war, genau in dem Moment auftauchen könnten. Die Leute hatten vor einer halben Stunde angerufen und gesagt, sie seien unterwegs – »In zehn Minuten sind wir bei Ihnen.« Von wegen! Aber sie regten sich garantiert maßlos auf, wenn ihr Hündchen auch nur eine Minute länger als unbedingt nötig in einem Zwinger sitzen musste, vor allem, nachdem er zwei Wochen nicht zu Hause gewesen war.
Aber wo steckten sie?
Es wäre viel einfacher, wenn Ben hier wäre. Heute Morgen in der Kirche hatte sie ihn mit seinem Vater gesehen, und er sah genauso bedrückt aus, wie sie erwartet hatte. Wie immer schien es ihm nicht besonders gut bei Keith zu gefallen. Am Abend zuvor hatte er sie angerufen, bevor er ins Bett ging, und ihr erzählt, dass sein Dad den größten Teil des Abends allein draußen auf der Veranda verbracht habe, während er, Ben, die Küche putzen musste. Was hatte das zu bedeuten?, fragte sich Beth. Warum freute sich Keith denn nicht, wenn sein Sohn bei ihm war? Wieso unterhielt er sich nicht mit ihm? Es war doch gar nicht schwer, mit Ben gut auszukommen, und das sagte sie nicht, weil sie voreingenommen war. Na ja, ein bisschen voreingenommen war sie vielleicht, aber als Lehrerin hatte sie mit vielen verschiedenen Kindern Kontakt, und sie wusste genau, wovon sie sprach. Ben war
klug, Ben hatte Humor, Ben war freundlich, Ben war höflich. Ben war einfach ein toller Junge, und es machte Beth ganz verrückt, dass Keith zu dumm war, um das zu merken.
Wie gern wäre sie jetzt im Haus, um … ja, was würde sie tun? Sie fände es sogar noch spannender, die Wäsche zu waschen, als im Büro zu hocken. Außerdem hatte sie hier draußen viel zu viel Zeit, um zu grübeln. Nicht nur über Ben, sondern auch über Nana. Und darüber, ob sie dieses Schuljahr unterrichten sollte. Und sogar über den betrüblichen Zustand ihres Liebeslebens dachte sie nach – ein Thema, das sie mit hundertprozentiger Sicherheit in Depressionen stürzte. Es wäre so schön, wenn sie mal jemanden kennenlernen würde, der wirklich zu ihr passte, mit dem sie lachen konnte und der Ben genauso gern mochte wie sie selbst! Vielleicht würde es ja auch genügen, wenn sie einen Mann traf, der mit ihr essen und ins Kino ging. Einen ganz normalen Mann, der wusste, dass man im Restaurant die Serviette in den Schoß legte, und der ihr ab und zu die Tür aufhielt. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder? Sie hatte nicht gelogen, als sie zu Melody sagte, die Auswahl hier in der Stadt sei sehr klein, und sie gab auch sofort zu, dass sie wählerisch war. Bis auf die kurze Zeit mit Adam hatte sie letztes Jahr jedes zweite Wochenende allein zu Hause verbracht. So wahnsinnig wählerisch war sie übrigens gar nicht. Adam war weit und breit der einzige Mann, der sie in letzter Zeit gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen wolle. Und aus Gründen, die sie bis heute nicht durchschaute, hatte er auf einmal nicht mehr angerufen. Und damit waren ihre neueren Männergeschichten auch schon abgehakt.
Aber sie kam auch ohne Beziehung ganz gut durch, und sie hatte nicht vor, zu resignieren. Meistens störte es sie gar nicht. Wenn heute nicht so ein schrecklich heißer Tag wäre, würde sie wahrscheinlich nicht hier sitzen und grübeln. Woraus man schließen konnte, dass sie dringend eine Abkühlung brauchte. Sonst fing sie womöglich noch an, über die Vergangenheit nachzudenken, und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Beth nahm das leere Glas, um sich nun doch frisches Eiswasser zu holen. Und dann konnte sie sich auch gleich ein kleines Handtuch zum Draufsitzen mitbringen.
Sie stand auf und blickte den Kiesweg hinunter. Kein Auto weit und breit. Schnell schrieb sie auf einen Zettel, sie sei in zehn Minuten wieder da, und hängte ihn an die Bürotür. Draußen brannte erbarmungslos die Sonne auf sie nieder. Beth suchte Schutz im Schatten der alten Magnolie und eilte dann den Kiesweg hinunter. Er führte zu dem Haus, in dem sie aufgewachsen war. Es war um 1920 gebaut worden und sah aus wie viele der großen Farmhäuser hier in der Gegend, mit einer riesigen Veranda und kunstvoll geschnitzten Balken. Der hintere Garten, von Zwinger und Büro durch hohe Hecken getrennt, war von gigantischen Eichen überschattet, und die Terrasse machte das Essen im Freien zu einem Hochgenuss. Früher war dieser Ort bestimmt
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