The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Zwischenlösung darstellte auf dem Weg, die Sterblichkeit in den Griff zu bekommen.
Zum Vampir zu werden schien da noch die beste Lösung zu sein. Halbsterblichkeit plus Unverwundbarkeit. Doch wie sich herausstellte, war das Umwandlungsverfahren erheblich verzwickter als erwartet, und die Erfolgsrate lag nur bei zwanzig Prozent. Es blieb also ein Restrisiko von achtzig Prozent und die Gefahr, dass sein Leib und seine Seele endgültig ausgelöscht wurden.
Die meisten Vampire wurden schon als solche geboren, und darin lag seines Erachtens die Antwort. Nach einigen Recherchen war er auf Gonzalez gestoßen, einen Schamanen, der behauptete, ihm sei die Isolierung und Destillation jenes genetischen Bausteins gelungen, der jeden Menschen zum Vampir werden ließ, wenn nur der Preis stimmte.
„Sir?“, murmelte Shana.
Daniel blickte auf den Bildschirm und sah eine Art Krankenstation. In den Betten lagen acht Personen unterschiedlichen Alters, die bewusstlos und an verschiedene Monitore angeschlossen waren.
„Wir haben vor fünf Jahren mit den klinischen Versuchen begonnen, anfangs noch mit Rhesusaffen …“
„Könnten Sie uns bitte etwas über die Versuchspersonen erzählen?“, unterbrach Shana den Schamanen. „Haben sie die Versuchsreihe schon durchlaufen? Wie groß waren die Verluste? Haben Sie es geschafft, sowohl eine Unverwundbarkeit als auch die Unsterblichkeit zu erreichen?“
„Das Verfahren ist bei allen abgeschlossen. Wir hatten nur zwei Fälle, bei denen der Körper die Infusionslösung abgestoßen hat. Einer hat überlebt, der andere leider nicht. Was die Unverwundbarkeit angeht, so ist diese natürlich im Paket enthalten …“
Gonzalez blieb stehen, als Shana an eine schlafende Person herantrat.
„… obwohl sie noch nicht ganz ausgereift ist“, fuhr er rasch fort. „Was aber noch geschehen wird.“
Shana schrieb irgendetwas in ihr Notizbuch. Schweißperlen rannen Gonzalez’ Gesicht hinab.
„Warum sind sie bewusstlos?“, fragte sie, während sie weiterschrieb.
„Wir hatten einige Schwierigkeiten, Freiwillige zu finden, und obwohl sie mit dem Ergebnis sicher zufrieden sein werden, hielten wir es für angebracht …“
„… ihnen den Weg in ihr neues Leben zu erleichtern.“
Gonzalez wackelte mit dem Kopf. „Ja. Genau. Vielen Dank.“
„Wecken Sie einen auf.“
Gonzalez starrte Shana überrascht an und schaute dann in die Kamera.
„Wenn Ms. Bergin etwas sagt, dann ist das so, als ob ich es gesagt hätte“, klärte Daniel ihn auf.
Gonzalez faselte etwas über die Risiken der vorzeitigen Beendigung eines künstlichen Komas. Shana stellte die Kamera so hin, dass sie auf Gonzalez gerichtet blieb, und ließ ihn allein mit Daniel weiterreden. Sie entfernte sich, als wollte sie sich diskret zurückziehen. Leise trat sie hinter Gonzalez, öffnete einen Medikamentenschrank, nahm eine Spritze heraus und ließ den Blick über die Flaschen schweifen. Daniel lächelte. Die perfekte Assistentin. Kreativ. Vorausschauend. Immer ahnend, was er als Nächstes wollte.
Während Gonzalez weiterredete, zog Shana die Spritze auf, trat an die nächstbeste Testperson heran und stach zu.
Der Mann kam mit einem Ruck hoch und schnappte mit weit aufgerissenen Augen nach Luft, was unter diesen Umständen nicht überraschend war. Wohl aber die Schreie, die nicht von dieser Welt waren. Sie hallten durch das Labor, während der Mann Finger und Nägel tief in das eigene Fleisch grub, es aufschlitzte und sein Blut das weiße Bettzeug und die Wände in ein dunkles Rot tauchten. Gonzalez forderte per Funk Hilfe an, während er zum Medikamentenschrank rannte.
Shana ging zur Kamera und warf einen kurzen Blick auf die Versuchsperson, die nicht aufhörte zu schreien und sich das Fleisch zu zerfetzen, als fließe Säure durch ihre Adern.
„Na, dann wissen wir jetzt ja, warum man sie sediert hat“, bemerkte sie trocken und schaltete die Kamera aus.
Man kam nicht so weit im Leben wie Daniel, wenn man rasch aufgab oder sich fernab jeglicher Vernunft an unbestimmte Hoffnungen klammerte. Daniel verbrachte einen weiteren Monat damit, die Verheißungen des Vampirdaseins zu hinterfragen, und ließ diese Möglichkeit zur Lösung seines Problems schließlich fallen.
„In letzter Zeit hat es große Fortschritte bei der Zombifizierung gegeben“, erklärte Wendell, bevor er genussvoll in einen Hamburger biss. Wendell war Daniels Cousin zweiten Grades und Vertreter derFamilie in der kabbalistischen Vereinigung. Die
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