The New Dead: Die Zombie-Anthologie

nicht? Solange du darauf achtest, deine Briefe ausreichend zu frankieren.“
    Janine drehte sich um, rannte förmlich über den Parkplatz davon und verschwand um eine Ecke. Das war das Letzte, was ich von ihr sah.
    Ich wartete eine Weile in der offenen Tür. Es schien mir recht wahrscheinlich, dass sie zurückkam, um mir noch etwas zu sagen oder zu fragen, ob sie noch eine Nacht länger bleiben könne. Ganze zehn Minuten gab ich ihr trotz des unangenehmen Gefühls, das die frische, ungefilterte Luft auf meiner Haut auslöste. Schließlich schloss ich die Tür, machte eine rasche Runde durch die äußere Festung, um sicherzugehen, dass ich keine weiteren ungebetenen Gäste beherbergte, und ging dann nach oben, wo ich mich wieder einschloss.
    Es war auffallend still. Still wie in einem Grab, wie man so schön sagt. Ich hörte nur das leise Brummen der Gefrieranlage auf der anderen Seite der Wand. Einen Moment lang erwog ich, nach unten zu gehen und mir eine ihrer DVDs zu schnappen, doch das waren derartige Wohlfühlfilme, dass ich nur den Wunsch verspüren würde, mich zu räuspern.
    Online zu gehen, hatte ich keine Lust: Die Stimmung war nicht die richtige, was bedeutete, dass ich bestenfalls auf passable Gewinne hoffen konnte. Doch schließlich warf ich gegen Mitternacht meine digitalen Vernichtungsmaschinen an und nahm wieder Platz auf dem Schleudersitz, um mich ins Chaos in Fernost zu stürzen. Denn wissen Sie was? Mein Glaubensbekenntnis trifft noch immer zu:
    Wenn man einmal aufgehört hat, fängt man nie wieder an.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

ABSCHLUSS MIT BESCHRÄNKTER HAFTUNG
    Eine Geschichte aus World War Z
    VON MAX BROOKS
    Berufjörður, Island
    Thomas Kiersted sieht genauso aus wie auf dem Bild aus Vorkriegszeiten. Er mag zwar deutlich dünner geworden sein und sein ehemals pfeffer- und salzfarbenes Haar keinen Pfeffer mehr aufweisen, aber in seinen Augen ist noch nicht einmal ein Anflug des „Überlebenden-Starrblicks“ zu erkennen. Er winkt mir vom Deck der African Queen aus zu. Die neunzig Meter lange ehemalige Segeljacht ist trotz der geflickten Segel und des marinegrauen Anstrichs noch immer ein herrliches Schiff. Das frühere Spielzeug der saudischen Königsfamilie fährt jetzt unter der Flagge der Europäischen Union und ist das mobile Hauptquartier der „Closure Limited“.
    Willkommen an Bord! Doctor Kiersted streckt die Hand aus, als das Versorgungsboot längsseits kommt. Ganz schön was los hier, nicht wahr ? Er meint damit all die Kriegsschiffe und Truppentransporter, die im Fjord vor Anker liegen. Wir haben Glück, dass es sich nur um einen Erkundungsauftrag handelt. Es wird immer schwieriger, unsere Zielpersonen zu beschaffen. Süd- und Ostasien sind uneinnehmbar, Afrika versiegt. Russland war unser bester Exporteur … natürlich nur inoffiziell … aber jetzt … Die meinen es wirklich ernst mit der Schließung ihrer Grenzen; kein „Verhandlungsspielraum“ mehr, nicht einmal auf persönlicher Ebene. Was ist aus dieser Welt geworden, wenn man nicht einmal mehr einen Russen bestechen kann?
    Er kichert, während wir uns nach unten auf den Weg zu Deck B machen. Ein lautes Brüllen dringt durch eine erleuchtete Stahlluke im Gang.
    Nein, nicht das, was Sie denken . Kiersted zeigt mit der Hand über die Schulter. Cricket … Sri Lanka gegen Westindien. Wir bekommen die BBC live von Trinidad rein. Nein, unsere Zielpersonen sind alle unten in besonders umgestalteten Kabinen untergebracht. Nicht gerade billig, aber das ist ja bei allem so, was wir hier tun .
    Wir steigen zu Deck C hinunter und kommen an Mannschaftskabinen und Spinden voller Geräte vorbei. Offiziell werden wir vom EU-Gesundheitsministerium finanziert. Das stellt das Schiff bereit, die Mannschaft, eine Kontaktperson vom Militär, die dabei hilft, Zielpersonen einzufangen, oder, wenn keine Truppen zur Verfügung stehen, ausreichend Geld, um private Auftragnehmer wie die „Impisi“ – Sie wissen schon, die „Hyänen“ – zu bezahlen. Die sind auch nicht gerade billig.
    Von den USA bekommen wir keine öffentlichen Gelder. Ich habe die Debatten Ihres Kongresses auf C-SPAN verfolgt und bin regelrecht zusammengezuckt, als ein Senator versuchte, es offiziell zu unterstützen. Was macht er jetzt noch mal? Arbeitet er nicht als Kuli in diesem Department of National Graves Registration, das für die Gräberfürsorge der in den Sezessionskriegen Gefallenen zuständig ist?
    Die Ironie an