The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
bin nur etwas überrascht. Normalerweise kommen die Leute nicht ausgerechnet sonntags, um sich für eine Stelle zu bewerben.« In Wirklichkeit kamen sie auch an normalen Wochentagen nicht, aber das müsste sie ihm ja nicht auf die Nase binden. »Es gibt irgendwo ein Bewerbungsformular«, murmelte sie und drehte sich zu dem Aktenschrank um. »Warten Sie einen Moment – ich hab’s gleich.« Sie zog die unterste Schublade auf und begann zu suchen. »Wie heißen Sie?«
»Logan Thibault.«
»Ist der Nachname französisch?«
»Ja.«
»Ich habe Sie noch nie gesehen.«
»Ich bin neu hier.«
»Ah, da ist es.« Beth zog ein Formular heraus und reichte es ihm. »Bitte.«
Sie gab ihm auch einen Stift, und während der Mann seinen Namen eintrug, beäugte sie ihn verstohlen. Seine Haut war ziemlich trocken. Offensichtlich verbrachte er viel Zeit im Freien. Bei der zweiten Zeile des Formulars hielt er inne und schaute hoch. Wieder begegneten sich ihre Blicke. Beth merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie versuchte, diese Reaktion zu überspielen, indem sie ihre Bluse zurechtzupfte.
»Ich weiß nicht, was ich als Adresse angeben soll. Wie gesagt – ich bin neu hier und wohne erst mal im Holiday Motor Court. Ich kann natürlich auch die Adresse meiner Mutter in Colorado angeben. Was wäre Ihnen lieber?«
»Colorado?«
»Ja, ich weiß. Ziemlich weit weg.«
»Was führt Sie denn nach Hampton?«
Du hast mich nach Hampton geführt, hätte er am liebsten gesagt. Ich bin hier, weil ich dich gesucht habe. »Hampton wirkt sehr angenehm, und ich habe mir gedacht, ich versuch’s mal hier.«
»Keine Familienangehörigen?«
»Nein.«
»Oh.« Gleichgültig, wie gut der Typ aussah – an dieser Geschichte stimmte irgendetwas nicht. Bei Beth schrillten die Alarmglocken. Und da war noch etwas, was sie beunruhigte. Es dauerte allerdings ein paar Sekunden, bis
sie begriff, was es war. Dann wich sie ein Stück zurück, um Distanz zu ihm zu gewinnen. »Wenn Sie neu hier sind – woher wussten Sie dann, dass wir eine Arbeitskraft suchen? Ich habe diese Woche keine Zeitungsannonce geschaltet.«
»Ich habe das Schild gesehen.«
»Wann?« Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Ich habe Sie doch beobachtet, wie Sie den Weg heraufgekommen sind, und Sie können das Schild erst bemerkt haben, als Sie direkt vor dem Büro standen.«
»Ich war heute schon mal hier. Wir sind die Straße entlanggegangen, und Zeus hat die Hunde gehört. Er rannte sofort in diese Richtung, und als ich ihm gefolgt bin, habe ich das Schild gesehen. Weil niemand da war, habe ich mir gesagt, am besten schaust du später noch mal vorbei.«
Die Erklärung klang plausibel, aber Beth spürte trotzdem, dass er entweder log oder etwas ausließ. Und was bedeutete das, wenn er vorher schon mal hier gewesen war? Hatte er das Gelände ausspioniert?
Der Fremde schien ihr Unbehagen zu spüren. Er legte den Stift weg, holte seinen Pass aus der Tasche, schlug ihn auf und schob ihn ihr hin. Beth schaute das Foto an, dann ihn. Der Name stimmte, aber die Alarmglocken wollten trotzdem nicht verstummen. Kein Mensch kam auf der Durchreise nach Hampton und beschloss spontan, hierzubleiben. Bei einer Stadt wie Charlotte wäre das anders. Bei Raleigh sowieso. Und natürlich bei Greensboro. Aber Hampton? Unvorstellbar.
»Verstehe.« Plötzlich wollte sie das Gespräch beenden. »Tragen Sie doch die Adresse Ihrer Mutter ein. Und Ihre
bisherigen Jobs. Ich brauche vor allem eine Telefonnummer, unter der ich Sie erreichen kann.«
Er betrachtete sie mit ruhigem Blick. »Aber Sie werden mich nicht anrufen.«
Er ist klug, dachte sie. Und direkt. Also wollte sie auch keine Spielchen spielen. »Stimmt.«
Mit einem verständnisvollen Nicken sagte er: »Okay. Ich würde mich selbst wahrscheinlich auch nicht anrufen, nach dem, was Sie bisher gehört haben. Aber ehe Sie ein endgültiges Urteil über mich fällen, möchte ich gern noch etwas hinzufügen.«
»Schießen Sie los.«
Ihr Tonfall gab deutlich zu verstehen, dass er wohl kaum etwas vorbringen konnte, was sie umstimmen würde.
»Ich wohne zwar momentan in dem Motel, aber ich habe vor, mir hier in der Gegend eine Wohnung zu suchen. Und einen Job.« Sein Blick ließ sie nicht los. »Nun zu meiner Person. Ich habe 2002 an der University of Colorado einen Abschluss in Anthropologie gemacht. Danach bin ich zu den Marines gegangen und wurde vor zwei Jahren in Ehren entlassen. Ich bin noch nie verhaftet worden, ich nehme
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