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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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mir wie ein Angeber vor, und ich glaube, dass würde mich krank machen. Wir hatten einen langen Tag.“
    „Keine Fragen mehr, Tom“, versicherte Benny.
    Sie standen da und schätzten sich zum vielleicht allerersten Mal gegenseitig ab.
    Tom zeigte auf die Tür eines Hauses, in dessen Garten mehrere wild wachsende Pfirsichbäumen standen. „Das ist es.“
    „Da drin ist ein Zombie?“
    „Ja“, antwortete Tom. „Sogar zwei.“
    „Müssen wir sie fesseln?“
    „Nein. Das hab ich schon erledigt. Vor zwei Jahren. In fast jedem Haus hier befindet sich eine tote Person. Einige sind schon erlöstworden. Die übrigen warten darauf, dass sich die Familienangehörigen ein Herz fassen und mir den Auftrag dazu erteilen.“
    „Klingt wohl etwas zu heftig, aber warum gehst du nicht einfach von Haus zu Haus und machst es bei allen? Du weißt schon … sie erlösen .“
    „Weil die meisten Leute hier Angehörige in der Stadt haben. Es dauert eine Weile, aber irgendwann verspüren alle Menschen das Bedürfnis, dass sich jemand in der Weise um ihre Verwandten oder Freunde kümmert, wie ich es tue. Mit Respekt und ein paar Zeilen, die ihren toten Angehörigen vorgelesen werden. Ein Abschluss ist kein Abschluss, solange man nicht bereit ist, die Tür zuzumachen. Verstehst du, was ich damit meine?“
    Benny nickte.
    „Hast du ein Bild von den … äh … Leuten da drin? Damit wir wissen, wer sie sind? Um ganz sicher zu sein.“
    „Im Haus gibt es Bilder. Übrigens kenne ich die Namen aller Bewohner von Sunset Hollow. Ich komme oft her, und ich war es, der von Haus zu Haus gegangen ist und die Toten gefesselt hat. Einige Mönche haben mir dabei geholfen, aber ich kannte jeden hier.“ Tom ging zur Vordertür. „Bist du bereit?“
    Benny sah erst Tom und dann die Tür an.
    „Du möchtest, dass ich das hier mache, nicht wahr?“
    Tom sah traurig aus. „Ja, ich denke schon.“
    „Wenn ich das mache, bin ich wie du. Und dann mache ich das Gleiche wie du.“
    „Genau.“
    „Für immer?“
    „Keine Ahnung, Benny. Ich hoffe nicht. Aber bestimmt eine gewisse Zeit lang.“
    „Was ist, wenn ich es nicht kann?“
    „Wie ich bereits sagte: Wenn du es nicht kannst, dann ist das eben so. Wir übernachten in der Hütte und machen uns am Morgen auf den Heimweg.“
    „Tom, warum kommen die Leute aus der Stadt nicht an Orte wie diesen und nehmen sie einfach mit? Wir haben doch viel mehr Kraft als die Zombies. Warum nehmen wir nicht alles mit?“
    Tom schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Das frage ich mich Tag für Tag. Die Menschen auf der anderen Seite des Zauns … Diemeisten wollen sich nicht einmal eingestehen, dass es noch eine andere Welt gibt. Sie fühlen sich sicher da drüben.“
    „Das ist doch dumm.“
    „Ja“, bestätigte Tom, „das ist es allerdings.“
    Er drehte am Knauf und öffnete die Tür. „Kommst du?“
    Benny stand vor der Treppe. „Da drinnen ist es nicht sicher, oder?“
    „Es ist nirgendwo sicher, Benny.“
    In diesem Moment bemerkten sie, dass ihre Worte sich nur so anhörten, als sprächen sie von denselben Dingen.
    Gemeinsam betraten sie das Haus.
    Tom führte sie durch den Flur in ein einstmals lichtdurchflutetes geräumiges Wohnzimmer, das nun jedoch düster und verstaubt war. Die Tapete war ausgeblichen, und auf dem Boden fanden sich Spuren verschiedener Tiere. Es gab einen lange nicht mehr benutzten Kamin, auf dessen Sims zahlreiche Bilderrahmen standen: die Bilder einer Familie. Mutter und Vater. Ein strahlender Sohn in Uniform. Ein Baby, das in eine blaue Decke gehüllt war. Brüder, Cousins, Großeltern. Zwei Schwestern, die ihrem Aussehen nach Zwillinge hätten sein können, es jedoch nicht waren. Alle lächelten sie. Benny betrachtete die Bilder eingehend und nahm eines in die Hand. Ein Hochzeitsfoto.
    „Wo sind sie?“, fragte er leise.
    „Hier drinnen“, antwortete Tom.
    Mit dem Bild in der Hand folgte Benny seinem Bruder durch das Esszimmer in die Küche. Die Fenster standen offen. Das Grundstück war voller Bäume. Vor dem Fenster standen zwei Stühle, auf denen zwei verschrumpelte Zombies saßen. Sie schauten beide in die Richtung, aus der sich die Schritte näherten. Ihre Kiefer waren fest mit einer Seidenschnur verschlossen. Der Mann trug eine alte blaue Uniform, die Frau ein maßgeschneidertes Kostüm und eine mit Rüschen versehene weiße Bluse. Benny betrachtete abwechselnd sie und das Hochzeitsfoto.
    „Schwer zu sagen.“
    „Nicht, wenn man sich daran gewöhnt hat“,

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