The New Dead: Die Zombie-Anthologie
weiß.“
„Im letzten Haus. Ich habe die Türen vernagelt.“
„Gut.“
„Also …?“
„Morgen, ja? Wir werden hingehen und es anzünden.“
In dieser Nacht machte ich kein Auge zu. Die Angst, dass wir uns zu lange Zeit gelassen hatten, war zu groß, und ich wartete auf irgendwelche Geräusche, die jedoch ausblieben … Fußtritte auf knarrenden Treppen, das leise Ächzen meiner Frau, die gekommen war, um mir eine Szene zu machen und mein Herz zurückzuerobern.
Obwohl Bindy kein Wort sagte, wusste ich, dass auch sie wach lag. Sie passte auf mich auf.
In der Morgendämmerung zog Brandgeruch aus weiter Ferne heran, und wir gingen gemeinsam nach draußen, um die Säuberung unserer Stadt zu beenden.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
ZUM LEBEN VERURTEILT
VON KELLEY ARMSTRONG
Daniel Boyd hatte schon so manche Hürde in seinem Leben genommen, und seine Sterblichkeit war nun die jüngste Herausforderung. Er war in eine illustre Familie von Magiern hineingeboren worden, Inhaber einer multinationalen Firma. Geld und Magie. Der sprichwörtliche Silberlöffel wäre es gewesen, hätte der Vater das Unternehmen nicht betrogen und damit sich selbst – und seine Söhne – um das Erbe gebracht. Aber wenn es Daniel gelungen war, diese Hürde zu nehmen, würde er auch das schaffen, was ihm jetzt bevorstand.
„Wir sind gerade auf dem Weg nach unten ins Labor“, sagte Shana über den Lautsprecher an seinem Computer. „Es ist unterirdisch, also hoffen wir mal, dass die Verbindung hält.“
Wenn man bedachte, wie viel Daniel für die Anlage hingeblättert hatte, sollte sie das auch. Er lehnte sich zurück und behielt das ruckelnde Bild im Auge, während Shana mit der Kamera in der Hand die Stufen hinabstieg.
Zwei Wochen war es jetzt her, dass er von seinem Arzt das Todesurteil erhalten hatte: Krebs, inoperabel. Noch sechs Monate zu leben. Das wollte Daniel nicht so einfach hinnehmen. Er besaß Geld, er besaß Macht, er hatte Beziehungen … Er würde einen Weg finden, um etwas an diesem Urteil zu ändern. Also hatte er eine Suche begonnen, die ihn tief in die illegale Welt des Übernatürlichen führte.
Shana hatte das unterirdische Labor in Peru schließlich erreicht. Sosehr es Daniel auch nach einem Heilmittel verlangte … Dafür um die ganze Welt reisen? Das kam für ihn nicht in Frage und war auch nicht nötig, solange er Shana hatte.
Sie war, wie er zu sagen pflegte, die perfekte Assistentin. So loyal, dass sie alle Befehle ausführte, ohne zu fragen. So scharfsinnig, dass sie stets erahnte, was er als Nächstes wollte. So attraktiv, dass alle Welt glaubte, er gehe mit ihr ins Bett, und so gerissen, das auch so stehen zu lassen.
Sie war jetzt schon seit sechs Jahren bei ihm, und er wusste nicht, wie er ohne sie hätte auskommen sollen. Glücklicherweise musste er sich darüber jedoch keine Gedanken machen.
„Sind Sie noch da, Sir?“, fragte Shana.
„Oh ja. Der Empfang ist einwandfrei.“
Das grinsende Gesicht eines Mannes mit kaffeebraun verfärbten Zähnen nahm den gesamten Bildschirm ein. „ Hola , Mr. Boyd! Ich freue mich über Ihr Interesse an meiner Forschungsarbeit. Ich heiße Sie herzlich …“
„Ich hab in zwanzig Minuten eine Besprechung.“
„Ah … natürlich. Sie sind ein viel beschäftigter Mann. Ich will Sie nicht …“
„Nein, genau … das wollen Sie nicht“, unterbrach ihn Shana. „Also, das hier ist das Laboratorium, nicht wahr.“
Die Kamera schwenkte über ein chromglänzendes Hightech-Labor. Dr. Gonzalez wurde finanziell von einer europäischen kabbalistischen Vereinigung unterstützt, die es bestimmt nicht gerne sah, wenn er von einem weiteren Kunden Zahlungen erhielt, doch er hatte Daniels Angebot einfach nicht ausschlagen können.
Gonzalez ging zu einem Tisch voller Becher und Reagenzgläser und begann zu erklären, wie er den genetischen Baustein herausdestilliert hatte.
„Unwichtig“, sagte Daniel. „Mich interessiert nur das Endergebnis.“
„Lassen Sie mir doch einfach die Ergebnisse zukommen“, schlug Shana vor. „Dann können unsere Wissenschaftler Ihre Analysen nachvollziehen.“
„Ja, natürlich. Schauen wir uns also die Versuchspersonen an.“
Der Bildschirm verdunkelte sich, als sie in den Gang traten. Daniel beantwortete drei E-Mails, während sie weitergingen und sich über das Heilmittel unterhielten. Es war kein Mittel gegen Krebs, und Daniel war schon frühzeitig klar geworden, dass das nur eine
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