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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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die Wände um uns herum. Er zeigte mit der Waffe in meine Richtung. „Du“, sagte er, „du schaust in seinen Taschen nach, ob du seine Schlüssel findest.“
    Ich zögerte nur einen kurzen Moment, und Rugger sagte: „Ich mach’s.“
    Rugger ging zu dem Toten, drehte ihn um, damit er besser an die Taschen herankam, fand die Schlüssel, hielt sie hoch und schüttelte sie.
    „Jetzt mein Geld und seines auch“, sagte Ray Martin. „Ich beanspruche nämlich Zinsen.“
    Rugger nahm dem Mann das Geld ab und gab es Ray Martin, der es zusammenfaltete und in seine vordere Hosentasche schob. Die Schlüssel warf Rugger auf den Billardtisch.
    „Okay“, sagte Ray Martin und wandte sich wieder an mich. „Ich will, dass du, Rambo, du und kein anderer, diese Schlüssel nimmst, nach draußen gehst und den Kofferraum von seinem Auto aufschließt. Und dann bist du schneller wieder hier drin, als ein Hase fickt, verstanden? Andernfalls landest du mit ihm im Kofferraum, nachdem ich dir die Eier weggeschossen hab. Klar, Trockenficker?“
    „Ja“, sagte ich, und mein Mund war staubtrocken. Das Wort kam eher wie ein Nieser heraus. Das hier war keine Schulhofrauferei, kein Faustkampf nach der Schule bei McDonald’s. Das hier war echt. Das war die Welt, in der die richtig harten Jungs lebten, und ich gehörte nicht dazu.
    Ich nahm die Schlüssel, ging nach draußen, schloss den Kofferraum des Impala auf, öffnete die Klappe und ging wieder rein. „Gib mir die Schlüssel“, sagte Ray Martin. Ich gab sie ihm. Ersagte. „Ich mag Leute nicht, die mich reinlegen wollen. Ich habe Regeln. Nicht versuchen, mich reinzulegen, nicht mit Schwarzen herumhängen und sich von keiner Frau sagen lassen, was man zu tun hat. Finger weg von meiner Brieftasche. Und nie einen Rückzieher machen. Das sind meine Regeln. Er hat eine davon gebrochen.“
    „Du hättest ihn nicht erschießen müssen“, sagte Rugger. „Wir hätten ihn einfach verprügeln und dein Geld zurückholen können.“
    „Sie haben ihn genau zwischen den Augen erwischt“, wiederholte der Behinderte, plötzlich aufs Neue von Ray Martins Treffsicherheit überwältigt.
    „Halt die Klappe, Blödmann“, sagte Rugger. „Jetzt haben wir die Schweinerei.“
    „’ne Schweinerei kann man wegmachen“, erklärte Ray Martin. Er sah Donny an. „Du, Schlappschwanz, geh zur Tür, schließ ab und mach das Rollo runter. Jetzt!“
    Donald zog das Rollo runter, sodass man nicht mehr in die Billardhalle schauen konnte, und schloss die Tür ab. Ray Martin wedelte mit der Pistole in Donalds Richtung und sagte: „Wenn ich’s dir sage, guckst du raus, ob jemand vorbeikommt. Kommt jemand, machst du die Tür zu und schließt ab. Wenn keiner kommt, sagst du’s mir. Und mach ja keinen Fehler, klar?“
    „Ja, Sir“, erwiderte Donald, als würde er mit einem Lehrer sprechen.
    „Und du, Rambo“, sagte er zu mir, „bei dir hatte ich den Eindruck, als wolltest du was von mir sehen. Willst du das immer noch?“
    „Nein“, erwiderte ich.
    „Nein, hm … So redest du mit mir? Du hast doch gehört, wie dein Freund mit mir spricht. Also?“
    „Nein, Sir“, sagte ich.
    „Ah, du hast ja doch ’ne Zunge zum Reden. Dass mir das auch ja so bleibt … Vielleicht brauch ich dich noch, damit du mir den Hintern ableckst. Aber jetzt nimmst du erst mal die Beine von diesem Arschloch, und du“, sagte er zu Lee, „du nimmst seinen Kopf, und dann tragt ihr Jungs ihn raus, legt ihn in den Kofferraumseines Autos, schließt die Klappe und kommt wieder rein. Und keine krummen Touren, verstanden?“
    Wir hoben die Leiche hoch, und ein mit Haaren bedecktes Stück von der Rückseite seines Schädels fiel auf den gefliesten Boden und machte ein Geräusch, als würde ein Tongefäß zerspringen. Ich bemerkte, dass ich unwillkürlich in das Gesicht des Toten sah. Ross’ Augen waren weit geöffnet, und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass alles, was er gewesen war oder hätte sein können, alle seine Pläne und Erinnerungen, Träume und Vorhaben durch dieses Loch in seinem Hinterkopf herausgeströmt waren und nun eine Lache aus Blut, Hirnmasse und einem Stück seines Schädels bildeten. Der Körper selbst war leer. Das war der Moment, in dem ich etwas erkannte, das ich früher nie wirklich gewusst hatte. Oh, auf einer intellektuellen Ebene wusste ich es schon. Ich wusste, dass wir alle sterben. Aber das hier geschah nicht im Fernsehen. Dieser Typ sah nicht wie jemand aus, der sich nur mal eben hingelegt hatte.

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