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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Es wäre nur schwer zu ertragen gewesen. Nostalgische Erinnerungen kamen nicht auf, da alles schwarz, verkohlt und kaum wiederzuerkennen war. Der Grundriss war mir vertraut, doch an den Stellen, wo sich das Feuer durch die Wand gefressen hatte und die Decke eingestürzt war, hatte er sich verändert. Dort, wo einst unser Bad gewesen war, gab es keinen Boden mehr, und ich konnte die zertrümmertenÜberreste unserer Badewanne und unseres Waschbeckens in der darunter liegenden Wohnung ausmachen. Das Bett im Schlafzimmer war ein verkohlter Hügel, und nicht einer unserer Kleiderschränke hatte überlebt.
    Ich hatte es zwar bereits mehrere Male getan, doch nun stocherte ich wieder in der Asche herum und schob mit den Füßen verkohlte Holzstücke auseinander. Staubwolken wirbelten auf, und ich wusste, dass ich bald nichts mehr sehen würde. Also beeilte ich mich. Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche … Nichts deutete darauf hin, dass Fiona hier gewesen war, als das Feuer ausbrach.
    Ich liebte sie, doch in diesem Augenblick wünschte ich mir nichts sehnlicher, als ihre Knochen zu finden.
    Als ich die Kirche hinter mir ließ, wurde mir klar, dass ich nie wieder nach Hause gehen würde. Es gab keinen Grund dafür, unser Zuhause existierte nicht mehr. Also klapperte ich wieder die Stadt ab, sah an Orten nach, an denen ich bereits nach ihr gesucht hatte, warf einen Blick in Gärten, die allmählich verwilderten, und wunderte mich über die Ruhe, die überall herrschte. An eines konnte ich mich einfach nicht gewöhnen: Obwohl die Stadt nie besonders lebendig gewesen war, hatte doch immer ein geschäftiges Treiben geherrscht. Die meisten Geschäfte befanden sich in der Hauptstraße, in der stets Menschen unterwegs gewesen waren, die sich einen Kaffee genehmigten oder ihre Morgenzeitung holten, und mittags waren die Büroangestellten gekommen, um sich in eines der zahlreichen Restaurants oder in eine Kneipe zu setzen. Am Abend war die Stadt ebenfalls belebt gewesen, wenn auch kaum mehr als das. Und jetzt …
    Es schien, als hätten die Vögel die Oberhand gewonnen. Wahrscheinlich war ihr Gezwitscher schon immer da gewesen und vom ständigen Rauschen des Verkehrs übertönt worden, doch jetzt konnten sie sich ungehindert in der Stadt bewegen. Sie saßen dicht an dicht auf den Firsten und Fensterbänken, pickten auf den Straßen herum und veranstalteten verrückte Freudentänze.
    Ich wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis Usk ganz verkam. Die Bewohner waren immer stolz auf ihre Stadt gewesen und hatten viel Mühe verwandt auf die Pflanzen in ihren Gärten. Diese hatte nun keine Scheren und Formschnitte mehr zu befürchten.
    „Toby!“ Der Schrei kam von weit her, und wegen des Echos war nicht genau auszumachen, aus welcher Richtung.
    „Bindy?“
    „Toby, der Fluss!“
    Ich rannte los, vorbei an dem alten Gerichtsgebäude, quer über den Parkplatz und durch eine Gasse auf die Hauptstraße. Bald fing ich an zu keuchen und verfluchte den mit vierzig allmählich ansetzenden Speck, gegen den ich nicht energisch genug angekämpft hatte. Das ist doch etwas, woran ich mich festhalten kann , hatte Fiona einmal gesagt, als wir im Bett lagen. Als ich die Hauptstraße herunter und um die Kurve stürzte, tauchte die Brücke vor mir auf, die den Fluss überspannte. Bindy stand oben auf der Brücke, nicht weit von der Blockade entfernt. Sie beugte sich über die Brüstung und schaute auf den Fluss hinab.
    „Was ist los?“, rief ich ihr zu, ohne mein Tempo zu verringern.
    Sie blickte auf und wies nach unten. „Jamie!“
    Da hörte ich auch schon seine Stimme, die Schreie eines Betrunkenen. Wäre ich näher an ihm dran gewesen, hätte ich ihm mit dem größten Vergnügen einen Fausthieb verpasst. Er war ein lästiger Idiot. Sitze ich hier wirklich mit ihm fest? Und wie lange soll das noch so gehen? , fragte ich mich.
    Ich lief zu Bindy auf die Brücke und schaute über die Brüstung. Jamie stand unten am Flussufer und hatte etwas über die Schulter geworfen. Seine Sachen?
    „Sei kein Idiot!“, rief ich ihm zu. „Wenn du drüben bist, werden sie dich erschießen, bevor …“
    „Verpiss dich“, unterbrach er mich erschöpft.
    „Er hört gar nicht zu“, sagte Bindy. „Und er hat auch gar nicht vor zu schwimmen.“
    Erst da bemerkte ich, was er auf der Schulter trug … das tote kleine Mädchen vom Friedhof.
    Ich kletterte auf die Brüstung. Es mochten dreieinhalb Meter bis zum Boden sein. Und wenn ich mir das Bein breche? , dachte

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